27. November bis 14. Dezember, Bucht von Mindelo, Sao Vicente: wir wollen mit Jérôme noch die Insel Sao Vicente erkunden, später auch der Nachbarinsel Santo Antao einen zweitägigen Besuch abstatten und so scheint es uns besser die Vengo sicher in der Marina von Mindelo zu vertäuen. Wir verlassen den Ankerplatz im Laufe des Morgens, dislozieren in die Marina und liegen nun neben der Wanderlust, einem Kat mit helvetisch-schwedischer Crew, Andrea, Ted und Söhnchen Eric. Nach der Anmeldung in der Marina besuchen wir die Immigration und die Hafenpolizei, der Bürokram geht speditiv, wir sind bald wieder auf der Vengo und stellen fest, dass die Stempel im Pass nicht sichtbar sind. Weil wir wissen, dass Stempel bei der Ausreise eine ungeheure Bedeutung haben können, besuchen wir anderntags nochmals den freundlichen Beamten der Immigration und diesmal stempelt er deutlich sichtbar.
Die beiden Inseln Sao Vicente und Santo Antao haben uns schon 2015 beim letzten Besuch fasziniert und so auch jetzt. Beeindruckt hat uns besonders eine Wanderung entlang der Nordküste von Sao Vicente. Säumte 2015 noch ein ununterbrochenes zwei bis drei Meter breites Plastikband den Strand in seiner ganzen Länge, so fanden wir diesmal etwa alle 100 Meter einen Plastikhaufen, offenbar wird der Müll jetzt gesammelt. Anderntags, wir sind mit einem Mietauto entlang und hoch über der Küste unterwegs, sehen wir überall Gruppen von Leuten die Plastikmüll vom Meer zur Strasse hochschleppen und dort deponieren.

Bei einer Gruppe halten wir und informieren uns. Tatsächlich, monatlich organisiert die kapverdische Organisation Biosfera eine Müllaktion, daran beteiligt sind Schulen, Militär und alle die mitmachen wollen. Zwei Tage später besuchen wir das Büro von Biosfera in Mindelo und werden dort von der Leiterin Blandine Melis aus Frankreich begrüsst und in den Betrieb eingeweiht. Eine Reinigung der Strände sei sehr wichtig, nur so hätten frisch geschlüpfte Schildkröten eine gute Chance das Meer innert nützlicher Frist zu erreichen. Leider gibt es auf den Kapverden vorläufig noch keine Möglichkeit den Plastikmüll zu recyceln. Im Weiteren engagiert sich die Organisation mit Studien der Vogel Populationen im Naturschutzgebiet Insel Santa Luzia und versucht auch die Hai Populationen um Sao Vicente zu erfassen. Wir beschliessen, dass wir mit der Organisation in Kontakt bleiben wollen.
Nachdem wir Jérôme verabschieden, auf der Insel Santo Antao zwei faszinierende Wanderungen erleben, beschliessen wir die Marina zu verlassen, um ausserhalb dieser zu ankern. Dort wollen wir uns für die lange Überquerung vorbereiten. Vor allem das ohnehin schon mühsame Reinigen des Unterwasserschiffes ist ausserhalb des Hafens etwas appetitlicher. Bei dieser Arbeit entdeckt Claudia zwei weitere Beweise der hohen Verarbeitungsqualität von Catana, zwei Haubenhalbschalen wurde versetzt übereinander montiert und eine innere Befestigung wurde gleich, doch zum Glück oberhalb der Wasserlinie, durch den Rumpf montiert. Später verleime, oder besser dichte, ich diese Stelle mit Epoxy Paste. Währen vor allem Claudia mit Rumpfreinigen beschäftigt ist überhole ich den Generator.
Wir stellen nämlich fest, dass die Strombilanz mit den vorhandenen Solarpanels und dem schlecht funktionierenden Kühlschrank sehr schlecht ist und die Batterien jeweils rasch entladen sind. Kommt dann noch der Stromverbrauch des Autopiloten und der Entsalzungsanlage dazu, so ist ein gut funktionierender Generator ein Muss. Aber noch nicht genug, obwohl der Generator am Vortag gelaufen ist, zeigt das Voltmeter 11.5 Volt, es stinkt nach faulen Eiern aus dem steuerbord Motorraum, die Starterbatterie kocht, ich hänge diese sofort ab und atme ein paarmal tief durch. Catana lässt grüssen, oder wie unser Makler Alain Hamel immer zu sagen pflegt «not so bad, it’s Catana». Vermutlich ist die Batterie schon lange im Eimer, steht doch der soupleur secour, also der Überbrückungsschalter, auf ON, was bedeutet, dass die ganze Zeit die Starterbatterie über die Haushaltsbatterien gespiesen wurde. Zwei Tage später finden wir richtige Batterie in Mindelo, baue diese ein und der Motor läuft.
Wir machen noch die notwendigen Besorgungen, fahren diese mit der Dopo (unser Dinghy) zur Vengo, verabschieden uns von Freunden und starten anderntags, am 12. Dezember um 8.50 Uhr, zur zweiten Atlantiküberquerung. Die Gefühle sind etwas gemischt, welche Überraschungen hat die Vengo wohl noch auf Lager?