Weihnachten und Neujahr in Providencia

30. Nov. 2016 bis 4. Jan. 2017

Montag, 2. Januar 2017: wir sind noch immer in Providencia, und das aus verschiedenen Gründen:

…. warten auf einen neuen Laderegler: Während unseres Aufenthaltes in Puerto Lindo ist der Laderegler für die Solarpanels ausgestiegen und wir beschliessen einen solchen via Internet in Providencia zu bestellen. Hier müssen wir aber erfahren, dass der Versand nur innerhalb dem kolumbianische Festland funktioniert aber nicht zu den Inseln San Andres und Providencia. Rat muss her und den finden wir bei Pablo. Er freut sich sehr als wir bei ihm aufkreuzen und hilft uns bei der Bestellung des Reglers. Dieser soll zu seiner Tochter Marcella welche ihn, Pablo, bald besuchen wird, nach Bogota ausgeliefert werden. So der Plan. Tatsächlich kommt die Tochter fünf Tage später in Providencia an, jedoch ohne Laderegler. Pablo bringt es fertig dass „Solar en Mercado Libre Colombia“ den Laderegler nun doch per Post und ausnahmsweise nach Providencia schickt. Am 18. Dezember trifft dann der Laderegler auch tatsächlich ein.

…. warten auch auf besseres Wetter: Providencia zu verlassen ist offenbar nicht ganz einfach. Schon im Juni mussten wir eine ganze Weile warten bis sich ein günstiges Wetterfenster öffnete. Anfangs Dezember ist es zwar noch günstig die Insel in Richtung Norden zu verlassen aber wir warten ja bekanntlich auf den Laderegler. Danach wird es sehr windig. Mit bis zu 45 kn rauschen die Böen über die Bucht. Wir sind froh dass der Anker mit 50 m Kettenlänge und Ankergewichten einmal mehr hält und auch die Boote vor uns ihren Halt gefunden haben. Ausserhalb der schützenden Riffe sind Wellenhöhen bis zu maximal 5 m angesagt, so dass an ein komfortables Wegkommen nicht zu denken ist.

Die Warterei auf günstiges Wetter, zunächst in Panama, und nun in Providencia geben uns genügend Zeit unsere Ziele für dieses Jahr nochmals zu überdenken. Wir beschliessen uns etwas bescheidener durch die Karibik zu bewegen und auf einen Besuch Kolumbiens zu verzichten. Stattessen planen wir nun eine Runde über Roatan (Honduras), Belize, Yukatan (Mexiko), Kuba, Grand Cayman und schliesslich in den Hurrikan sicheren Rio Dulce in Guatamala. Ob wir diese Runde wie beschrieben im Urzeigersinn, oder gegen den Urzeigersinn segeln, spielt eigentlich keine Rolle. Hauptsache ist, wir haben Zeit und kommen wieder mal so richtig zum Tauchen.

…. Providencia verführt zum Bleiben: über das schlechte Wetter kommen wir hinweg, der Charme Providencia‘s macht es möglich. Die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Fröhlichkeit der Menschen hier ist überwältigend und bringt uns immer wieder zum Staunen.

Im Städtchen Santa Isabel sind wir nicht mehr ganz fremd, da und dort kennt man uns noch vom letzten Aufenthalt, es wird uns immer wieder freundlich zugewinkt und ebenso freundlich gegrüsst, es macht wirklich Spass wieder auf dieser Insel zu sein.

Am privaten Dingydock meint der Besitzer auf die Frage ob wir unsere Titanic festmachen dürfen „no problem“, lacht und bringt uns gleich noch einen Fender um die Titanic zu schützen.

An der Insel-Tankstelle hat eine schwergewichtige Frau Erbarmen mit Claudia und will sie samt zwei Kanister voll Diesel auf ihrem Roller nach Santa Isabel fahren. Die gute Frau ging wohl davon aus, dass Claudia schon seit Geburt an die Roller gewöhnt wurde und mit „no problem“, ohne Helm sowie zwei Kanistern an den Armen balancierend aufsitzen könne. Glücklicherweise wartet die Titanic in der Nähe der Tankstelle und Claudia hat ein gutes Argument um freundlich das nette Angebot auszuschlagen.

Gibt es in Providencia einen Coiffeur? Ja, den gibt es und ich werde gleich hingefahren. Während „mein Fahrer“ auf der Veranda wartet sitze ich in der Coiffeur Ecke der Stube, die liebenswürdige ältere Dame des Hauses schneidet meine Haare gekonnt, wirklich gekonnt und das für sagenhafte 8000 Pesos, Fr. 2.80. Zurück im Städtchen will ich meinem Fahrer für seinen Taxidienst etwas bezahlen, „no problem“ und ich habe nicht den Hauch einer Chance seine Hilfeleistung finanziell zu honorieren. Erinnerungen an den vergangenen Juni werden wach als mich Moses auf seinem Roller zu Pablo fuhr und eine Stunde wartete, mich zurückfuhr und auch nichts wollte.

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Nicht nur die Bewohner der Insel machen den verlängerten Aufenthalt zum Vergnügen. Die Insel ist wunderschön. So besteigen wir, nachdem wir das schon im vergangenen Juni taten, nochmals den höchsten Berg der Insel, werden dabei mehrmals verregnet, treffen gleich verregnete Waldarbeiter bei bester Laune und geniessen schliesslich die herrliche Aussicht über das Archipel. Mit dem Kajak umrunden wir die Insel Catalina, die kleine Schwester von Providencia, und mit dem Velo geht’s schliesslich einmal mehr rund um die Insel.

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…. gute Nachbarn am Anker: während unseres Aufenthaltes machen wir auch Bekanntschaften mit anderen Crews: so Cécile und Sylvain mit Katamaran Pura Vida (Kanada), Peter und Hund mit Drum Thunder (USA), Mary und Paul mit Genesis III (Kanada), Deb und John mit Orion I (England) und schliesslich Doris und Hans mit RioCaya (Schweiz) die wir bereits in Bocas kennengelernt haben. Während Abenden, mal auf dem einen, mal auf dem anderen Boot, werden wertvolle Tipps, Bücher, elektronische Seekarten und mit fortschreitendem Abend natürlich auch „Seglergeschichten“, davon gibt es viele, ausgetauscht.

Aber nicht nur für abendliche Unterhaltung ist gesorgt. Auch bei den Nachbarn läuft nicht immer alles rund. Da gibt es bei Paul und Mary einen kaputten Kühlschrank, bei John und Deb platzt der Hochdruckschlauch der Entsalzungsanlage, die Gallina hat wieder mal Wasser im Diesel, muss am Bug etwas geflickt werden und eine ganze Weile ist die Titanic das einzige Dingy in der Bucht dessen Motor einwandfrei läuft. Also das typische Ankerdasein mit mehr oder weniger guten Ratschlägen hüben und drüben.

Auf der RioCaya läuft zu vieles sehr schief. Der Ladeverteiler, welcher beim Laden die Starterbatterie von den Haushaltsbatterien trennt wird bei Belastung so heiss, dass die Kabelummantelungen zu schmoren beginnen. Meine Hilfeleistung ist gefragt, ich gebe mein bestes, erkenne, dass die fünf Batterien nichts mehr taugen und ersetzt werden müssen, helfe die neuen Batterien anzuschliessen, demontiere die alte Lichtmaschine und montiere die Neue, verschliesse den Seewasserfilter richtig, erkenne dass ein dickeres Kabel von der Lichtmaschine zu den Batterien geführt werden muss, liefere gleich ein solches, trotzdem wird auch die neue Lichtmaschine beim Laden zu heiss und ich höre schliesslich von Mr. Bing, dem lokalen Mechaniker und Elektriker der inzwischen mit seinem Sohn auch zum Reparaturteam gestossen ist , dass die Batterien so nicht angeschlossen werden dürfen. Na ja, in der Eile habe ich eben auf die üblichen Batterieklemmen verzichtet und stattdessen in die Bleizapfen der Batterien je ein Gewinde geschnitten, so dass die Kabelschuhe von oben mit einer Schraube festgezogen werden konnten – hat ja schliesslich bei mir auch schon tadellos funktioniert -. Anderntags werden dann neue Batterieklemmen montiert und trotzdem wird die Lichtmaschine beim Laden noch immer zu heiss. Mr. Bing und Sohn trennen sinnigerweise die Starterbatterie und die Haushaltsbatterien voneinander, so dass nun getrennt geladen werden kann und dabei die Lichtmaschine nicht mehr ganz so heiss wird.

…. die Rückkehr der RioCaya: am 23. Dezember verlassen Hans und Doris mit ihrer RioCaya die schützende Bucht von Santa Isabel mit Kurs in Richtung Norden. Die Wetterprognosen versprechen wenig Gutes. Aber die lieben Freunde stehen unter Zeitdruck – oder machen sich einen solchen -. In Belize warten nämlich ihre Tochter mit Schwiegersohn. Am 24. nachmittags kehrt die RioCaya mit zerrissener Genua in die Bucht zurückkehrt. Über Funk bittet Hans um Hilfe beim Ankermanöver, Claudia bringt mich mit der Titanic zur RioCay und im Moment wo ich das Schiff besteigen will läuft dasselbe auf Grund. Doris und Hans sind vor Erschöpfung so ziemlich handlungsfähig. Auf mein Anraten hin versuchen wir es mal mit dem Rückwärtsgang aber die schwere Yacht macht keinen Wank. John organisiert im Hafen einen Fischer mit einem offenen 100PS „Karibikboot“ und über Heck ziehend gelingt es mit gemeinsamen Kräften die alte Hallberg Rassy freizubekommen. So schnell wie der Fischer gekommen ist verschwindet er mit seiner Shira. Uns bleibt gerade noch Zeit ein Dankeschön zu winken. Einmal am Anker muss nun die zum BH verwickelte und am Schothorn gerissene Genua geöffnet werden. Bei 30 kn Wind schlägt das Segel heftig und nicht ganz ungefährlich. Inzwischen ist auch John an Bord gekommen und wir sind uns rasch einig. Zuerst bringen wir am Schothorn ein drittes Schott an mit welchem sich dann die Genua, nachdem die verwickelten Schoten durchschnitten sind, öffnen und danach bergen lässt. So besprochen, so getan, es ging besser als erwartet.

Später, zum Weihnachtsessen, Claudia kocht eine wunderbare Pasta, treffen wir uns auf der Gallina und hören was auf der RioCaya in den letzten 24 Stunden bei sehr rauer See abging. Der Autopilot hat versagt und in den Motorraum ist Wasser eingedrungen. Handsteuernd, wasserschöpfend und sehr traurig sind die beiden also nach Providencia zurückgekehrt.

…. Mittwoch, 4. Januar 2017: endlich, nach langem Warten zeigt sich seit gestern ein günstiges Wetterfenster, so dass wir uns frühmorgens in Richtung Norden laufend von Providencia verabschieden können. Ob wir nun Roatan oder Grand Cayman ansteuern wollen wir erst unterwegs nach dem Wetterbericht vom 5. Januar entscheiden.

Von Puerto Lindo nach Providencia

Montag 28. November, es ist soweit, es gibt wieder etwas Bewegung unter den Kielen der Gallina. Um 7.30 lichten wir den Anker, setzten bald die Segel und halten bei leichtem Wind mit motorisierter Unterstützung Richtung Norden. Wie zu erwarten nimmt der Wind gegen Abend zu, bringt bei der herrschenden Strömung auch kabbeliges Wasser und wir durchsegeln somit eine unruhige Nacht. Am nächsten Morgen erreichen die Böen gut 35 kn und damit das Doppelte von den prognostizierten Angaben. Gut haben wir bereits am Vortag beim Einnachten gerefft und wir brauchen uns darum nicht mehr zu kümmern. Im Laufe des Tages nimmt der Wind dann auf die vorhergesagten Werte ab, so dass wir eine ruhige zweite Nacht bei Sternenhimmel erleben und am folgenden Morgen in aller Frühe Providencia erreichen. Hier ankern wir wie schon bei unserem letzten Besuch in der Bucht bei Santa Isabel.

Providencia, Colombia, 13  22.840 N /  081  22.375 W  (Ankerplatz bei Santa Isabel)

 

Puerto Lindo und Otto

Nacht vom 21. auf den 22 November 2016, wir sind am Anker bei Puerto Lindo. 100 sm nördlich baut sich der Hurrikan Otto auf und das spüren wir. Windböen bis über 50 kn, begleitet von sintflutartigen Regenschauern und unangenehmer Dünung lassen uns nur schlecht schlafen. Wir halten abwechselnd Ankerwache und sind froh als es endlich hell wird. Wir sind auch froh, dass wir uns von Portobelo nach Puerto Lindo versetzt haben. Dort dürften Wind und Wellen die Bucht in voller Wucht getroffen haben.  Obwohl es sich bei den Wettervoraussagen um einen Hurrikan der Klasse 1 handeln soll, also unter den seinesgleichen eher ein „Ottilein“,  ist es schon sehr unangenehm in dieser Bucht von Puerto Lindo zu liegen und einfach zu warten. Der Anker hält gut aber wir wissen nicht wie sich die Situation weiter entwickelt. Die Bucht würde nämlich bei einem vollen Hurrikan Angriff bestimmt keinen wirklichen Schutz bieten. Es fehlen hier ausgedehnte Mangroven Labyrinthe um sich gesichert in Deckung zu bringen. Klar, wir liegen mit 9 Grad 33.37 Minuten nördlicher Breite etwas südlich der von den Yacht Versicherungsgesellschaften gezogenen Grenze von 10 Grad nördlicher Breite. Unterhalb dieser Grenze gelten Seegebiete auch während der Hurrikan Saison als sicher. Diese dauert offiziell noch bis Ende November. Es kommen uns jedoch während der Nacht immer wieder Zweifel ob Petrus davon etwas weiss, und wenn ja, ob er sich wohl an diese Regel hält.  Immerhin sind wir nicht allein, bestimmt liegen hier etwa 50 Jachten am Anker und möglicherweise nochmals so viele in der Linton Marina. Einzig das Forschungsschiff Planet Research macht Sorge. Deren Anker hält schlecht, immer wieder driften sie bedrohlich in die Nähe „parkierter“ Yachten. Besonders die Besatzung eines Katamarans aus der Schweiz, es ist nicht die Gallina Crew,  kämpft via Funk mit Recht, sehr beharrlich und schliesslich mit Erfolg um ihren Ankerplatz. Im Laufe des Morgens dreht der Wind von West-Nord-West auf West-Süd-West und schwächt sich etwas ab. Die Regenschauer prasseln jedoch nach wie vor in unverminderter Heftigkeit auf uns nieder. Die Winddrehung ist ein Indiz, dass Otto langsam in Richtung Westen an uns vorbei zieht.

Mittwoch 23. November 2016, mit einem Taxi, Busse verkehren noch keine, fahren wir in das 15 km entfernte Portobelo um uns dort abzumelden. Wegen Stromausfall ist jedoch das Migrationsbüro geschlossen. Die ganze Region scheint wegen Otto vom Strom und damit auch vom Internet abgeschnitten. Ein Blick in die Bucht bestätigt was wir hören, ca. 15 Schiffe sind gesunken oder wurden ans Ufer gespült. So lag auch die Stahlyacht einer jungen argentinischen Familie mit Schlagseite am Ufer. Sie als „new born sailors“, wie sie sich selbst bezeichnen, tun uns sehr leid, wollten sie doch ihre erworbene alte Stahljacht hier in Portobelo revidieren um dann nach Argentinien zu segeln. Wie es bei ihnen weitergeht wissen wir nicht. Später,  zusammen mit einer Spanierin besteigen wir wiederum ein Taxi um nach Maria Chiquita, nochmals etwa 15 km, zu gelangen. Dort soll es nämlich Strom haben und demzufolge auch Internet. Beides hat es dort, und ich die Sim-Karte der falschen Telefongesellschaft – „Claro“ funktionierte nämlich jedoch meine Movie-Star Karte zeigte keine Regung. Also keinen Wetterbericht, keine What’s App’s, aber immerhin ein „alles ok SMS“ mit Claudias Handy in die Schweiz. Zurück an Bord gibt es noch eine kleine Überraschung, die in Bocas, offenbar lausig gefüllte Gasflasche, ist unerwartet früh im Vakuumbereich. Gut, dass wir noch etwas Gas in der in Kuba illegal gefüllten Campinggasflasche haben.

Donnerstag 24. November 2016, eigentlich wollen wir in der Linton Marina mit der Titanic 40 l Diesel in die Kanister füllen und damit zur Gallina zurück gondeln. Jedoch, wie können wir das nur vergessen, ohne Elektrisch funktionieren die Pumpen nicht und damit fliesst auch kein Diesel aus den Tanks des „fuel dock’s“. Im Main Office der Marina, einem Container, erfahren wir, dass es noch immer keinen Wetterbericht gibt jedoch das Migrationsbüro in einem anderen Container am Eingang zur Marina für heute geöffnet ist. Gut so, wir suchen den Container der Migration, finden diesen, werden freundlich empfangen und erhalten bald die notwendigen Formulare für die Ausreise für einen sagenhaft günstigen Preis von nur 12 $. Ausreisen aus Panama ist also weitaus günstiger als einreisen.

Freitag 25. November 2016, mit dem Bus fahren wir nach Sabanita (ca. 50 km) zum Einkaufen. Das Internet würde jetzt auch mit Movie Star funktionieren, jedoch ist nunmehr der Monatskredit abgelaufen. Zurück in Portobelo erstehen wir eine neue Simkarte der Gesellschaft Claro die dort funktioniert, dann aber nicht mehr in Puerto Lindo. Hier gibt’s noch immer kein Internet. Abends bringen wir unsere zwei leeren Gasflaschen zu Hans, einem Holländer der mit seiner kolumbianischen Frau in Puerto Lindo ein kleines gemütliches Restaurant sowie einen kleinen Yachtservice besitzt und essen dort dann auch ausgezeichneten Fisch.

Sonntag 27. November, endlich haben wir mal einen Wetterbericht, der ist günstig, so dass wir morgen Montag Panama in Richtung Providencia verlassen können. Natürlich haben wir die Wartezeit in Puerto Lindo auch genutzt um unseren Haushaltspflichten nachzukommen: Küchenabwassersanierung, Entschimmlen, Sitzbank streichen, Wäsche waschen mit viel Regenwasser, Kompressor putzen, Gas abholen etc. Neben den Ausflügen nach Portobelo, Maria Chiquita und Sabanita blieb auch etwas Zeit die nahegelegenen Panamamarina, einmal durch die Mangroven mit dem Dingy und einmal zu Fuss entlang der Küste zu erkunden.

Portobelo

Samstag, 12. November 2016, in der Morgendämmerung traversieren wir die Einfahrt zum Panamakanal bei San Cristobal, staunen über die vielen Frachter am Anker und erreichen bei strömendem Regen gegen 10 Uhr die Bucht von Portobelo.  Es giesst noch immer aus allen Kübeln als wir unweit vom gleichnamigen Städtchen Portobelo ankern, mit unserem Dingy Titanic an einigen Schiffsleichen vorbeituckern, bei der Bar Casa Vela anlegen und schliesslich das Städtchen auf einen ersten Rundgang besichtigen. Es geht vorbei am eindrucksvollen Handelshaus, vorbei an der Befestigungsanlage – beides aus der Blütezeit spanischer Kolonialherrschaft -, vorbei an einigen bunt bemalten Häusern mit karibischem Akzent, vorbei an der Statue Cristo Negro de Portobelo in der Iglesia de San Felipe – wo jedes Jahr tausende von Pilgern am 21. Oktober der Statue ihre Ehre kundtun -, bis uns schliesslich unser Versorgungsdrang in die umliegenden chinesischen Super Mini Market’s  zu pilgern veranlasst.  Erschöpft von den vielen Eindrücken versuchen wir uns in der Casa Vela zu erholen und erfahren dabei von einem amerikanischen Segler namens Bill alles an Wichtigkeit über Portobelo. 

Am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter von der besseren Seite und es dämmert auch langsam weshalb Kollege Kolumbus zur Namensgebung Portobelo kam. Wunderschön eingebettet zwischen sanften, grünen Hügeln zeigt sich nun die Bucht von ihrer schönsten Seite. Am frühen Nachmittag besteigen unsere Adoptivkinder Katja und Gesche den Bus und verlassen uns in Richtung Panama City von wo sie den Heimflug antreten. Ich denke wir hatten eine gute gemeinsame Zeit! 

Was ich bereits in Bocas, beim Versuch die PC’s, das iPad, das Tablet,  das Smartphone und das  iPhone mit dem WiFi Router zu verbinden, kläglich versaut habe ändert sich auch in Portobelo nicht von selbst.. Die Aktivantenne korrespondiert nicht mehr richtig mit dem Router, oder der Router nicht mehr mit dem PC, oder der PC nicht mehr mit der Antenne ………….. . Birgitte, die Mitbesitzerin der Casa Vela vermittelt uns zwei junge Schweden, welche sich mit Internet und WiFi auskennen sollen. Tatsächlich haben die beiden segelnden Jungs, Felix und Daniel, die begnadete Fähigkeit unsere offenbar komplexe Anlage wieder soweit herzurichten, dass wenigstens die Aktivantenne via Kabel mit dem PC korrespondiert. Der Router sei jedoch auch für sie zu komplex  teilen uns die sympathischen Schweden nach vielen Versuchen mit.

Gewarnt durch den Wetterbericht, ein tropisches Sturmtief namens Otto ist im Anzug, verlassen wir am 17. November die Bucht von Portobelo und ankern weiter östlich in der besser geschützten Bucht von Puerto Lindo.

 

Von Bocas nach Portobelo

Donnerstag, 27. Oktober 2016, abends landet unsere Air Panama Maschine in Bocas del Toro. Der Umstand dass wir erst am 27. Oktober nach Bocas zurückkehren kostet uns weitere 210 $ Visa Gebühren. Wir hätten nämlich bereits am 8. Oktober zurück sein sollen um das  zu diesem Termin abgelaufene Visum zu verlängern. Eine Visumverlängerung muss in Panama genau an dem Tag erfolgen an dem das bestehende Visum eben ausläuft, also in unserem Fall genau am 8. Oktober. Früher kann das Visum auf keinen Fall verlängert werden, wird mir vor meiner Abreise in die Schweiz seitens der Immigrationsbehörden erklärt. Die Aufenthaltsgebühren in Panama erhöhen sich damit auf sagenhafte 710 $. Bisher das administrativ teuerste Land auf unserer Liste.

In der Marina Carenero finden wir die Gallina in einem guten Zustand. Im Innern ist es trocken, nur ganz wenig Schimmel hat sich breit gemacht und keine Kakerlaken haben das Kommando an Bord übernommen. Einzig entlang der Wasserlinie am Wasserpass gedeiht ein üppiger Algenbewuchs. Das Unterwasserschiff hat die lange Pause ohne nennenswerten Bewuchs überstanden.

Es hat während unserer Abwesenheit wenig geregnet; eine Trockenzeit während der Regenzeit und Mary, die Besitzerin der Marina, veranlasst das Wasser zu rationieren – duschen zwischen 17.00 und 19.00 und kein Benutzen der Waschmaschinen -. Das Wasser für den Bordbetrieb müssen bei der Feuerwehrstation in Bocas beziehen. Die Marina bietet bei gleichbleibendem Preis genau das was wir gerne hätten nicht mehr. Hinzu kommt, dass die Musik der Diskothek Carenero am Freitag und Samstag so ohrenbetäubend und nervenaufreibend laut aufdreht,  dass selbst die zahlreichen Brüllaffen keine Chance haben dagegen anzukommen und erst ab vier Uhr morgens wieder schüchtern  hörbar sind. Bei diesem Lärm wird  wieder mal unsere biologische Verwandtschaft offensichtlich, wir sind die Lautesten! Unter diesen Umständen beschliessen wir am Montag die Marina zu verlassen und in der Bucht zwischen Carenero und Bocas zu ankern. Bis zur Ankunft unserer Gäste Katja und Gesche am 3. November gibt es auf der Gallina noch einiges zu tun – WiFi Antenne, Ventilatoren und einen neuen Inverter montieren, Gästekojen richten, Diesel bunkern, auf Regenwasser hoffen …. -.

Am 7. November verlassen wir Bocas endgültig und schippern bei idealem Wetter via Lagune de Bluefield, Kusapin, Isla Escudo de Veraguas nach Portobelo. Was heisst ideales Wetter? Wir hatten  immer guten Wind, viel Sonne bei unseren Ausflügen an Land sowie einen wassertankfüllenden, duschheftigen tropischen Regen am Morgen unseres Aufbruchs von Escudo de Veraguas nach Portobelo.

Panama City

Pünktlich und mit allem Gepäck passieren wir um neun Uhr abends problemlos die Immigration und den Zoll im Flughafen von Toucon und befinden uns bald unterwegs im Taxi zu unserem Hotel in Panama City. Drei Tage wollen wir in der zentralamerikanischen Metropole verbringen.

Wir besuchen die recht hübsche Altstadt (Casco Viejo), wandeln dort durch das interessante Kanalmuseum und erfahren dabei über Jimmy Carters Beliebtheit in Panama. Der damalige US Präsident ermöglichte 1999 die Übertragung der Kanalrechte von den USA auf Panama.

Vergebens suchen wir zwischen den Hochhäusern nach einem Segelmacher. Zwar finden wir den Ort auch tatsächlich, müssen  uns jedoch damit abfinden, dass es die Adresse offenbar nur noch im Internet gibt, denn wir stehen im Büro einer Autovermietung wo die nette Dame uns den Tipp gibt es mal draussen bei der Flamenco Marina zu versuchen. Per Taxi dort angekommen finden wir einige Bootsausrüster aber wiederum keinen Segelmacher. Was allerdings nicht sehr verwundert, stehen doch im Hafen vorwiegend Motorjachten.

Ein Besuch im Museo de la Biodiversidad wird zur Enttäuschung. In einem architektonisch doch  gelungenem Gebäude wird wenig geboten das den stolzen Eintrittspreis von 18 $ rechtfertigen könnte.

Deutlich mehr Biodiversität erleben wir bei einem Spaziergang  auf den Cerro Ancon, einer kleinen Anhöhe am Rande der Stadt. Von dort geniessen wir zusammen mit anderen Touristen und einigen Brüllaffen einen wunderbaren Rundumblick über Panama City inklusive Kanaleinfahrt.

 Am letzten Morgen vor dem mittlerweile ersehnten Rückflug nach Bocas soll’s in irgendeinem Centro Comercial auf Claudias Wunsch für mich ein paar neue Schuhe geben, schliesslich werden daraus Badehosen und eine ernüchternde Einsicht in die panamesische Konsumwelt. Sie unterscheidet sich kaum von unserer.

Während den drei Tagen in denen wir uns so durch das grossstädtische hektische Treiben bemühen und städtische Düfte einatmend eingeklemmt zwischen den Wolkenkratzern den Autohupen lauschen, überlegen wir uns wem es wohl besser geht, den Panamesen in ihrer Grossstadt zwischen den Wolkenkratzern im Stau stehend  oder den Indogenas in ihren Kanus über den Korallenbänken fischend?