Bocas del Toro und Umgebung

Ziemlich lange sind wir in Bocas del Toro geblieben. Am 11. Juli sind wir angekommen. Claudia verlässt Bocas am 2. September für einen „Urlaub“ in der Schweiz und ich folge ihr nach einigen notwendigen Überholungsarbeiten an der Gallina am 12. September. In den zwei Monaten haben wir viel Interessantes gesehen und erlebt. Panama besteht nicht nur aus Panama City und dem Panama Kanal. Touristisch wenig erschlossen offenbart das Land eine sagenhaft vielältige Natur und faszinierende Landschaften. Wir haben die Umgebung um Bocas ausführlich mit der Gallina erkundet. Mit dem Bus bereisten wir, Claudia zweimal und ich einmal, das Hinterland von Bocas und erspähten dabei auf der anderen Seite der „Cordilliera“, dem Gebirgszug zwischen den beiden Ozeanen, den Pazifik. Die Finca La Suiza, eine von Monika aus der Schweiz geführtes Hostal mit ausgezeichneter Küche, war Ausgangsort einiger Wanderungen durch die tropischen Gebirgswälder.

Von Bocas nach Isla Escudo de Veraguas und zurück

Freitag, 29. 07. 2016, während Claudia und Jazy einen Ausflug zur Finca La Suiza im panamesischen Bergland (Cordillera) unternehmen, gondle ich zusammen mit meinen Söhnen Lukas, Simon und Vivian ostwärts mit dem Ziel via der Lagune de Bluefield die Isla Escudo de Veraguas zu erreichen. Das Gebiet gehört zum Indianerbezirk Ngöbe und Buglé und ist nur wenig erschlossen. Am ersten Abend ankern wir in der Lagune de Blufield beim Punta Allegre.

Bald nachdem Lukas, Simon und Vivian ihren Landgang angetreten haben, paddelt ein Einheimischer, ca. 40 jährig,  in seinem Einbaum heran und offeriert mir Langusten für drei Dollar das Stück. Wir einigen uns bei einem für die Verhältnisse bestimmt noch immer überrissenen Preis von 2 Dollar das Stück – was soll’s, ich mag’s den Leuten gönnen – und kaufe vier Tiere. Der Handel ist abgeschlossen, die Langusten sind an Bord und der durchaus sympathische Indio fragt nach einem Bier. Klar er soll eins bekommen und ich nenne ihm nun meinerseits den überrissenen Preis von zwei Dollar die Büchse. Kopfschüttelnd, doch fröhlich lachend streckt er mir zwei von den zuvor erhaltenen Scheine entgegen und ich gebe ihm das Bier. Ich glaube wir haben uns verstanden – adios amigo -.

Am nächsten Morgen verlegen wir unseren Standort und ankern vor Ensenada einem kleinen Weiler am Ende der Lagune de Bluefield. Bald vertäuen wir die Titanic an einem örtlichen Steg und marschieren  los. Bei stetigem Regen, mal mehr mal weniger, quer durch die Halbinsel bis zum Punta Uva, von dort dem Meer entlang, mal am Strand mal etwas im Innern über kleine bewaldete Hügel – dort ist’s jeweils sehr glitschig -, erreichen wir nach ca. drei Stunden Kusapin, den Hauptort der Region.  Auf einem Fussweg, Strassen und Autos gibt es hier keine, alles wird mit Booten übers Meer transportiert, durchqueren wir den Ort. Wir sind nicht alleine, überall auf dem Weg oder versteckt hinter Türen und Fenstern werden wir beobachtet. Neben ein paar Läden und Bars ist der blau weiss gestrichene Schulkomplex mit seiner Sportanlage das Hauptaugenmerk des Städtchens. Schliesslich verführen uns Biergelüste in eine Bar der besonderen Art. Es ist eine über dem Wasser stehende halboffene aus Holz gebaute recht grosse Halle. Darin hat es genau drei Tische, um einen mit einer unbestimmten Menge leerer Bierdosen besetzten, sitzen drei unterschiedlich nüchterne Indigenas. Kaum beachtet nehmen wir den zweiten Tisch in Beschlag, holen Bier an der Theke und beginnen gegen die Sandfliegen zu kämpfen. Nach je zwei Dosen Balboa Ice, Vasco Nunez de Balboa war der europäische Entdecker des Pazifiks, überwiegt das durch die Sandwinzlinge zugeführte Leiden deutlich dem Verlangen nach mehr Bier und wir verlassen die Bar.

Am 31. Juli erreichen wir die Insel Escudo de Veraguas. Kaum am Anker, wir sind die einzigen hier, paddelt ein Einheimischer mit seinem Sohn heran, stellt sich als Mauricio vor und verlangt  je 5 $ pro Person als Parkgebühr. Die Gebühr gehe nach Kusapin auf die Verwaltung und sei für den Schutz der Meeresschildkröten bestimmt. Er, Mauricio habe den Auftrag die Gelege der Schildkröten zu markieren und nach Datum zu erfassen. Stolz zeigt er uns sein Protokollheft, stellt eine Quittung für die 20 $ aus und erklärt uns, dass wir nun für die Dauer von drei Monate bezahlt hätten.

Aus den drei Monaten wird nichts, schon am nächsten Morgen, nachdem wir am Vorabend immerhin einen ausgiebigen Spaziergang unternommen hatten, müssen wir die Insel wegen schlechten Wetters verlassen, erreichen am späteren Nachmittag einen guten Ankerplatz bei Tobobe und werden von einer Schar einheimischer Schüler in ihren Kanus fröhlich begrüsst. Von dort geht es am nächsten Tag via Isla Bastimento zurück nach Bocas del Toro, wo unsere doch etwas rumreiche Fahrt am 3. August 2016 endet.

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Mangosegen und die Spätfolgen

 

Donnerstag, 21. 07. 2016, wir sind unterwegs zu den beiden Cayos Zapatilla (Cayo = kleine Insel) und laufen in einiger Distanz entlang der Isla Bastimento und versuchen wieder mal den WC-Tank zu leeren. Was wir seit Tagen befürchten ist nun definitiv. Irgend was ist verstopft. Möglicherweise ist auch die Membran der Pumpe verschlissen. Auf jeden Fall bleibt der Tank randvoll.

Auch schon vor unserer Ankunft in Bocas, liess sich derselbe kaum noch entleeren was zur Folge hatte, dass die Bordtoilette ausser Betrieb genommen werden musste. Am Anker stand uns glücklicherweise die immer funktionierende Aussentoilette mit plumsendem Abgang zur Seite und in der Marina Carenero erreichten wir über den langen Steg und vorbei am offenen Gemeinschaftsraum schliesslich auch die Toiletten. Dieser Weg war eigentlich locker  zu bewältigen. Einzig für  Jazy, deren Verdauung seit ihrer Ankunft überdurchschnittlich rassig funktionierte, schien der Weg, trotz jugendlicher Sportlichkeit, doch immer sehr weit. Zwischen vier und sieben Uhr, während der „Happy Hour“, dem allabendlichen Treffen der Yachti’s im Gemeinschaftsraum, wurden dann jeweils auch Jazy’s Nöte mit einem aufmunterndem „run, run, run“ begleitet.

Es ist nun klar, die ganze versch ….. Toiletteninstallation muss ausgebaut werden. Das reizvolle Vergnügen verschiebe ich erstmal auf morgen. Wir übernachten am Anker bei Cayo Zapatillo 1 und verlegen uns am nächsten Tag nach Crawl Cay um dort zu ankern. Der Fäkalienjob, die Demontage von oben nach unten bis zum Tank kann hier beginnen. Die beiden Frauen schicke ich zunächst mal für einem Kajakausflug in die Mangroven. Der Ausbau geht ganz gut und das Übel ist bald gefunden. Die wilden Mango Früchte aus Providencia waren nicht nur ausgezeichnet – noch nie haben wir so gute Mangos verzehrt – , sondern besassen jeweils auch eine Unmenge Zellulosefasern von bester Qualität. Die Pumpe von diesen mal gereinigt lief wieder ausgezeichnet, so dass sich der Tank über die Inspektionsöffnung  und mit ummontierten Schläuchen via Toilettenfenster entleeren lässt. Gegen „Feierabend“ paddelt ein Indianer im Einbaum heran und verkauft uns drei frische Langusten. Einmal auf dem Grill verbessern diese drei das Stimmungsbarometer auf der Gallina ganz beträchtlich.

Aus Claudias Tagebuch: „Sehr ruhige Nacht und es scheint, dass es sich ausgeschissen hat“.

Samstag, 23. 07. 2016, es geht weiter mit dem Ausbau. Endlich ist der Fäkalientank mal ausgebaut und kann geöffnet werden. Im Ansaugrohr, wen wundert’s nach dem gestrigen Anblick der Pumpe, sitzt fest im Urinstein verankert ein dichter Pfropfen Mangofasern. In der Folge spülen und reinigen wir mit nicht wahrnehmbarer Begeisterung alle Bestandteile der Toilettenanlage auf das sie auf ein Neues zusammengesetzt und auch benutzt werden kann.

Aufräumen, Besuch und Einkaufen

Mittwochmorgen, 12. Juli: wir hühnern in der Gallina rum und versuchen etwas Ordnung zu schaffen. Dort ein Plätzchen für eine Kiste mit Tauchzeugs, wieder eines für Seile, ein anderes für den Treibanker, etc. Getreu dem zweiten thermodynamischen Gesetz hat sich im Laufe der Zeit ein Chaos eingerichtet welches wir heute beseitigen wollen – müssen. Das kostet Energie. Vier Kojen gilt es ordentlich herzurichten. Morgen kommt Claudias Tochter Jazy und später, ein genaueres Datum steht natürlich noch aus, meine Söhne Lukas, Simon und Vivian. Tags darauf steigt Jazy wohlauf aus der Air Panama Maschine, es regnet in Strömen, wir bringen ihr Gepäck auf die Gallina, besteigen wiederum die Titanic, haben grosses Glück, dass uns ein Taxiboot unter Vollgas nur beinahe überfährt und legen mit weichen Knien neben dem provisorischen Container der Hafenbehörden an. Einkaufen ist angesagt. In Bocas del Toro gibt es ca. ein dutzend mittelgrosse „Supermarket‘s“, und etwa ebenso viele Haushalts- und Eisenwarengeschäfte, alle ohne Ausnahme in chinesischem Besitz; Familienbetriebe mit indianischer Verstärkung an den Regalen. In allen Läden gibt es ein einigermassen breites Angebot, dass sich aber von Laden zu Laden jeweils in sich wiederholender Langweiligkeit präsentiert. Immerhin finden wir zu unserer Freude auch einen einheimischen Obst- und Gemüseladen mit guter Ware zu passablen Preisen.

Die Asiatische Bevölkerung in Panama gehört seit langem zum eindrucksvollen Völkergemisch Panamas. Nach der Aufhebung der Sklaverei 1851 wurden billige Arbeitskräfte aus Asien, darunter sehr viele Chinesen, nach Panama angeworben. Im Laufe der Zeit haben chinesische Nachfahren den Klein- und Detailhandel in ganz Panama übernommen. Heute wird dieses chinesische Monopol wohl zusätzlich durch den Mix aus Verlangen nach billiger Ware und chinesischer Exportwut gefestigt.

500 $ für Panama


Nachdem wir uns von den Crews der Papillon und Gegenwind verabschiedet haben, verlassen wir die Bucht von Santa Isabel am 9. Juli um etwa 10.00 in Richtung Bocas del Toro, Panama. Nur unter Fock und gutem achterlichem Wind laufen wir bei zwei bis drei Meter hohen Wellen in Richtung Süden, erreichen am späteren Nachmittag San Andres und lassen die Insel beim Einnachten hinter uns. Später und am folgenden Tag nehmen Wind und Wellen stetig ab, so dass wir schliesslich unter monotonem Motorengesang die zweite Nacht hindurch schippern. Gegen Morgen sorgt dann ein heftiges Gewitter mit viel Regen für eine kurze Abwechslung der übleren Art. Bei der Einfahrt nach Bocas del Toro versprechen unsere Seekarten eine betonnte Durchfahrt zwischen den Inseln Carenero und Bastimentos. Vergebens halten wir Ausschau nach den Tonnen, es gibt weit und breit keine. Mit unserem geringen Tiefgang passieren wir jedoch die relativ breite und genügend tiefe Durchfahrt problemlos.

Vor Bocas nehmen wir Funkkontakt mit den Hafenbehörden auf, bestätigen ihre Anweisungen wie so oft mit „verstanden“ und ankern südlich der Stadt. Nach gelungenem Manöver wollen wir uns erst mal ausruhen, legen uns in die Koje und werden schon bald durch laute Zurufe gestört. Nichts haben wir verstanden. Draussen im Taxiboot wartet die ganze Belegschaft der Behörden. Das sind die Dame der Immigration ständig mit ihrem Handy fotografierend – 25$* -, die Dame der Hafenbehörde mit sichtlich Mühe die Gallina  zu besteigen und auch zu verlassen – 20$ -, der Herr des Zollamtes anfänglich bemüht autoritär zu wirken – 25$ -, der Herr der Quarantäne mit demselben Versuch – 20$ – und schliesslich der zufriedene Fahrer des Taxibootes – 15$ -. Alles in allem ein netter und fröhlicher „105$ Besuch“. Nachmittags im Hafengebäude, einem provisorischen Container, bezahlen wir noch 185$ für die „Cruising permit“ – wohl für die fehlende Betonnung ? -. Und später, im Immigrationsbüro des Flughafens summiert sich der gesamte Betrag mit je einem Visum à 105$ schliesslich auf stolze 500$*. Dies allerdings erst nachdem uns die fotografierende Beamtin mit dem klaren Auftrag je drei Fotokopien unserer Pässe anzufertigen zurück nach Bocas schickt. Immerhin gibt uns das die Möglichkeit das sehr farbige und karibisch anmutende Städtchen bis zum Auffinden eines Kopierers noch etwas genauer zu erkunden.

* = US $ wohlverstanden!

Providencia

Gut fünf Wochen sind wir am Anker in der Bucht von Santa Isabel. Wir haben dabei nicht nur auf die neuen Ruder gewartet. Vieles gab es auf der Gallina zu tun – Unterwasserschiff putzen, schleifen, malen, überall etwas ausbessern, Autopilot neu einstellen, auch mal kurz streiten, verwöhnt durch Claudia Küche ging alles wieder besser, „Weltsegleralltag“ – .

Aber wir genossen auch Providencia – fröhliche, freundliche Menschen, Karneval mit Miss Karibik Walen und verrückten Bootsrennen, Ausflüge mit dem Velo oder Motorroller, mit dem Motorroller immer Claudia am Steuer und ich hintendrauf, Wanderung auf den höchsten Hügel (620 m), entspannen an Stränden mit gutem Essen, Spaziergänge auf der Isla Catalina mit Mango sammeln, was sich später ungut bemerkbar machte, und vieles mehr – .