Von Bocas nach Portobelo

Donnerstag, 27. Oktober 2016, abends landet unsere Air Panama Maschine in Bocas del Toro. Der Umstand dass wir erst am 27. Oktober nach Bocas zurückkehren kostet uns weitere 210 $ Visa Gebühren. Wir hätten nämlich bereits am 8. Oktober zurück sein sollen um das  zu diesem Termin abgelaufene Visum zu verlängern. Eine Visumverlängerung muss in Panama genau an dem Tag erfolgen an dem das bestehende Visum eben ausläuft, also in unserem Fall genau am 8. Oktober. Früher kann das Visum auf keinen Fall verlängert werden, wird mir vor meiner Abreise in die Schweiz seitens der Immigrationsbehörden erklärt. Die Aufenthaltsgebühren in Panama erhöhen sich damit auf sagenhafte 710 $. Bisher das administrativ teuerste Land auf unserer Liste.

In der Marina Carenero finden wir die Gallina in einem guten Zustand. Im Innern ist es trocken, nur ganz wenig Schimmel hat sich breit gemacht und keine Kakerlaken haben das Kommando an Bord übernommen. Einzig entlang der Wasserlinie am Wasserpass gedeiht ein üppiger Algenbewuchs. Das Unterwasserschiff hat die lange Pause ohne nennenswerten Bewuchs überstanden.

Es hat während unserer Abwesenheit wenig geregnet; eine Trockenzeit während der Regenzeit und Mary, die Besitzerin der Marina, veranlasst das Wasser zu rationieren – duschen zwischen 17.00 und 19.00 und kein Benutzen der Waschmaschinen -. Das Wasser für den Bordbetrieb müssen bei der Feuerwehrstation in Bocas beziehen. Die Marina bietet bei gleichbleibendem Preis genau das was wir gerne hätten nicht mehr. Hinzu kommt, dass die Musik der Diskothek Carenero am Freitag und Samstag so ohrenbetäubend und nervenaufreibend laut aufdreht,  dass selbst die zahlreichen Brüllaffen keine Chance haben dagegen anzukommen und erst ab vier Uhr morgens wieder schüchtern  hörbar sind. Bei diesem Lärm wird  wieder mal unsere biologische Verwandtschaft offensichtlich, wir sind die Lautesten! Unter diesen Umständen beschliessen wir am Montag die Marina zu verlassen und in der Bucht zwischen Carenero und Bocas zu ankern. Bis zur Ankunft unserer Gäste Katja und Gesche am 3. November gibt es auf der Gallina noch einiges zu tun – WiFi Antenne, Ventilatoren und einen neuen Inverter montieren, Gästekojen richten, Diesel bunkern, auf Regenwasser hoffen …. -.

Am 7. November verlassen wir Bocas endgültig und schippern bei idealem Wetter via Lagune de Bluefield, Kusapin, Isla Escudo de Veraguas nach Portobelo. Was heisst ideales Wetter? Wir hatten  immer guten Wind, viel Sonne bei unseren Ausflügen an Land sowie einen wassertankfüllenden, duschheftigen tropischen Regen am Morgen unseres Aufbruchs von Escudo de Veraguas nach Portobelo.

Panama City

Pünktlich und mit allem Gepäck passieren wir um neun Uhr abends problemlos die Immigration und den Zoll im Flughafen von Toucon und befinden uns bald unterwegs im Taxi zu unserem Hotel in Panama City. Drei Tage wollen wir in der zentralamerikanischen Metropole verbringen.

Wir besuchen die recht hübsche Altstadt (Casco Viejo), wandeln dort durch das interessante Kanalmuseum und erfahren dabei über Jimmy Carters Beliebtheit in Panama. Der damalige US Präsident ermöglichte 1999 die Übertragung der Kanalrechte von den USA auf Panama.

Vergebens suchen wir zwischen den Hochhäusern nach einem Segelmacher. Zwar finden wir den Ort auch tatsächlich, müssen  uns jedoch damit abfinden, dass es die Adresse offenbar nur noch im Internet gibt, denn wir stehen im Büro einer Autovermietung wo die nette Dame uns den Tipp gibt es mal draussen bei der Flamenco Marina zu versuchen. Per Taxi dort angekommen finden wir einige Bootsausrüster aber wiederum keinen Segelmacher. Was allerdings nicht sehr verwundert, stehen doch im Hafen vorwiegend Motorjachten.

Ein Besuch im Museo de la Biodiversidad wird zur Enttäuschung. In einem architektonisch doch  gelungenem Gebäude wird wenig geboten das den stolzen Eintrittspreis von 18 $ rechtfertigen könnte.

Deutlich mehr Biodiversität erleben wir bei einem Spaziergang  auf den Cerro Ancon, einer kleinen Anhöhe am Rande der Stadt. Von dort geniessen wir zusammen mit anderen Touristen und einigen Brüllaffen einen wunderbaren Rundumblick über Panama City inklusive Kanaleinfahrt.

 Am letzten Morgen vor dem mittlerweile ersehnten Rückflug nach Bocas soll’s in irgendeinem Centro Comercial auf Claudias Wunsch für mich ein paar neue Schuhe geben, schliesslich werden daraus Badehosen und eine ernüchternde Einsicht in die panamesische Konsumwelt. Sie unterscheidet sich kaum von unserer.

Während den drei Tagen in denen wir uns so durch das grossstädtische hektische Treiben bemühen und städtische Düfte einatmend eingeklemmt zwischen den Wolkenkratzern den Autohupen lauschen, überlegen wir uns wem es wohl besser geht, den Panamesen in ihrer Grossstadt zwischen den Wolkenkratzern im Stau stehend  oder den Indogenas in ihren Kanus über den Korallenbänken fischend?

Bocas del Toro und Umgebung

Ziemlich lange sind wir in Bocas del Toro geblieben. Am 11. Juli sind wir angekommen. Claudia verlässt Bocas am 2. September für einen „Urlaub“ in der Schweiz und ich folge ihr nach einigen notwendigen Überholungsarbeiten an der Gallina am 12. September. In den zwei Monaten haben wir viel Interessantes gesehen und erlebt. Panama besteht nicht nur aus Panama City und dem Panama Kanal. Touristisch wenig erschlossen offenbart das Land eine sagenhaft vielältige Natur und faszinierende Landschaften. Wir haben die Umgebung um Bocas ausführlich mit der Gallina erkundet. Mit dem Bus bereisten wir, Claudia zweimal und ich einmal, das Hinterland von Bocas und erspähten dabei auf der anderen Seite der „Cordilliera“, dem Gebirgszug zwischen den beiden Ozeanen, den Pazifik. Die Finca La Suiza, eine von Monika aus der Schweiz geführtes Hostal mit ausgezeichneter Küche, war Ausgangsort einiger Wanderungen durch die tropischen Gebirgswälder.

Von Bocas nach Isla Escudo de Veraguas und zurück

Freitag, 29. 07. 2016, während Claudia und Jazy einen Ausflug zur Finca La Suiza im panamesischen Bergland (Cordillera) unternehmen, gondle ich zusammen mit meinen Söhnen Lukas, Simon und Vivian ostwärts mit dem Ziel via der Lagune de Bluefield die Isla Escudo de Veraguas zu erreichen. Das Gebiet gehört zum Indianerbezirk Ngöbe und Buglé und ist nur wenig erschlossen. Am ersten Abend ankern wir in der Lagune de Blufield beim Punta Allegre.

Bald nachdem Lukas, Simon und Vivian ihren Landgang angetreten haben, paddelt ein Einheimischer, ca. 40 jährig,  in seinem Einbaum heran und offeriert mir Langusten für drei Dollar das Stück. Wir einigen uns bei einem für die Verhältnisse bestimmt noch immer überrissenen Preis von 2 Dollar das Stück – was soll’s, ich mag’s den Leuten gönnen – und kaufe vier Tiere. Der Handel ist abgeschlossen, die Langusten sind an Bord und der durchaus sympathische Indio fragt nach einem Bier. Klar er soll eins bekommen und ich nenne ihm nun meinerseits den überrissenen Preis von zwei Dollar die Büchse. Kopfschüttelnd, doch fröhlich lachend streckt er mir zwei von den zuvor erhaltenen Scheine entgegen und ich gebe ihm das Bier. Ich glaube wir haben uns verstanden – adios amigo -.

Am nächsten Morgen verlegen wir unseren Standort und ankern vor Ensenada einem kleinen Weiler am Ende der Lagune de Bluefield. Bald vertäuen wir die Titanic an einem örtlichen Steg und marschieren  los. Bei stetigem Regen, mal mehr mal weniger, quer durch die Halbinsel bis zum Punta Uva, von dort dem Meer entlang, mal am Strand mal etwas im Innern über kleine bewaldete Hügel – dort ist’s jeweils sehr glitschig -, erreichen wir nach ca. drei Stunden Kusapin, den Hauptort der Region.  Auf einem Fussweg, Strassen und Autos gibt es hier keine, alles wird mit Booten übers Meer transportiert, durchqueren wir den Ort. Wir sind nicht alleine, überall auf dem Weg oder versteckt hinter Türen und Fenstern werden wir beobachtet. Neben ein paar Läden und Bars ist der blau weiss gestrichene Schulkomplex mit seiner Sportanlage das Hauptaugenmerk des Städtchens. Schliesslich verführen uns Biergelüste in eine Bar der besonderen Art. Es ist eine über dem Wasser stehende halboffene aus Holz gebaute recht grosse Halle. Darin hat es genau drei Tische, um einen mit einer unbestimmten Menge leerer Bierdosen besetzten, sitzen drei unterschiedlich nüchterne Indigenas. Kaum beachtet nehmen wir den zweiten Tisch in Beschlag, holen Bier an der Theke und beginnen gegen die Sandfliegen zu kämpfen. Nach je zwei Dosen Balboa Ice, Vasco Nunez de Balboa war der europäische Entdecker des Pazifiks, überwiegt das durch die Sandwinzlinge zugeführte Leiden deutlich dem Verlangen nach mehr Bier und wir verlassen die Bar.

Am 31. Juli erreichen wir die Insel Escudo de Veraguas. Kaum am Anker, wir sind die einzigen hier, paddelt ein Einheimischer mit seinem Sohn heran, stellt sich als Mauricio vor und verlangt  je 5 $ pro Person als Parkgebühr. Die Gebühr gehe nach Kusapin auf die Verwaltung und sei für den Schutz der Meeresschildkröten bestimmt. Er, Mauricio habe den Auftrag die Gelege der Schildkröten zu markieren und nach Datum zu erfassen. Stolz zeigt er uns sein Protokollheft, stellt eine Quittung für die 20 $ aus und erklärt uns, dass wir nun für die Dauer von drei Monate bezahlt hätten.

Aus den drei Monaten wird nichts, schon am nächsten Morgen, nachdem wir am Vorabend immerhin einen ausgiebigen Spaziergang unternommen hatten, müssen wir die Insel wegen schlechten Wetters verlassen, erreichen am späteren Nachmittag einen guten Ankerplatz bei Tobobe und werden von einer Schar einheimischer Schüler in ihren Kanus fröhlich begrüsst. Von dort geht es am nächsten Tag via Isla Bastimento zurück nach Bocas del Toro, wo unsere doch etwas rumreiche Fahrt am 3. August 2016 endet.

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Mangosegen und die Spätfolgen

 

Donnerstag, 21. 07. 2016, wir sind unterwegs zu den beiden Cayos Zapatilla (Cayo = kleine Insel) und laufen in einiger Distanz entlang der Isla Bastimento und versuchen wieder mal den WC-Tank zu leeren. Was wir seit Tagen befürchten ist nun definitiv. Irgend was ist verstopft. Möglicherweise ist auch die Membran der Pumpe verschlissen. Auf jeden Fall bleibt der Tank randvoll.

Auch schon vor unserer Ankunft in Bocas, liess sich derselbe kaum noch entleeren was zur Folge hatte, dass die Bordtoilette ausser Betrieb genommen werden musste. Am Anker stand uns glücklicherweise die immer funktionierende Aussentoilette mit plumsendem Abgang zur Seite und in der Marina Carenero erreichten wir über den langen Steg und vorbei am offenen Gemeinschaftsraum schliesslich auch die Toiletten. Dieser Weg war eigentlich locker  zu bewältigen. Einzig für  Jazy, deren Verdauung seit ihrer Ankunft überdurchschnittlich rassig funktionierte, schien der Weg, trotz jugendlicher Sportlichkeit, doch immer sehr weit. Zwischen vier und sieben Uhr, während der „Happy Hour“, dem allabendlichen Treffen der Yachti’s im Gemeinschaftsraum, wurden dann jeweils auch Jazy’s Nöte mit einem aufmunterndem „run, run, run“ begleitet.

Es ist nun klar, die ganze versch ….. Toiletteninstallation muss ausgebaut werden. Das reizvolle Vergnügen verschiebe ich erstmal auf morgen. Wir übernachten am Anker bei Cayo Zapatillo 1 und verlegen uns am nächsten Tag nach Crawl Cay um dort zu ankern. Der Fäkalienjob, die Demontage von oben nach unten bis zum Tank kann hier beginnen. Die beiden Frauen schicke ich zunächst mal für einem Kajakausflug in die Mangroven. Der Ausbau geht ganz gut und das Übel ist bald gefunden. Die wilden Mango Früchte aus Providencia waren nicht nur ausgezeichnet – noch nie haben wir so gute Mangos verzehrt – , sondern besassen jeweils auch eine Unmenge Zellulosefasern von bester Qualität. Die Pumpe von diesen mal gereinigt lief wieder ausgezeichnet, so dass sich der Tank über die Inspektionsöffnung  und mit ummontierten Schläuchen via Toilettenfenster entleeren lässt. Gegen „Feierabend“ paddelt ein Indianer im Einbaum heran und verkauft uns drei frische Langusten. Einmal auf dem Grill verbessern diese drei das Stimmungsbarometer auf der Gallina ganz beträchtlich.

Aus Claudias Tagebuch: „Sehr ruhige Nacht und es scheint, dass es sich ausgeschissen hat“.

Samstag, 23. 07. 2016, es geht weiter mit dem Ausbau. Endlich ist der Fäkalientank mal ausgebaut und kann geöffnet werden. Im Ansaugrohr, wen wundert’s nach dem gestrigen Anblick der Pumpe, sitzt fest im Urinstein verankert ein dichter Pfropfen Mangofasern. In der Folge spülen und reinigen wir mit nicht wahrnehmbarer Begeisterung alle Bestandteile der Toilettenanlage auf das sie auf ein Neues zusammengesetzt und auch benutzt werden kann.

Aufräumen, Besuch und Einkaufen

Mittwochmorgen, 12. Juli: wir hühnern in der Gallina rum und versuchen etwas Ordnung zu schaffen. Dort ein Plätzchen für eine Kiste mit Tauchzeugs, wieder eines für Seile, ein anderes für den Treibanker, etc. Getreu dem zweiten thermodynamischen Gesetz hat sich im Laufe der Zeit ein Chaos eingerichtet welches wir heute beseitigen wollen – müssen. Das kostet Energie. Vier Kojen gilt es ordentlich herzurichten. Morgen kommt Claudias Tochter Jazy und später, ein genaueres Datum steht natürlich noch aus, meine Söhne Lukas, Simon und Vivian. Tags darauf steigt Jazy wohlauf aus der Air Panama Maschine, es regnet in Strömen, wir bringen ihr Gepäck auf die Gallina, besteigen wiederum die Titanic, haben grosses Glück, dass uns ein Taxiboot unter Vollgas nur beinahe überfährt und legen mit weichen Knien neben dem provisorischen Container der Hafenbehörden an. Einkaufen ist angesagt. In Bocas del Toro gibt es ca. ein dutzend mittelgrosse „Supermarket‘s“, und etwa ebenso viele Haushalts- und Eisenwarengeschäfte, alle ohne Ausnahme in chinesischem Besitz; Familienbetriebe mit indianischer Verstärkung an den Regalen. In allen Läden gibt es ein einigermassen breites Angebot, dass sich aber von Laden zu Laden jeweils in sich wiederholender Langweiligkeit präsentiert. Immerhin finden wir zu unserer Freude auch einen einheimischen Obst- und Gemüseladen mit guter Ware zu passablen Preisen.

Die Asiatische Bevölkerung in Panama gehört seit langem zum eindrucksvollen Völkergemisch Panamas. Nach der Aufhebung der Sklaverei 1851 wurden billige Arbeitskräfte aus Asien, darunter sehr viele Chinesen, nach Panama angeworben. Im Laufe der Zeit haben chinesische Nachfahren den Klein- und Detailhandel in ganz Panama übernommen. Heute wird dieses chinesische Monopol wohl zusätzlich durch den Mix aus Verlangen nach billiger Ware und chinesischer Exportwut gefestigt.

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