Cayman Islands


7. Januar bis 30. März 2017

 

Governors Creek 7.1. bis 17.1.

Blick aus unserer Küche

Wir hängen nun seit einigen Tagen an einer Boje im Governors Creek. Zu stark ist der Nordwind und zu hoch sind die Wellen um den North Sound durch den Main Channel zwischen den Riffen ohne Risiko zu verlassen. Um uns herum liegen noch drei oder vier andere Boote, dahinter Mangroven oder Villen, keine kleinen, eher Paläste. Es ist noch nicht lange Nacht und doch sehr still. Es ist so ruhig dass wir schon beim pinkeln ins Cockpit WC das Gefühl haben die ganze Bucht zu wecken. Das Leben scheint sich hier – wenn überhaupt – hinter Glas und in klimatisierten Räumen abzuspielen. Nach Einbruch der Dunkelheit sehen wir in den tagsüber von Jamaikanern, Kubanern, Honduraner, Philippiner …… gepflegten Gärten nur selten jemanden. Sitzen mal ausnahmsweise abends doch drei Leute auf der Veranda, so sieht das schon verdächtig nach einer Party aus. Wir haben hier absolut kein Karibikfeeling. Es fehlt die Musik und die ausgelassene Fröhlichkeit. Würde es noch schneien, wähnte man sich in einem luxuriösen helvetischen Villenviertel während den Weihnachtstagen, alles gedämpft. Natürlich verbringen wir die Zeit im Governors Creek nicht einfach mit Villengucken. Wir besuchen verschiedene Orte der Insel, suchen in ganz Georg Town nach Ersatzteilen und werkeln wie immer etwas an der Gallina. Was für die alt eingesessene Bevölkerung von Grand Cayman bestimmt ein wichtiges alljährlich wiederkehrendes Ereignis ist, präsentiert sich für uns in liebevoller, Komik. Da werden in den vermeintlich schönsten Kleidern den Festreden unter Festzelten gelauscht, Orden zur Show getragen, alle Hereos, es sind viele, namentlich erwähnt und die im uniformierten Schritt vorgetragene Marschmusik überstanden. Immerhin, nach dem offiziellen Teil sorgen verschiedene Imbissbuden und eine Steelband aus Jamaika für etwas karibische Stimmung.

Endlich am 17.1. wagen wir den Ausbruch aus dem Northsound. Im Main Cannel erwarten uns noch Wellen von 2 Meter Höhe in kurzen Abständen, so dass es ein paarmal ganz übel schlägt und Wasser über das Vorderdeck strömt. Einmal draussen segeln wir um das westliche Ende der Insel bis zur Seven Mile Beach wo wir an einer Boje festmachen.

National Day of Heroes, 23. Januar 2017

Was für die alt eingesessene Bevölkerung von Grand Cayman bestimmt ein wichtiges alljährlich wiederkehrendes Ereignis ist, präsentiert sich für uns in liebevoller Komik. Es ist der „National Day of Hereos“ am 23. Januar. Da werden Festreden unter Festzelten gelauscht, Orden zur Show getragen, alle Hereos, es sind viele, namentlich erwähnt und die im uniformierten Schritt vorgetragene Marschmusik überstanden. Immerhin, nach dem offiziellen Teil sorgen verschiedene Imbissbuden und eine Steelband aus Jamaika für etwas karibische Stimmung. Klar, wie alle karibischen Inseln haben, haben auch die Caymans seit Kolumbus Fahrten durch die „West Indiens“ eine bewegte Geschichte erlebt.

Seit Kolumbus am 10. Mai 1503 die drei Inseln eher zufällig entdeckt, er ist vom vorgesehenen Kurs abgedriftet, dienten sie zunächst durchfahrenden Schiffen zur Wasser- und Proviantaufnahme. 1586 landete als erster Engländer Sir Francis Drake mit einer Flotte von 23 Schiffen auf den Cayman Inseln. Im Vertrag von Madrid 1670 wurden Jamaika und die Caymans den Engländern zugesprochen.Mit den ersten ansässigen Siedlern wurden auch Sklaven zum Anbau von Baumwolle und Zuckerrohr auf die Inseln gebracht. 1788 erlebte eine von Jamaika kommende Handelsflotte bei Grand Cayman Schiffbruch. Auf den Schiffen befanden sich auch Angehörige der britisch königlichen Familie. Alle wurden gerettet und aus Dankbarkeit befreite König Georg III die Inselgruppe von sämtlichen Steuern, was wohl bis in die heutigen Tage einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Finanzwelt hat. 1835 war es dann mit der Sklaverei vorbei und in der darauf folgenden Zeit entwickelte sich eine bunt gemischte Bevölkerung aus aller Welt, deren Sitten und Gebräuche aber nach wie vor in alt britischer Tradition verwurzelt sind. Das Eintreffen des ersten Kreuzfahrtschiffes 1937 auf den Caymans war der Beginn einer blühenden Tourismusindustrie deren Entwicklung bis heute stetig aufwärts verläuft. Während 1962 Jamaika unabhängig wurde entschieden sich die Caymans den Status als britische Kronkolonie zu behalten.

In Georg Town shoppen

Da wir den flüchtigen Windgenerator durch einen kleinen Benzingenerator austauschen wollen, die Titanic, unser Dingy, auch schon in die Jahre gekommen ist, die Förderpumpe für die Entsalzungsanlage das zeitliche gesegnet hat, Claudias Fingerhut in die Brüche gegangen ist und vieles mehr wie Keilriemen, WC Besen, Ölfilter, Dieselfilter, Flossen, Leim, Pinsel und Rollen, O-Ringe, Tauchcomputer ….. notwendigerweise ersetzt werden müssen, suchen wir während Tagen in Georg Town nach den begehrten Artikeln. Oft zu Fuss unterwegs, Kleinbusse bedienen nur die wichtigsten Routen und die Taxis sind zu teuer, kennen wir bald viele Heim-, Handwerker- und Yachti Läden. Den kleinen Benzingenerator wie auch die geeignete Förderpumpe finden wir nicht und das erfolgreich bei Scott Marine gefundene Schlauchboot ist mit einem sagenhaft horrend hohen „kaimanen“ Preis ausserhalb jeglicher Anständigkeit. Nah dies Nah finden wir jedoch die meisten der so begehrten Kleinigkeiten.

Unsere Streifzüge durch Georg Town zehren nicht nur an den Finanzen sondern geben uns auch einen guten Einblick wie unterschiedlich auf der Insel gelebt wird. In den Handwerker- und Industriegegenden, sowie in den Aussenquartieren mit vorwiegend schwarzer Bevölkerung wird es zunehmend „karibisch“. Die Quartiere leben, wir fühlen uns wieder mehr in der Karibik. In all den besuchten Läden ist das Verkaufspersonal mal mehr, mal weniger kompetent, jedoch immer sehr freundlich und aufgestellt. In Kirks House and Home Shop, dieser ist immens gross, trennen wir uns, Claudia sucht Fixleintücher bei den Textilien und ich 12 V Sicherungen und Halter in der Handwerkerabteilung. Wie es so kommt finden wir uns nach 20 Minuten nicht mehr. Eine schwarze Verkäuferin, sie hat offenbar vorhin Claudia beraten, hilft mir beim Suchen. „If we dont find your wife, we give you an other“ beruhigt sie mich und schreitet “women, women” rufend voran durch die Gestellreihen der Haushaltsabteilung. Schliesslich finden wir „the right women“ und zum fröhlich, ausgelassenen karibischen Finale werden wir von unserer Betreuerin zur vorgesehenen „Ersatz-women“, es ist eine der Kassiererinnen, geführt. Wir bezahlen und verlassen lachend und glücklich den Laden. Glücklich, dass wir einander wieder gefunden haben.

First Immigration Extension

Warten in der Immigration

Wir sitzen im Wartesaal der Immigration mit Blick auf die Portraits königlicher Majestäten und warten bis am Bildschirm unsere gezogene Nummer „G 762, first immigration extension“ erscheint. Am Grossbildschirm neben den gerahmten Portraits der Königlichen wird in einer Sendung des CNN über Trumps „travel ban“ diskutiert. Links, rechts, vor und hinter uns sitzen Jamaikaner, Kubaner, Honduraner …. wohl ein ganzer Querschnitt durch die Karibik die in das britische Überseegebiet einreisen wollen. Eine eigenartige Welt, hier Mitten in der Karibik, Linksverkehr, Kayman Dollar als Währung, Hedgefonds, Luxusvillen, Luxusläden, Hühner und Iguanas auf den Strassen, Kreuzfahrer in Massen, Immigranten aus der ganzen Karibik, Tauchspots rund um die Inseln, Schmuckläden, Schnapsläden, Souvenierläden,  …… Endlich, Nummer G 762 erscheint an der Anzeige, wir sind dran und am Fernseher laufen mittlerweile Wetterberichte aus aller Welt. Problemlos, sehr freundlich und für eine Gebühr von je 50 KYD$ wird unser Aufenthalt um 2 Monate verlängert. Beim Verlassen des Gebäudes berichtet CNN erneut über Trumps „travel ban“.

Damit nicht genug. Die Gallina braucht noch eine „Extension for Vessel“. Diese gibt’s am Zoll, wo uns in voller Zuständigkeit seiner Funktion, „Deputy Collector of Customs“, und seiner Blasiertheit der Beamte Jeff Jacksen, ein Weisser, empfängt und uns schliesslich mitteilt, dass wir weitere 200 KYD$ zu bezahlen hätten. Somit ist nun auch der Aufenthalt der Gallina voll legalisiert.

Apropos Hühner, es gibt viele auf Grand Cayman und in Georg Town. Sie wurden und werden von schwarzen Immigranten eingeführt und sind überall anzutreffen. So gackert und kräht es vor Supermärkten, aus Friedhöfen, vor zollfreien Juwelier- und Schnapsläden oder scharrt es in den Blumenbeeten im exklusiven Einkaufsviertel der Camana Bay ………. Das Schöne ist, man lässt die Viecher gackern, krähen, scharren, Eier legen und es wissen wohl nur Eingeweihte wem und wohin sie gehören. Sie scheinen hier voll akzeptiert und zum integrierten Bestand der Insel zu gehören.

wir tauchen, tauchen ….. und tauchen! 

Man kann sich natürlich fragen weshalb die beiden so lange in diesem Steuer- und Finanzparadies verweilen wollen. Nach gut einem Jahr Karibik und immer auf der Suche nach klarem Wasser sind wir oft enttäuscht worden. Von den aufgesuchten Gewässern überzeugten einzig die Archipele im südlichen Kuba um die Cayman Inseln. Die Letzteren bieten den Vorteil, dass überall rund um die Inseln unzählige und gut gewartete Bojen über den besten Tauchgründen gesetzt sind. An diesen dürfen nicht nur einheimische Tauchboote, sondern auch Gastjachten kostenlos festmachen. So tauchen und übernachten wir mal an der einen Boje um am folgenden Tag eine andere aufzusuchen; Bojenhüpfen sozusagen. Es sind für uns im Zweier Team ideale Bedingungen um unbeschwert immer wieder neue Tauchgebiete zu erkunden. Jeder Tauchgang, ob über einem Riffabgrund, im Flachwasser oder an einem der zahlreichen Wracks, offenbart uns, den bis anhin bescheidenen Mittelmeertauchern, eine enorme noch nie gesehene Artenvielfalt. Wir geniessen unsere ganz private Tauchsafari!

Ein neuer Motor für den Kompressor

Der Aufenthalt auf den Caymans gibt uns auch Zeit den Kompressor zu revidieren. In der Folge entschliessen wir uns auch den alten Antriebsmotor durch einen neuen zu ersetzten. Rahel, die in Kalifornien lebende Schwester von Claudia bestellt in Kanada einen neuen 5,5 PS Honda Motor. Dieser wird nach Florida geliefert wo ihn David St. John, ein Mitarbeiter von Rahels Ehemann Buck, empfängt und per Fedex nach Georg Town verschickt.

Auf dem Fedex Büro in Georg Town teilt man uns mit, dass wir für den 300 US$ Motor noch 250 KYD$ (ca. 300 US$) Zoll zu bezahlen hätten. Die sehr freundliche Fedex Dame, eine Immigrantin aus Kuba, hat Verständnis als wir erklären, dass der Motor in Georg Town eigentlich nur Transitstatus habe und schickt uns zum Fedex Hauptsitz beim Flughafen wo uns eine andere, bereits vorinformierte Dame, ebenfalls aus Kuba, mit einem vorbereiteten Formular empfängt. Wir unterschreiben das Formular, bezahlen 10.5 KYD$ und erfahren, dass der Motor nun ins Hafen Zollamt spediert wird. Tatsächlich am späteren Nachmittag können wir den Motor in Empfang nehmen und mit der Titanic zur Gallina bringen.

Am nächsten Morgen wollen wir den alten gegen den neuen Motor wechseln. Ganz einfach, sechs Schrauben lösen und das Keilriemenrad vom alten Motor auf den neuen montieren. Tatsächlich lassen sich die Schrauben locker lösen, jedoch das Keilriemenrad scheint offenbar ein fester Bestandteil des alten Motors zu sein. Ein „Gear Puller“ (Radzieher) muss her meint Larry von der benachbarten Yacht Serengeti. Klar doch, kriegt man ja in jedem Laden – schliesslich finde ich einen solchen bei Parkers einem Handwerkerladen im Industrieviertel von Georg Town. Mittlerweile ist es Abend.

Am nächsten Morgen gelingt es uns trotz „Gear Puller“ nicht das Rad zu ziehen. Wiederum weiss Larry Rat. Bald kommt er zusammen mit seiner Frau Sue und bewaffnet mit einem kleinen Gasbrenner, dessen Gas darin soll heisser brennen als Propangas, sowie einem speziellen Kriechöl das den Sitz des Rades etwas lockern soll. Mit gemeinsamen Kräften, Sue und Claudia überwachen die Operation, Larry heizt mit dem Brenner das Keilriemenrad und ich ziehe mit dem Puller an demselben, gelingt es uns das Objekt dem alten Motor zu entreissen.

Mit Larry am Werkeln

Die grosse Freude wird aber augenblicklich getrübt. Unter dem Rad gibt es noch ein Distanzrohr welches um die Antriebsachse liegt und, weshalb auch nicht, mit gleicher Hartnäckigkeit festsitzt. Dummerweise ist der Puller für das Rohr zu gross, seine Klauen können dieses nicht fassen. Da ich Larrys Gasbrenner und Kriechöl nicht übermässig benutzen will, bin in bald auf einem weiteren Gang durch Georg Town zu Parkers um die beiden nützlichen Hilfsmittel gegen ein paar KYD$ zu tauschen. Man weiss ja nie – doch irgendwo ganz im Innern weiss man es doch – man wird das Zeugs wieder mal brauchen. Mittlerweile ist es wiederum Abend.

Am nächsten Morgen modifiziere ich zunächst den „Gear Puller“ mit Eisensäge und Feile bis dessen Klauen richtig angesetzt werden können. Zusammen mit dem Vortags erworbenen Gas und ÖL lässt sich nun das Rohrstück ohne grosse Mühe entfernen. Geschafft, die Montage des neuen Motors ist dann sehr einfach und bald läuft der Kompressor auf Hochtouren.

Kreuzfahrer

Wir sitzen im Cayman Coffee Club am wifi mit Passwort „betterthanstarbucks“. Ich versuche etwas zu bloggen und Claudia lädt ein Hörbuch herunter. Draussen spazieren einige Kreuzfahrer vorbei, einige joggen gar oder radeln auf einem Mietvelo den Linksverkehr übend entlang der North Church Road. Es geht schon beinahe sportlich zu und her. Es muss ein europäisches Kreuzfahrerschiff vor Anker liegen. Wir haben nämlich im Verlaufe unseres Aufenthaltes beobachtet, dass die durchschnittlichen KreuzfahrerInnen aus Europa schlanker und beweglicher sind als ihre Artgenossen aus den USA. Tatsächlich bestätigt ein Blick nach draussen unsere Vermutung. Am Anker liegt als einziges Schiff die Aida Luna aus Deutschland. Heute ist Samstag und an Wochenenden besuchen keine oder wenige Schiffe die Insel. Da ist jeweils von Dienstag bis Donnerstag wesentlich mehr los. Am letzten Dienstag lagen rekordverdächtige sieben Schiffe vor Anker und entluden ihre Fracht, was wahrscheinlich für die Hafen-, Zoll- und Immigrationsbehörden eine logistische Meisterleistung abverlangte. Dann, jeweils  kurz vor oder nach

Schlangenstehen für die Rückkehr an Bord eines Cruisers

Sonnenuntergang lichtetet ein Schiff nach dem anderen die Anker und verschwindet langsam am abendlichen Horizont. Aus der Hafenstatistik ist zu entnehmen, dass 2016 insgesamt 577 Cruiser bei Georg Town ankerten und dabei 1.711.849 Passagiere zum duty free Shoppen, baden, schnorcheln, jet skien, tauchen, biken ……… umsetzten. Alleine diesen Februar waren es 71 Schiffe und 189.704 Passagiere. Für kleine Insel Destinationen wie die Caymans bringt dieser „zeitgemässe“ Tourismus nicht nur für die Redereien Vorteile. Ohne eine aufwändige Infrastruktur anbieten zu müssen werden viele Arbeitsplätze geschaffen und Devisen eingefahren.

 Ein Ausflug nach Little Cayman

Vom 19. Februar bis 2. März haben wir Besuch von meinem Studienkollegen Paul. Nach seinem USA Aufenthalt hängt er noch einige Tage Caymans an und bringt uns trotz der Kurve über die USA auch einige wichtig Ersatzteile. Es ist schon beinahe 40 Jahre her, dass wir das letzte Mal zusammen an der Küste Sardiniens getaucht haben. Jetzt tun wir das zunächst an der Westküste von Grand Cayman bis die Winde aus Norden so zunehmen, dass uns, wie auch schon, die Port Security empfiehlt in den Governors Creek zu dislozieren wo wir bis zum 24. Februar frühmorgens bleiben. Bereits um 8.30 sind wir über der Stingray City an einer Boje und füllen die Tauchflaschen. Der Ort hat den Namen weil sich hier oft viele Rochen in drei bis vier Meter Wasser tummeln. Leider ist das heute nicht der Fall, nur wenige der flachen Gesellen machen sich bemerkbar. Nach dem Tauchgang verlassen wir den Northsound durch den Main Channel und halten Kurs, 77 Grad, auf Little Cayman. Der Wind bläst mit ca. 3 bis vier Windstärken aus Südsüdost und wir laufen mit dem Code Zero, einem Leichtwindsegel, mit guter Fahrt unserem Ziel entgegen.

Wer glaubt von Grand Cayman nach Little Cayman zu segeln sei einfach täuscht sich. Der Wind bläst hier, wie in der ganzen Karibik, meist aus Osten oder Nordosten. Ein Aufkreuzen bei entsprechend hohem Seegang wäre also für die gestählte Crew angesagt. Da wir jedoch nicht in diese Seglerkategorie gehören und auch nicht gehören wollen braucht es etwas Geduld bis zum Eintreffen eines günstigen Wetterfensters wie es sich nun am 24. und 25. Februar glücklicherweise präsentiert. Aber nicht nur Wind und Seegang können den Törn nach Little Cayman erschweren. Zwischen den beiden Inseln liegen ca. 50 sm internationale Gewässer was ganz den Regeln entsprechend zusätzlichen Papierkram abverlangt. So betreten Paul und ich am 23. Februar das Gebäude der Port Authority. Im ersten Stock wollen wir uns bei der Immigration abmelden, werden aber zunächst ins Erdgeschoss zum Zoll geschickt, dort wird ein Papier für 6 KYD$ ausgestellt mit welchem wir abermals die Immigration aufsuchen wo das Papier einen ordentlichen Stempel kriegt und man uns zum Büro der Port Control ordert, welches sich aber als falsches entpuppt, das richtige ist im Erdgeschoss, dort wird nochmals gestempelt mit der Bitte abermals das Zollbüro aufzusuchen wo uns schliesslich erklärt wird, dass nun alles in Ordnung sei, wir innerhalb 24 Stunden Grand Cayman verlassen und uns bei der Rückkehr wieder Anmelden müssten. Ok, alles klar.

Little Cayman, eingezeichnet alle Tauchbojen

Am 25. Februar frühmorgens erreichen wir recht ausgeruht Little Cayman. Es macht doch einen beträchtlichen Unterschied ob die Nachtwachen zu zweien, oder wie letzte Nacht, zu dritt geschoben werden. Über dem Soto Trader Wrack, machen wir an einer Boje fest, füllen die Tauchflaschen und sind bald im klaren Wasser am Tauchen. Das Wrack ist noch nicht sehr alt und zeigt dem entsprechend noch einen bescheidenen Bewuchs an Korallen und Schwämmen. Trotzdem ist es immer wieder faszinierend ein solches in Begleitung von zahlreichen Fischen zu erkunden. Am Nachmittag versetzen wir uns durch die schmale Öffnung im Riff in den South Hole Sound und machen an einer Boje bei 2.5 Metern fest. Mit der Titanic fahren wir an einige vertäuten Tauchbooten vorbei an den Strand mit der Absicht die nähere Umgebung etwas anzuschauen. Entlang dem Strand stehen einige Häuser, Herbergen und kleine Hotels. Dahinter folgt eine asphaltierte Strasse auf deren gegenüberliegenden Seite ein Vogelschutzgebiet angrenzt.

Trophäen

Der ganze Ort macht einen recht sauberen aber auch verschlafenen Eindruck. Man ist hier in erster Linie zum Tauchen und Hochseefischen auf Besuch, ansonsten scheint sich nicht viel zu regen. In einer Hotelbar machen wir halt. Mit je einem „White Tip Lager“ für Paul und mich, einem Ironshore Bock für Claudia, beides lokale Biere aus Grand Cayman, geniessen wir eine Pause in der doch eher langweiligen Bar. Auf der „White Tip Lager“ Dose ist ein Weisser Hai mit dem Vermerk „ The sea is a dangerous place … for sharks! 70 million are eaten by humans each year“ dargestellt. Entlang dem Strand, vorbei an einigen Sportfischerbooten mit ihren langen Angelruten, vorbei an einer beginnenden Barbecu Party, was dem Ort so etwas wie Leben einhaucht, geht’s zurück zur Titanic.

Am nächsten Morgen verlassen wir den South Hole Sound in Richtung Nordwestküste der Insel. Unterwegs fangen wir wieder mal einen Fisch, es ist ein Barrakuda. Kurze Zeit später machen wir an einer weiteren Boje über 9m Grund fest. Beim Eintauchen und ersten Blick nach unten staunen wir nicht schlecht. Wir sind genau über der Riffkannte und da geht es bodenlos nach unten, kein Grund ist zu sehen. Was sich uns aber im flachen Wasser eröffnet ist grossartig. Wir tauchen in einem wunderschönen Korallengarten mit vielen Fischen. Es fehlen nur noch einige Riff Haie für den perfekten Tauchgang. Immerhin verbirgt sich zwischen den Korallen ein mittelgrosser Ammen Hai. Für das Festessen mit Barrakuda* und das Übernachten dislozieren wir an eine einigermassen geschützte Boje an der Westküste von Little Cayman.

Little Cayman und Cayman Brack stehen aus seefahrerischer Sicht ungünstig im Wasser. Beide Inseln sind sehr schmal und in ihrer Länge von West nach Ostnordost ausgerichtet was zu Folge hat, dass bei den vorherrschenden Wind- und Wellenrichtungen aus Osten oder Nordosten nur wenige Orte guten Schutz bieten. Dies erfahren wir auch an unserem Bojenplatz wo es im Laufe der Nacht doch stetig unruhiger wird. Bei den Wetteraussichten der folgenden Tage mit zunehmenden Winden aus Nordosten entschliessen wir uns am folgenden Morgen zurück nach Grand Cayman zu segeln. Die Rückfahrt bei relativ hohen Wellen und noch wenig Wind wird etwas zur Geduldsprobe und Claudia hat genügend Zeit um drei Mängel zu entdecken. So verkürzen wir unterwegs eine angerissene Reff Leine und ersetzen eine Leine am Code Zero, sowie ein Schäkel am Grossbaum.

Leider fanden wir auf die Frage von meiner Schwester Christine, ob die Briefkästen auf Little Cayman kleiner sind als auf Great Cayman, keine schlüssige Antwort. Zu kurz war unser Aufenthalt dort.

Das Schiff der Port Control

Im Laufe des nächsten Morgen werden wir von den beiden stets gut gelaunten Beamten der Port Control per Boot von der Gallina geholt und zu unserem Erstaunen zur Zoll und Immigrationsbehörde gebracht um dort von Neuem und im Schnellverfahren einzuklarieren. Im Schnellverfahren wohl deshalb weil wir zwischen den zahlreichen Kreuzfahrern abgefertigt werden müssen, was auch der gestressten Zollbeamtin anzumerken ist. Diese folgt uns nämlich bis zum Boot der Port Control und beklagt sich bei unseren Begleitern wahrscheinlich, so genau verstehen wir das Kreol Englisch nicht, über unser Erscheinen ausserhalb des Abfertigungsprotokolls. Wie auch immer, die beiden Offiziere geben charmant lachend Antwort und beginnen beim Ablegen fröhlich eine karibische Melodie anzustimmen. Sie erklären uns, dass auf diese Weise das Einklarieren für uns viel rascher ginge da wir ansonsten bis abends wegen den zahlreichen Kreuzfahrtschiffen hätten warten müssen. Etwas später  wollen die beiden wissen was der Name „Santa Gallina“ bedeutet. So erzähle ich die Entstehungsgeschichte vom „Holly Chicken“ auf einem sardischen Bauernhof inmitten von Hühnern. Alles klar, aber weshalb ich dann einen „Squid“, einen Kalmar, aufgemalt hätte. Darauf weiss ich eigentlich keine so genaue Antwort. Möglicherweise die „künstlerische“ Freiheit des Biologen und weil das Viech einfach gefällt.

Manaia, Rosetta und Tomaso

Eines Tages nach der Abreise von Paul, wir entladen gerade die Titanic von unseren Einkäufen, nähert sich uns ein Dingy und wir werden überraschend mit unseren Namen gerufen. Es sind Tomaso und Rosetta, ein baselzürcherisches Paar die mit ihrem Schiff Manaia von Kuba kommend hier eine Boje entfernt liegen. Über Doris und Hans haben sie erfahren, dass wir hier auf den Caymans sind. Spontan gibt es ein Gespräch von Dingy zu Dingy und wir vereinbaren für den nächsten Abend ein Nachtessen auf der Gallina. Drei Tage später sind wir auf der Manaia zum Nachtessen und zwei Tage darauf verlässt die Manaia Georg Town in Richtung Roatan. Es ist schon erstaunlich wie „klein“ die Welt der Fahrtensegler ist. Mit der Zeit eröffnet sich ein Geflecht von Bekanntschaften. „Ah, kennt ihr diese Crew, ja doch kennen wir, haben sie in …… getroffen und sind Bekannte von …..“. Gute Bekanntschaften: man geht spontan aufeinander zu, hat natürlich ähnliche Interessen, hilft sich gegenseitig mit Rat und Tat, macht ab und zu auch einen gemeinsamen Ausflug, verabschiedet sich irgendwann, bleibt per Mail im Kontakt und trifft sich vielleicht irgendwo wieder.

 

 

 

 

 

 

 

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