30. Nov. 2016 bis 4. Jan. 2017
Montag, 2. Januar 2017: wir sind noch immer in Providencia, und das aus verschiedenen Gründen:
…. warten auf einen neuen Laderegler: Während unseres Aufenthaltes in Puerto Lindo ist der Laderegler für die Solarpanels ausgestiegen und wir beschliessen einen solchen via Internet in Providencia zu bestellen. Hier müssen wir aber erfahren, dass der Versand nur innerhalb dem kolumbianische Festland funktioniert aber nicht zu den Inseln San Andres und Providencia. Rat muss her und den finden wir bei Pablo. Er freut sich sehr als wir bei ihm aufkreuzen und hilft uns bei der Bestellung des Reglers. Dieser soll zu seiner Tochter Marcella welche ihn, Pablo, bald besuchen wird, nach Bogota ausgeliefert werden. So der Plan. Tatsächlich kommt die Tochter fünf Tage später in Providencia an, jedoch ohne Laderegler. Pablo bringt es fertig dass „Solar en Mercado Libre Colombia“ den Laderegler nun doch per Post und ausnahmsweise nach Providencia schickt. Am 18. Dezember trifft dann der Laderegler auch tatsächlich ein.
…. warten auch auf besseres Wetter: Providencia zu verlassen ist offenbar nicht ganz einfach. Schon im Juni mussten wir eine ganze Weile warten bis sich ein günstiges Wetterfenster öffnete. Anfangs Dezember ist es zwar noch günstig die Insel in Richtung Norden zu verlassen aber wir warten ja bekanntlich auf den Laderegler. Danach wird es sehr windig. Mit bis zu 45 kn rauschen die Böen über die Bucht. Wir sind froh dass der Anker mit 50 m Kettenlänge und Ankergewichten einmal mehr hält und auch die Boote vor uns ihren Halt gefunden haben. Ausserhalb der schützenden Riffe sind Wellenhöhen bis zu maximal 5 m angesagt, so dass an ein komfortables Wegkommen nicht zu denken ist.
Die Warterei auf günstiges Wetter, zunächst in Panama, und nun in Providencia geben uns genügend Zeit unsere Ziele für dieses Jahr nochmals zu überdenken. Wir beschliessen uns etwas bescheidener durch die Karibik zu bewegen und auf einen Besuch Kolumbiens zu verzichten. Stattessen planen wir nun eine Runde über Roatan (Honduras), Belize, Yukatan (Mexiko), Kuba, Grand Cayman und schliesslich in den Hurrikan sicheren Rio Dulce in Guatamala. Ob wir diese Runde wie beschrieben im Urzeigersinn, oder gegen den Urzeigersinn segeln, spielt eigentlich keine Rolle. Hauptsache ist, wir haben Zeit und kommen wieder mal so richtig zum Tauchen.
…. Providencia verführt zum Bleiben: über das schlechte Wetter kommen wir hinweg, der Charme Providencia‘s macht es möglich. Die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit der Menschen hier ist überwältigend und bringt uns immer wieder zum Staunen.
Im Städtchen Santa Isabel sind wir nicht mehr ganz fremd, da und dort kennt man uns noch vom letzten Aufenthalt, es wird uns immer wieder freundlich zugewinkt und ebenso freundlich gegrüsst, es macht wirklich Spass wieder auf dieser Insel zu sein.
Am privaten Dingydock meint der Besitzer auf die Frage ob wir unsere Titanic festmachen dürfen „no problem“, lacht und bringt uns gleich noch einen Fender um die Titanic zu schützen.
An der Insel-Tankstelle hat eine schwergewichtige Frau Erbarmen mit Claudia und will sie samt zwei Kanister voll Diesel auf ihrem Roller nach Santa Isabel fahren. Die gute Frau ging wohl davon aus, dass Claudia schon seit Geburt an die Roller gewöhnt wurde und mit „no problem“, ohne Helm sowie zwei Kanistern an den Armen balancierend aufsitzen könne. Glücklicherweise wartet die Titanic in der Nähe der Tankstelle und Claudia hat ein gutes Argument um freundlich das nette Angebot auszuschlagen.
Gibt es in Providencia einen Coiffeur? Ja, den gibt es und ich werde gleich hingefahren. Während „mein Fahrer“ auf der Veranda wartet sitze ich in der Coiffeur Ecke der Stube, die liebenswürdige ältere Dame des Hauses schneidet meine Haare gekonnt, wirklich gekonnt und das für sagenhafte 8000 Pesos, Fr. 2.80. Zurück im Städtchen will ich meinem Fahrer für seinen Taxidienst etwas bezahlen, „no problem“ und ich habe nicht den Hauch einer Chance seine Hilfeleistung finanziell zu honorieren. Erinnerungen an den vergangenen Juni werden wach als mich Moses auf seinem Roller zu Pablo fuhr und eine Stunde wartete, mich zurückfuhr und auch nichts wollte.
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Nicht nur die Bewohner der Insel machen den verlängerten Aufenthalt zum Vergnügen. Die Insel ist wunderschön. So besteigen wir, nachdem wir das schon im vergangenen Juni taten, nochmals den höchsten Berg der Insel, werden dabei mehrmals verregnet, treffen gleich verregnete Waldarbeiter bei bester Laune und geniessen schliesslich die herrliche Aussicht über das Archipel. Mit dem Kajak umrunden wir die Insel Catalina, die kleine Schwester von Providencia, und mit dem Velo geht’s schliesslich einmal mehr rund um die Insel.
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…. gute Nachbarn am Anker: während unseres Aufenthaltes machen wir auch Bekanntschaften mit anderen Crews: so Cécile und Sylvain mit Katamaran Pura Vida (Kanada), Peter und Hund mit Drum Thunder (USA), Mary und Paul mit Genesis III (Kanada), Deb und John mit Orion I (England) und schliesslich Doris und Hans mit RioCaya (Schweiz) die wir bereits in Bocas kennengelernt haben. Während Abenden, mal auf dem einen, mal auf dem anderen Boot, werden wertvolle Tipps, Bücher, elektronische Seekarten und mit fortschreitendem Abend natürlich auch „Seglergeschichten“, davon gibt es viele, ausgetauscht.
Aber nicht nur für abendliche Unterhaltung ist gesorgt. Auch bei den Nachbarn läuft nicht immer alles rund. Da gibt es bei Paul und Mary einen kaputten Kühlschrank, bei John und Deb platzt der Hochdruckschlauch der Entsalzungsanlage, die Gallina hat wieder mal Wasser im Diesel, muss am Bug etwas geflickt werden und eine ganze Weile ist die Titanic das einzige Dingy in der Bucht dessen Motor einwandfrei läuft. Also das typische Ankerdasein mit mehr oder weniger guten Ratschlägen hüben und drüben.
Auf der RioCaya läuft zu vieles sehr schief. Der Ladeverteiler, welcher beim Laden die Starterbatterie von den Haushaltsbatterien trennt wird bei Belastung so heiss, dass die Kabelummantelungen zu schmoren beginnen. Meine Hilfeleistung ist gefragt, ich gebe mein bestes, erkenne, dass die fünf Batterien nichts mehr taugen und ersetzt werden müssen, helfe die neuen Batterien anzuschliessen, demontiere die alte Lichtmaschine und montiere die Neue, verschliesse den Seewasserfilter richtig, erkenne dass ein dickeres Kabel von der Lichtmaschine zu den Batterien geführt werden muss, liefere gleich ein solches, trotzdem wird auch die neue Lichtmaschine beim Laden zu heiss und ich höre schliesslich von Mr. Bing, dem lokalen Mechaniker und Elektriker der inzwischen mit seinem Sohn auch zum Reparaturteam gestossen ist , dass die Batterien so nicht angeschlossen werden dürfen. Na ja, in der Eile habe ich eben auf die üblichen Batterieklemmen verzichtet und stattdessen in die Bleizapfen der Batterien je ein Gewinde geschnitten, so dass die Kabelschuhe von oben mit einer Schraube festgezogen werden konnten – hat ja schliesslich bei mir auch schon tadellos funktioniert -. Anderntags werden dann neue Batterieklemmen montiert und trotzdem wird die Lichtmaschine beim Laden noch immer zu heiss. Mr. Bing und Sohn trennen sinnigerweise die Starterbatterie und die Haushaltsbatterien voneinander, so dass nun getrennt geladen werden kann und dabei die Lichtmaschine nicht mehr ganz so heiss wird.
…. die Rückkehr der RioCaya: am 23. Dezember verlassen Hans und Doris mit ihrer RioCaya die schützende Bucht von Santa Isabel mit Kurs in Richtung Norden. Die Wetterprognosen versprechen wenig Gutes. Aber die lieben Freunde stehen unter Zeitdruck – oder machen sich einen solchen -. In Belize warten nämlich ihre Tochter mit Schwiegersohn. Am 24. nachmittags kehrt die RioCaya mit zerrissener Genua in die Bucht zurückkehrt. Über Funk bittet Hans um Hilfe beim Ankermanöver, Claudia bringt mich mit der Titanic zur RioCay und im Moment wo ich das Schiff besteigen will läuft dasselbe auf Grund. Doris und Hans sind vor Erschöpfung so ziemlich handlungsfähig. Auf mein Anraten hin versuchen wir es mal mit dem Rückwärtsgang aber die schwere Yacht macht keinen Wank. John organisiert im Hafen einen Fischer mit einem offenen 100PS „Karibikboot“ und über Heck ziehend gelingt es mit gemeinsamen Kräften die alte Hallberg Rassy freizubekommen. So schnell wie der Fischer gekommen ist verschwindet er mit seiner Shira. Uns bleibt gerade noch Zeit ein Dankeschön zu winken. Einmal am Anker muss nun die zum BH verwickelte und am Schothorn gerissene Genua geöffnet werden. Bei 30 kn Wind schlägt das Segel heftig und nicht ganz ungefährlich. Inzwischen ist auch John an Bord gekommen und wir sind uns rasch einig. Zuerst bringen wir am Schothorn ein drittes Schott an mit welchem sich dann die Genua, nachdem die verwickelten Schoten durchschnitten sind, öffnen und danach bergen lässt. So besprochen, so getan, es ging besser als erwartet.
Später, zum Weihnachtsessen, Claudia kocht eine wunderbare Pasta, treffen wir uns auf der Gallina und hören was auf der RioCaya in den letzten 24 Stunden bei sehr rauer See abging. Der Autopilot hat versagt und in den Motorraum ist Wasser eingedrungen. Handsteuernd, wasserschöpfend und sehr traurig sind die beiden also nach Providencia zurückgekehrt.
…. Mittwoch, 4. Januar 2017: endlich, nach langem Warten zeigt sich seit gestern ein günstiges Wetterfenster, so dass wir uns frühmorgens in Richtung Norden laufend von Providencia verabschieden können. Ob wir nun Roatan oder Grand Cayman ansteuern wollen wir erst unterwegs nach dem Wetterbericht vom 5. Januar entscheiden.