Related Posts by rolf:

Copper Coat und Pläne

Freitag, 31. Juli 2020: ich bin nun schon einen Monat in Aruba und Claudia ist seit dem 14. Juli in der Schweiz. Sie kann nun nach Belieben ihre Wanderlust im helvetischen Gebirge ablaufen, während ich mich der Vengo widme. Das liest sich fast etwas unfair, ist es aber keinesfalls, ich habe ihr sogar den Vorschlag zur vorgezogenen Heimreise gemacht. Mit einigen Modifikationen soll die Vengo langsam zu meinem Schiff werden. Allein schleift, harzt und malt es sich besser, denn Chaos wird von der Crew der Vengo oft recht verschieden interpretiert. Mit anderen Worten, die Vengo ist vorübergehend zur Werkstatt geworden.

Der Hauptgrund aber um meinen Aufenthalt zu verlängern, war die Absicht das Unterwasserschiff mit Copper Coat als Antifouling zu behandeln. Diese aufwändige Arbeit sollte in unserem Auftrag durch die Werft der Marina ausgeführt werden, von der Gallina wissen wir ja bereits, wie es geht. Nach einigen negativen Erfahrungen von Arbeiten in Werften, wie jüngst zum Beispiel in Canet en Roussillon (Frankreich) und auch nach Begutachten der lokalen Baukünste unseres von der Marina gemieteten Ein-Zimmer-Studios, erschien es mir doch vorteilhaft die Arbeiten zu begleiten. Skepsis ist allemal angebracht, die Beschichtung mit Copper Coat verlangt ein präzises Arbeiten sowie Timing, von beidem war ich bislang in der Karibik nicht immer überzeugt.

Copper Coat ist ein Gemisch aus Kupfer und Epoxid Harz, wirkt gegen marinen Bewuchs, wird kaum abgetragen und hält 10 Jahre und länger. So entfällt der jährliche Neuanstrich mit üblichem Antifouling. Das Produkt ist in der Anschaffung sehr teuer, über die Jahre aber wohl eher günstiger als die üblichen Produkte. Obendrauf ist es auch recht umweltfreundlich, gar im Bodensee zugelassen und das will doch etwas heissen.

Das Auftragen mit Copper Coat verläuft im Wesentlichen in vier Schritten, welche ein sehr genaues Arbeiten verlangen:

Zunächst muss mal das alte Antifouling, mittels Sandstrahlen und Schleifen, bis auf den Gel Coat entfernt werden. Im zweiten Schritt werden die dabei im Gel Coat entstandenen Löcher ausgebessert. Dieses Spachteln und Schleifen nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.

Nach zwei Wochen ist soweit alles vorbereitet, das Material aus Miami pünktlich eingetroffen und es kann mit Schritt drei, dem zweimaligen Auftragen des Voranstriches oder Primers begonnen werden.

Vor dem letzten wichtigen Schritt, dem Auftragen von Copper Coat, wird der Primer angeschliffen was später eine schönere Oberfläche bewirkt. Nach einer gründlichen Reinigung kann mit dem Auftragen des Copper Coat begonnen werden. Dabei muss die Arbeit in einem Tage erledigt sein. Vier Schichten werden nacheinander feucht in feucht aufgerollt. Zu viert haben sie diese heikle Arbeit erledigt. Rishi der Werftchef hat die Komponenten, Harz, Härter und Kupferpulver zusammengegossen und die Arbeiten überwacht, Ethan hat durch ständiges Aufrühren des Gemisches darauf geachtet, dass das Kupfer in der Wanne nicht absinkt und abwechselnd den beiden an den Rollern, Pepe und Gerrard, vom Gemisch nachgeliefert. Die Arbeit verlief ruhig und konzentriert, vom karibischen Palaver und Lachen war nichts zu hören, still, konzentriert und zügig wurde in perfekter Weise Schicht um Schicht aufgetragen. Am Mittwoch wurde der Steuerbordrumpf und am Donnerstag der Backbordrumpf fertig gestellt.

Die vier haben grossartig gearbeitet, der Anstrich ist aus einem Guss, keine Wolken, Tränen oder ähnliche Unschönheiten, einfach perfekt. Rishi hat sich minuziös auf das Unternehmen Copper Coat vorbereitet, die Anleitungen genaustens studiert und seine Arbeitsvorbereitungen waren absolut professionell.

Vor drei Wochen haben wir mit dem Projekt Copper Coat begonnen und nun ist es abgeschlossen. Ich habe mich in dieser Zeit auf der Werft immer wohler gefühlt. Die Akzeptanz und auch die Hilfsbereitschaft der Werftarbeiter waren zunehmend spürbar. Alles in Allem verbrachte ich eine grossartige Zeit auf der Werft und in Aruba, zumal ich auch das eigene Basteln als gelungen bezeichnen kann und dieses mir mehr Beziehung zur Vengo gebracht hat.

Einmal frage ich Gerrard über seine Erfahrung mit Copper Coat. Er gesteht mir, dass er noch nie damit gearbeitet hätte, aber er sei auch noch nicht so lange in der Marina wie Rishi. Die gleiche Frage stelle ich also auch Rishi und er meint die Vengo sei das zweite Schiff und wir beide seien bezüglich Copper Coat Erfahrung auf dem gleichen Level. Alex, der Marina Manager meint dazu, sie hätten noch nicht viele, aber doch schon ein paar Boote mit Copper Coat behandelt.

Wem ich glauben sollte ist meine Sache. Hauptsache es wurde sichtbar gut gearbeitet, so dass ich Barbara und Ralph von der Lille Venn’s, sowie Chantal und Christian von der Puravida positiven Bericht erstatten kann. Beide Crews überlegen sich nämlich, ob sie ebenfalls auf Copper Coat umsteigen wollen.

Sonntag, 2. August 2020: morgen geht es via Amsterdam in die Schweiz. Ich freue mich sehr, aber trotzdem sind die Gefühle etwas gemischt. Wie werden wohl die Treffen mit Familie und Freunden in der Corona Zeit? Als wir vor einem Jahr in Canet en Roussillon im Süden Frankreichs starteten, sahen unsere Pläne etwas anders aus. Immerhin haben wir die Atlantiküberquerung bis Martinique geschafft und von dort aus auch Dominica und Guadeloupe gemeinsam mit Claudia und Andreas besucht. Aber dann ab Mitte März purzelten unsere Pläne dramatisch. Aus dem Besuch von Astrid und Christine wurde nichts, ebenso die Weiterfahrt südwärts entlang den kleinen Antillen und via Bonaire nach Curacao mussten wir streichen und an den geplanten Besuch Kolumbiens war schon gar nicht mehr zu denken. Auch wenn wir nicht alle Vorhaben realisieren konnten, wir haben sowohl in Martinique als auch jetzt in Aruba gute Zeiten verbracht und dürfen absolut nicht jammern. Nur knapp 20 sm südlich von Aruba beginnt Venezuela und damit das grosse Elend. Dort darf man jammern. Aber ganz bestimmt nicht, weil wir einige Reiseprojekte nicht realisieren konnten.

Letztlich fordert uns Covid 19 unsere Pläne einer Weltumsegelung nochmals zu überdenken. Die Krise hat schonungslos aufgezeigt, dass vermeintliche Paradiese entlang der Barfussroute (Route entlang dem Äquator) sich nicht immer als solche entpuppen und die Bewohner der vielen Kleinstaaten und Inseln mit den Massen ankommender Jachten oft überfordert sind. Zu sehr boomt der Trend mit einer Jacht unterwegs zu sein. So machen wir uns auch schon Gedanken unsere Pläne zu revidieren und über den Atlantik zurück nach Europa zu segeln. Mal sehen, vorläufig planen wir im Oktober zurück nach Aruba zu fliegen. Wie es von Aruba aus weiter gehen könnte planen wir noch nicht. Auf jeden Fall ist die Vengo startklar.

Im Nationalpark Arikok

 

Ankunft in Aruba

Mittwoch, 1. Juli 2020: nach der Umrundung der Südost Ecke Arubas legen wir um sieben Uhr morgens im Hafen Barcadera an. Kaum festgemacht, bekommen wir auch schon Besuch von einem Hafenpolizisten, der uns sehr höflich empfängt und uns zu einem Gesundheitscheck in einen dazu eingerichteten Container führt. Einzeln werden wir von einem jungen Sanitäter über unsere Gesundheit interviewt, Fieber gemessen und schliesslich für gesund erklärt. Nach diesem «beruhigenden Resultat» erledigen wir die üblichen Formalitäten bei Immigration und Zoll. Die vom Zoll statten uns noch einen oberflächlichen Besuch auf der Vengo ab. So oberflächlich, dass das Ganze vielmehr einem Höflichkeitsbesuch ähnelt und wir die 6 Liter Martinique Rum für Paul, einem in Aruba gestrandeten Franzosen, locker durch den Zoll bringen.  Etwas später folgen wir einem Lotsenboot der Marina Varedero, welches uns den Weg durch die heikle Passage bis zum Ankerplatz weist. Wir fahren den Anker gut ein, machen uns dann mit der Dopo auf den Weg ins Büro der Marina und sind damit ohne Quarantäne in Aruba angekommen. Sehr freundlich werden wir von Alex, dem Chef der Marina und Judith, der Chefsekretärin empfangen. Das Herausnehmen der Vengo planen wir für Freitag. Aber wie das so ist, mit der Planung während der Coronazeit, es kommt gelegentlich anders.

Donnerstag, 2. Juli 2020: 9.45, wir erhalten Besuch vom Boot der Marina und es wird uns mitgeteilt, dass wir doch noch einen Corona Test machen müssen und zunächst mal auf der Vengo auf weitere Informationen warten sollen. Also doch, eigentlich haben wir den durchaus sinnvollen Test gestern bei unserer Ankunft erwartet. Aber wie es scheint, hat man uns da schlicht vergessen. Um 15.30, in einer Räumlichkeit der Marina, lassen wir und vier weitere Jachtis den unangenehmen, aber doch sinnvollen Test über uns ergehen und werden gebeten wieder zurück auf die Schiffe zu gehen, um dort 24 Stunden auf die Testergebnisse zu warten.

Freitag, 3. Juli 2020: um 16.00 erfahren wir es, wie zu erwarten sind alle Testergebnisse negativ und es ist nun zu spät fürs Auswassern. Wir verschieben diesen Anlass auf Montag.

Spannender Tauchgang an einem Flugzeugwrack

 

Zwischen Martinique und Aruba

Sonntag, 28. Juni 2020: wir haben es geschafft, sind von Martinique losgefahren und laufen mit gemächlichen 5-6 kn vor dem Wind in Richtung Aruba. Der Sandnebel verschleiert noch immer den Himmel und zieht mit uns in Richtung Westsüdwest, genau wie auch das Sargassum, das als mehr oder weniger grosse Teppiche durch die See treibt. Grössere Teppiche sind so dicht gepackt, dass Vögel darauf spazieren und nach Futter suchen können (Bild oben), dass Plastikabfälle gut sichtbar darin mittreiben und die Vengo nur langsam und ohne das übliche Rauschen durch das dichte Grün voran schleicht. Über uns der schale Himmel, unter uns das grüne Sargassum, hinter uns Corona und auch vor uns Corona, verleiht der Fahrt eine annähernd surrealistische Stimmung. Dazu passend rattert ab und zu die Rolle der Angelrute, meterweise rollt der Silk ab, bis Claudia die Rolle stoppt, den Köder einholt, schliesslich das erbeutete Sargassum vom Haken löst und ins Meer wirft. Das Prozedere wiederholt sich, mit wiederkehrend gleichem Erfolg. Das Sargassum ist eindeutig der Hauptgrund für unserer unbefriedigende Fangquote. Was machen wohl all die Sportfischer mit ihren vielen Ruten am Heck ihrer Motoryachten? Bleibt zu hoffen, dass das Sargassum für die Hochseefischbestände weniger Schaden verursacht, als es die Sportfischer aus dem Norden tun.

 

Montag/Dienstag, 29./30. Juni 2020: fantastisch, der Halbmond scheint zwischen den beiden in butterfly style gesetzten Vorsegeln durch und weist uns den Weg. Der Wind ist mit etwa 14 kn genau richtig, die Wellen sind sanft, die beiden Segel, backbord die Genua und steuerbord der Code 0, stehen ruhig und die Vengo läuft mit 7-8 kn platt vor dem Wind unserem Ziel entgegen. Solche Nächte alleine in der ozeanischen Provinz gehören zum Schönsten, was das Segeln auf hoher See bringen kann. Es scheint, als wäre man auf einem anderen Planeten.

Dienstag/Mittwoch, 30. Juni/1. Juli 2020: Der Wind hat nun massiv aufgefrischt und erreicht in Böen bis 30 kn. Dazu schiebt auch eine Strömung von hinten mit 1-2 kn. Ohne Grosssegel und mit einer auf ein Drittel gereffter Genua reduzieren wir die Geschwindigkeit auf gemütliche 6 kn. Schneller zu segeln macht wenig Sinn. Wir wollen nicht vor der Morgendämmerung Aruba erreichen, da die Hafeneinfahrt von Barcadera durch die Riffe hindurch als etwas heikel beschrieben wird.

 

Los geht’s, wir segeln nach Aruba, aber wann?

Samstag, 13. Juni 2020: irgendwo zwischen Martinique und Aruba würde ich gerne schreiben, aber dem ist nicht so, wir sind noch in Martinique, im Augenblick einmal mehr in der Anse Chaudière, am Anker. Tatsächlich, es war der Plan in diesen Tagen nach Aruba zu segeln. Vorgestern, morgens am 11. Juni, haben wir in Le Marin ausklariert. Dies im festen Glauben, dass Aruba die Quarantäne am 15. Juni fallen lässt. Schon am Nachmittag wars mit dem Glauben fertig. Über WhatsApp erfahren wir von Paul aus Aruba, dass die Quarantäne nun doch erst am 1. Juli aufgehoben wird. Nach Mail Verkehr mit der Marina Varadero in Aruba und bordinterner Diskussion, entschliessen wir uns für weitere 14 Tage Martinique und klarieren anderntags, also am 12. Juni, wieder in Frankreich ein. Die französische Flagge am Mast muss also noch zwei Wochen ausharren.

Vor uns wollte auch schon einer von Martinique lossegeln. Als wir am 2. Juni mit der Dopo vom Einkaufen zurückkehren macht uns ein Schwede, der auf seiner Yacht die Quarantäne absitzt, auf ein kleines Boot ziemlich weit draussen im Meer aufmerksam. Wir fahren raus, treffen bald auf ein kleines, maximal 3 Meter langes Plastikboot. Darin sitzt ein Mann mit einer grossen Kartonschachtel und einem Sixpack Cola. Der Mann versucht gerade mit einem Paddel und einem Fetzen Stoff Mast und Segel zu setzten. Er wolle nach Saint Lucia, gibt er uns zu verstehen. Nicht schlecht, sind es doch bis zur Insel rund 20 Seemeilen offenes Meer und die Wahrscheinlichkeit, dass er daran vorbei in Richtung des 1200 sm entfernten Panama driftet, liegt annähernd bei 100 Prozent. Wir können ihn schliesslich von der abenteuerlichen Überfahrt abhalten, nehmen die Nussschale samt verwirrtem Inhalt an die Leine und erreichen bald die sicheren Ufer Martiniques.  

Sonntag, 14 Juni 2020: grossartig, erstmals dieses Jahr, mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen, haben wir eine kleine Makrele am Angelhaken. So langsam macht also die teure, anfangs Jahr erworbene Fischerrute Freude. Nehmen wir an, unsere Makrele wird auf dem lokalen Markt für einen Euro gehandelt, so müssen wir nur noch 200 Jahre fischen und die Rute ist amortisiert. Dies immer vorausgesetzt die Fischbestände bleiben auf dem heutigen Niveau, was sie ja, wie man weiss, nicht tun.

Dienstag, 16. Juni 2020: wie beinahe immer, also frühmorgens, verlassen wir die Anse Chaudière und segeln nordwärts in Richtung St-Pierre, wo wir um die Mittagszeit ankern. Nach unserem ersten Erfolg mit dem kleinen Fisch, sind wir natürlich zuversichtlich hier in St-Pierre grösseres zu fangen, ist doch bekannterweise der heilige Petrus der Patron des Pecheurs oder der Chef der Fischer. Und tatsächlich, schon am ersten Abend beisst wieder eine Makrele an. Sie ist etwa doppelt so schwer wie die erste was folglich bedeutet, dass wir in ca. 67 Jahre den roten Bereich unserer Aufwendungen verlassen werden. Dies immer vorausgesetzt …..

Donnerstag, 25. Juni 2020: heute regnet es den ganzen Tag. Langsam, aber sicher geht es in die Regen – und Hurrikan Zeit über. Die letzten Tage brachte auch den unangenehmen «brume de sable», den Sandnebel aus Nordafrika. Dieses Phänomen tritt offenbar immer dann auf, wenn über der Sahara starke Sturmwinde wehen und der aufgewirbelte Staub durch die Passatwinde über 5000 und mehr km bis in die Karibik verfrachtet wird. Nur das feinste Material, eben der Sandnebel, kommt hier an und bewirkt, dass die Sonne als schale Scheibe schwach am Himmel sichtbar ist. Die Stimmung ist eigenartig, beinahe bedrohlich.

Nun es ist auch an der Zeit die Gewässer von Martinique definitiv zu verlassen und das trockenere Aruba anzusteuern. Morgen wollen wir hier in St-Pierre ein zweites Mal ausklarieren und Übermorgen die 550 sm in Angriff nehmen. Hoffentlich wartet Aruba nicht mit einer neuen Überraschung.

Ein halbes Jahr Martinique mit einigen Ausflügen nach Guadeloupe, Les Saintes, Marie Galante und natürlich Dominica ist schon eine lange Zeit. Seit dem 22. März, also seit gut drei Monaten sind wir Corona bedingt ununterbrochen in Martinique. Wäre nicht die aufkommende Hurrikan Saison bedrohlich am Horizont, wir könnten es auch noch länger auf der sympathischen, sehr abwechslungsreichen Insel aushalten.

Samstag, 27. Juni 2020: tatsächlich, von Aruba sind keine Einreiseveränderungen angekündigt, das Wetter ist günstig, wir lichten den Anker mal nicht in aller Frühe, sondern gemütlich im Laufe des Morgens und nehmen Kurs auf unser nächstes Ziel. Adieu Martinique.

 

 

Wieder etwas unterwegs ….. und wie es weiter gehen könnte

Samstag, 16. Mai 2020: seit dem 11. Mai dürfen wir wieder umhersegeln, wenigstens in den Gewässern von Martinique. Wir hören von Cruisers Net Martinique, dass es wichtig ist, die jeweils beabsichtigten Schiffs Bewegungen der CROSS AG (Centre Régional Opérationnel de Surveillance et de Sauvetageaux Antilles et en Guyane) per Funk, Telefon oder Mail mitzuteilen. Wir tun dies helvetisch korrekt und starten in Richtung Anse des Salinas. Dort besuchen wir Barbara und Ralph, ein sympathisches Paar aus der Schweiz und werden gleich zu einem wunderbaren Nachtessen auf deren Cat Lille Venn eingeladen. Was will man noch mehr am eigenen Hochzeitstag. Von ihnen erfahren wir auch, dass bei der Einreise in Aruba eine Quarantäne auf dem Schiff möglich ist. Da Curacao, die Nachbarinsel von Aruba, noch immer stur bei der Hotel Quarantäne bleibt, entschliessen wir uns kurzerhand für Aruba und melden uns in der Marina Varadero an.

Dienstag, 19. Mai 2020: seit gestern segeln wir entlang der Ostküste in Richtung Norden. Natürlich melden wir unsere Bewegungen der COSS AG. Heute nun, nach einer verpatzen Wanderung, erreicht uns ein Mail von genau dieser CROSS AG mit der Mitteilung, dass wir eben doch nicht frei herumsegeln dürfen wie es uns gefällt und wir gefälligst dort bleiben sollen wo wir gerade sind, andernfalls gibt’s Bussen.

Mittwoch, 20. Mai 2020: dort wo wir gerade sind, beim Städtchen Havre du Robert, gefällt es uns aber gar nicht, stinkendes, vergammelndes Sargassum und beissender Rauch vom Ufer her, bewegen uns heute in aller Früh und bei strömendem Regen einen besseren Platz zu suchen. Den finden wir vermeintlich beim Inselchen Ragot, wunderbar, idyllisch, wir sind das einzige Boot, wir wissen auch bald weshalb, denn Natur pur, vertreten durch eine Schar respektlos scheissender Finken in und um die Vengo, sogar auch im Schlafzimmer, veranlasst uns, trotz aller Liebe zu den Viechern, den nächsten Ankerplatz aufzusuchen und bald ankern wir bei der Ilet Madame mit deutlich weniger Finken. Hier ist es wunderschön.

Donnerstag, 21. Mai 2020: das gestern Gültige gilt heute nicht mehr. Das Gouvernement kündet es über Facebook an, es darf wieder innerhalb der 12 Meilen Zone um Martinique gesegelt werden und auch an vielen Stränden ist nunmehr baden und Wassersport jeglicher Art erlaubt. Wenn wir an die Mails mit der CROSS AG denken ist bei diesem Hin und Her wahrscheinlich französisches «je mon fou» besser als helvetisches «ja mer mached das». Also so ganz nach dem Motto „wecke keine schlafenden Hunde“. Aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer.

Freitga, 22. Mai 2020: das Leben am Anker während dem Lockdown ohne diesen Verkehr hatte auch seine Qualität.

Tag 50, Lockdown gelockert

Montag, 11. Mai 2020, Anse Caritan: 50 Tage am selben Ankerplatz sind vollbracht und der Lockdown wird nach Vorgaben von Paris etwas gelockert. Wir dürfen uns nun ohne QR-Code in einem Radius von 100 km frei bewegen, das reicht für ganz Martinique, wir dürfen überall wo geöffnet ist wieder einkaufen, mal mit mal ohne Maske, je nach Laden, wir dürfen, nachdem wir eine Bewilligung eingeholt haben, in den Gewässern von Martinique umher segeln und anderswo ankern, wir dürfen uns mit acht weiteren Personen unter Einhaltung der social distance treffen, wir dürfen zwischen 21.00 und 05.00 nicht ausser Haus (Schiff) und wir dürfen, wenn mehr als 20 Neuinfektionen pro Tag auftreten, alles nicht mehr ausser letzteres. Toll, ist das die neue Normalität? Noch ist nicht entschieden, ob die gelb beschilderten Wanderwege sowie die Strände benutzt werden dürfen.

Aufenthalt am Strand verboten, wir werden wieder mal daran erinnert, dass wir doch Mitglieder des tierischen Vereins sind.

Wie sieht es sonst aus bei unseren weiteren in Betracht gezogenen Zielen? Grenada, Trinidad and Tobago sind noch immer geschlossen. Curacao hat mit 14 tägiger Quarantäne in einem Luxushotel, 150 $ je Person und Nacht, geöffnet. Zwischen Einreisenden mit Flugzeug oder mit Segelboot wird bislang nicht unterschieden, man hat dort offenbar nicht bemerkt, dass sich Schiffe ausgezeichnet für eine Quarantäne eignen. Immerhin, nach Gerüchteküche, scheint es, dass diesbezüglich die Interessengemeinschaft der Segler mit der Regierung verhandelt und Ergebnisse bis Ende Woche zu erwarten sind. Unser Freund Nano, ein Argentinier, Optimist auf Dauer und mit Familie in Panama schreibt: Rolf! Claudia! How are you? No news here. The cases are growing in kuna yala (San Blas). And its quite expensive here. The food nowdays. Thinking to go to bocas del toro (Panama) or even to Guatemala when the lock down opens there …….. Panama ist momentan wohl nicht der richtige Ort zum Anlaufen. Und zurück nach Europa? Nach etlichem Abwägen haben wir uns entschlossen noch ein Jahr hier, also in der Karibik, zu warten, um dann für Pazifik oder Europa zu entscheiden. Der Pazifik lockt natürlich unglaublich, aber so wie dort die Bedingungen wegen Corona momentan sind, geht jede Lust danach verloren, also besser zuwarten. In der gegenwärtigen Situation ist es sicher auch nicht schlecht hier in Martinique zu bleiben, um erst mal abzuwarten wie sich alles weiterentwickelt. Wirklich gefährlich wird die Hurrikan Saison erst ab Mitte Juli und wir haben immer die Option nach Süden auszuweichen.

Mittwoch, 13. Mai 2020: gestern erfahren wir es von Annie aus dem Nachbarschiff, wir dürfen wieder wandern. Als Mitarbeitende bei «Cruisers Net, Martinique» und fleissige face book Nutzerin, ist sie so ziemlich auf dem Laufenden über die aktuellen Regeln.

So besteigen wir heute in aller Früh einen Berg, vor dem Lockdown wäre es ein Hügel gewesen, aber mit unserer «Lochdownkondition» besteigen wir eben doch einen Berg, den genau 200 Meter hohen «Piton Crève Coeur» und geniessen die wunderbare Aussicht auf die Buchten von Sainte Anne und Le Marin.

Bucht von Le Marin

Die Meldung, oder besser das Gerücht aus Curacao, hat sich nach unserer Rückfrage als nicht ganz richtig erwiesen. Wir erhalten folgendes Mail:

„the entering procedure changes by the week. Right now it is arrival Monday/Tuesday, spend a few hours to put the boat to a ‘sleep’(Curacao marine helps), move to a special quarantine hotel (80 dollars pro room and 40 dollars for food each), and then fly out on Wednesday(KLM)“. So if you can wait, pls wait…..in 2-3 weeks, it will be better!!!

Wir können warten!

Freitag, 15. Mai 2020: über Facebook erfahren wir von OCC Caribbean Net+, dass Französisch Guiana, Suriname und Grenada nun mit 14 tägiger Quarantäne öffnen. Cuaracao tut sich noch etwas schwer, jedoch neue Entscheidungen werden bis Montag erwartet. Wir sind zuversichtlich, dass es bald weiter gehen wird, weg aus der Hurrikan Zone.