Puerto Lindo und Otto

Nacht vom 21. auf den 22 November 2016, wir sind am Anker bei Puerto Lindo. 100 sm nördlich baut sich der Hurrikan Otto auf und das spüren wir. Windböen bis über 50 kn, begleitet von sintflutartigen Regenschauern und unangenehmer Dünung lassen uns nur schlecht schlafen. Wir halten abwechselnd Ankerwache und sind froh als es endlich hell wird. Wir sind auch froh, dass wir uns von Portobelo nach Puerto Lindo versetzt haben. Dort dürften Wind und Wellen die Bucht in voller Wucht getroffen haben.  Obwohl es sich bei den Wettervoraussagen um einen Hurrikan der Klasse 1 handeln soll, also unter den seinesgleichen eher ein „Ottilein“,  ist es schon sehr unangenehm in dieser Bucht von Puerto Lindo zu liegen und einfach zu warten. Der Anker hält gut aber wir wissen nicht wie sich die Situation weiter entwickelt. Die Bucht würde nämlich bei einem vollen Hurrikan Angriff bestimmt keinen wirklichen Schutz bieten. Es fehlen hier ausgedehnte Mangroven Labyrinthe um sich gesichert in Deckung zu bringen. Klar, wir liegen mit 9 Grad 33.37 Minuten nördlicher Breite etwas südlich der von den Yacht Versicherungsgesellschaften gezogenen Grenze von 10 Grad nördlicher Breite. Unterhalb dieser Grenze gelten Seegebiete auch während der Hurrikan Saison als sicher. Diese dauert offiziell noch bis Ende November. Es kommen uns jedoch während der Nacht immer wieder Zweifel ob Petrus davon etwas weiss, und wenn ja, ob er sich wohl an diese Regel hält.  Immerhin sind wir nicht allein, bestimmt liegen hier etwa 50 Jachten am Anker und möglicherweise nochmals so viele in der Linton Marina. Einzig das Forschungsschiff Planet Research macht Sorge. Deren Anker hält schlecht, immer wieder driften sie bedrohlich in die Nähe „parkierter“ Yachten. Besonders die Besatzung eines Katamarans aus der Schweiz, es ist nicht die Gallina Crew,  kämpft via Funk mit Recht, sehr beharrlich und schliesslich mit Erfolg um ihren Ankerplatz. Im Laufe des Morgens dreht der Wind von West-Nord-West auf West-Süd-West und schwächt sich etwas ab. Die Regenschauer prasseln jedoch nach wie vor in unverminderter Heftigkeit auf uns nieder. Die Winddrehung ist ein Indiz, dass Otto langsam in Richtung Westen an uns vorbei zieht.

Mittwoch 23. November 2016, mit einem Taxi, Busse verkehren noch keine, fahren wir in das 15 km entfernte Portobelo um uns dort abzumelden. Wegen Stromausfall ist jedoch das Migrationsbüro geschlossen. Die ganze Region scheint wegen Otto vom Strom und damit auch vom Internet abgeschnitten. Ein Blick in die Bucht bestätigt was wir hören, ca. 15 Schiffe sind gesunken oder wurden ans Ufer gespült. So lag auch die Stahlyacht einer jungen argentinischen Familie mit Schlagseite am Ufer. Sie als „new born sailors“, wie sie sich selbst bezeichnen, tun uns sehr leid, wollten sie doch ihre erworbene alte Stahljacht hier in Portobelo revidieren um dann nach Argentinien zu segeln. Wie es bei ihnen weitergeht wissen wir nicht. Später,  zusammen mit einer Spanierin besteigen wir wiederum ein Taxi um nach Maria Chiquita, nochmals etwa 15 km, zu gelangen. Dort soll es nämlich Strom haben und demzufolge auch Internet. Beides hat es dort, und ich die Sim-Karte der falschen Telefongesellschaft – „Claro“ funktionierte nämlich jedoch meine Movie-Star Karte zeigte keine Regung. Also keinen Wetterbericht, keine What’s App’s, aber immerhin ein „alles ok SMS“ mit Claudias Handy in die Schweiz. Zurück an Bord gibt es noch eine kleine Überraschung, die in Bocas, offenbar lausig gefüllte Gasflasche, ist unerwartet früh im Vakuumbereich. Gut, dass wir noch etwas Gas in der in Kuba illegal gefüllten Campinggasflasche haben.

Donnerstag 24. November 2016, eigentlich wollen wir in der Linton Marina mit der Titanic 40 l Diesel in die Kanister füllen und damit zur Gallina zurück gondeln. Jedoch, wie können wir das nur vergessen, ohne Elektrisch funktionieren die Pumpen nicht und damit fliesst auch kein Diesel aus den Tanks des „fuel dock’s“. Im Main Office der Marina, einem Container, erfahren wir, dass es noch immer keinen Wetterbericht gibt jedoch das Migrationsbüro in einem anderen Container am Eingang zur Marina für heute geöffnet ist. Gut so, wir suchen den Container der Migration, finden diesen, werden freundlich empfangen und erhalten bald die notwendigen Formulare für die Ausreise für einen sagenhaft günstigen Preis von nur 12 $. Ausreisen aus Panama ist also weitaus günstiger als einreisen.

Freitag 25. November 2016, mit dem Bus fahren wir nach Sabanita (ca. 50 km) zum Einkaufen. Das Internet würde jetzt auch mit Movie Star funktionieren, jedoch ist nunmehr der Monatskredit abgelaufen. Zurück in Portobelo erstehen wir eine neue Simkarte der Gesellschaft Claro die dort funktioniert, dann aber nicht mehr in Puerto Lindo. Hier gibt’s noch immer kein Internet. Abends bringen wir unsere zwei leeren Gasflaschen zu Hans, einem Holländer der mit seiner kolumbianischen Frau in Puerto Lindo ein kleines gemütliches Restaurant sowie einen kleinen Yachtservice besitzt und essen dort dann auch ausgezeichneten Fisch.

Sonntag 27. November, endlich haben wir mal einen Wetterbericht, der ist günstig, so dass wir morgen Montag Panama in Richtung Providencia verlassen können. Natürlich haben wir die Wartezeit in Puerto Lindo auch genutzt um unseren Haushaltspflichten nachzukommen: Küchenabwassersanierung, Entschimmlen, Sitzbank streichen, Wäsche waschen mit viel Regenwasser, Kompressor putzen, Gas abholen etc. Neben den Ausflügen nach Portobelo, Maria Chiquita und Sabanita blieb auch etwas Zeit die nahegelegenen Panamamarina, einmal durch die Mangroven mit dem Dingy und einmal zu Fuss entlang der Küste zu erkunden.

Portobelo

Samstag, 12. November 2016, in der Morgendämmerung traversieren wir die Einfahrt zum Panamakanal bei San Cristobal, staunen über die vielen Frachter am Anker und erreichen bei strömendem Regen gegen 10 Uhr die Bucht von Portobelo.  Es giesst noch immer aus allen Kübeln als wir unweit vom gleichnamigen Städtchen Portobelo ankern, mit unserem Dingy Titanic an einigen Schiffsleichen vorbeituckern, bei der Bar Casa Vela anlegen und schliesslich das Städtchen auf einen ersten Rundgang besichtigen. Es geht vorbei am eindrucksvollen Handelshaus, vorbei an der Befestigungsanlage – beides aus der Blütezeit spanischer Kolonialherrschaft -, vorbei an einigen bunt bemalten Häusern mit karibischem Akzent, vorbei an der Statue Cristo Negro de Portobelo in der Iglesia de San Felipe – wo jedes Jahr tausende von Pilgern am 21. Oktober der Statue ihre Ehre kundtun -, bis uns schliesslich unser Versorgungsdrang in die umliegenden chinesischen Super Mini Market’s  zu pilgern veranlasst.  Erschöpft von den vielen Eindrücken versuchen wir uns in der Casa Vela zu erholen und erfahren dabei von einem amerikanischen Segler namens Bill alles an Wichtigkeit über Portobelo. 

Am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter von der besseren Seite und es dämmert auch langsam weshalb Kollege Kolumbus zur Namensgebung Portobelo kam. Wunderschön eingebettet zwischen sanften, grünen Hügeln zeigt sich nun die Bucht von ihrer schönsten Seite. Am frühen Nachmittag besteigen unsere Adoptivkinder Katja und Gesche den Bus und verlassen uns in Richtung Panama City von wo sie den Heimflug antreten. Ich denke wir hatten eine gute gemeinsame Zeit! 

Was ich bereits in Bocas, beim Versuch die PC’s, das iPad, das Tablet,  das Smartphone und das  iPhone mit dem WiFi Router zu verbinden, kläglich versaut habe ändert sich auch in Portobelo nicht von selbst.. Die Aktivantenne korrespondiert nicht mehr richtig mit dem Router, oder der Router nicht mehr mit dem PC, oder der PC nicht mehr mit der Antenne ………….. . Birgitte, die Mitbesitzerin der Casa Vela vermittelt uns zwei junge Schweden, welche sich mit Internet und WiFi auskennen sollen. Tatsächlich haben die beiden segelnden Jungs, Felix und Daniel, die begnadete Fähigkeit unsere offenbar komplexe Anlage wieder soweit herzurichten, dass wenigstens die Aktivantenne via Kabel mit dem PC korrespondiert. Der Router sei jedoch auch für sie zu komplex  teilen uns die sympathischen Schweden nach vielen Versuchen mit.

Gewarnt durch den Wetterbericht, ein tropisches Sturmtief namens Otto ist im Anzug, verlassen wir am 17. November die Bucht von Portobelo und ankern weiter östlich in der besser geschützten Bucht von Puerto Lindo.