zur Galerie Guatemala, Livingston, Fronteras und El Estor, ab Juli 2017
zur Galerie Guatemala, Rio Dulce, Arbeiten an der Gallina, ab Juli 2017
zur Galerie Guatemala, San Pedro, Juli/August 2017
Freitag 2. Juni 2017, frühmorgens: der Wetterbericht von Gestern stimmt überhaupt nicht. Hätten wir das gewusst, wir wären in der sicheren Banco Chinchorro geblieben.
Dabei hat gestern Abend alles so gut begonnen. Die Idee war entlang dem Riff in der Windabdeckung ganz gemütlich in Richtung Süden zu trödeln um erst am Morgen den geschützten Bereich südlich der Banco Chinchorro zu verlassen. Zu Beginn ging die Rechnung auch gut auf. Beinahe zu gut, denn entlang dem Riff erfasste uns eine Gegenströmung (zum Golfstrom) und trieb uns auch mit gereffter Genua rasch in Richtung Süden. So befanden wir uns bereits nach Mitternacht an dem Punkt, wo die beiden Strömungen aufeinander treffen und es entwickelte sich in der Folge eine unangenehme stetig zunehmende Kreuz See.
Mittlerweile ist die See sehr grob, die Wellen treffen uns manchmal seitlich, manchmal von vorne, der Wind pfeift durch die Wanten und die Gischt duscht die Gallina über die ganze Länge. Es ist ungemütlich. Vor allem die seitlich auftreffenden Wellen von zweieinhalb Metern Höhe und an der Spitze oft brechend, stressen uns und die Gallina. Obwohl ich den Autopiloten ausschalte und von Hand steuere ist es bei der herrschenden Kreuz See unmöglich den Gang der Wellen richtig vorauszusehen und die Gallina optimal hindurch zu steuern. Drei oder vier seitliche Volltreffer, welche die Gallina jeweils ruckartig nach steuerbord versetzen, lassen sich nicht vermeiden und so auch nicht das danach herrschende Chaos im Schiff. Die Werkbank ist aufgeräumt, die Büchergestelle sind ausgeräumt ……. , alles liegt am Boden. In all den Jahren ging‘s auf der Gallina noch nie so ruppig zu und her. Nochmals umkehren wollen wir aber nicht. Auch unseren ursprünglichen Plan, San Pedro in Belize anzulaufen, können wir bei diesem Seegang vergessen. Zu eng und zu gefährlich ist dort die Riffeinfahrt. Wir beschliessen bis zum Abend das weiter südlich gelegene Turneffe Atoll zu erreichen um dort auf dessen Lee Seite zu ankern.
Gegen Mittag kommen die Wellen zunehmend geordnet und schräg von vorne daher, so dass das Vorankommen trotz der Wellenhöhe immer angenehmer wird. Schliesslich nimmt der Wind so weit ab, dass wir die Motoren zu Hilfe nehmen müssen um vor dem Einnachten unser Ziel noch zu erreichen. Plötzlich hören wir ein Klopfen aus dem Motorraum auf Steuerbord. Wir schalten den Motor aus. Claudia schaut nach und entdeckt öliges Wasser an der tiefsten Stelle unter dem Motor. Haben wir ein Leck im Kühlsystem? Während Claudia das Steuer übernimmt entrümple ich rasch und mit einigen unschönen Worten den Motorraum, schöpfe Wasser und prüfe den Ölstand. Der Motor scheint weder Wasser noch Öl zu verlieren. Woher also die schmierige Sauce? Das hat sich bald geklärt. Die Epoxy – Aluverbindung am Ruderführungsrohr leckt und der daneben gelagerte alte Honda Motor des Kompressors verliert Öl. Abwechselnd putzen, putzen, putzen …. , dann den Motor nochmals starten, er klopft noch immer, ist die Ursache ein angerissener Keilriemen, das Ende eines Ventils, Wasser im Diesel oder ein Fehler bei der Einspritzdüse, alles mal reine Vermutungen! Vorsichtig und mit nur einem Motor durchqueren wir um 17.30 den ca. 100 Meter breiten Riffeingang zum Rendezvous Point, einer nördlich gelegenen Bucht des Turneffe Atolls, wo wir kurz darauf ankern und zunächst mal so ziemlich erschöpft das Notwendige aufräumen.
Samstag, 3. Juni 2017: da es wieder mit 20 kn und mehr windet und am Wochenende ohnehin die Büros zur Einklarierung geschlossen sind, beschliessen wir bis Montagmorgen hier am Rendezvous Point zu bleiben. So ganz alleine sind wir nicht, am Ufer liegt eine Fischstation und drei Männer sind mit ihrem Boot auf Langusten Fang. Im Laufe des Morgens kriegen wir Besuch von drei Vertretern der TASA (Turneffe Atoll Sustainability Assotiation). Zwei von Ihnen kommen an Bord. Da wir noch unter der gelben Flagge laufen, wollen sie unsere Pässe sowie die Schiffspapiere sehen und raten uns, am Besten in San Pedro einzuklarieren. Bald wünschen sie uns eine gute Reise und setzen ihre Tour entlang dem Riff fort.
Am Nachmittag, während Claudia ein Brot backt, versuche ich die lecke Stelle zwischen Alu und Epoxy mit marinem, im Wasser trocknenden Silikon zu dichten. Der Erfolg hält sich in Grenzen, ist eigentlich gleich Null. Noch immer läuft etwas Wasser in den bis zur Wasserlinie abgeschotteten Teil der Ruderanlage. Langsam offenbart sich der ganze Schaden. Mit jeder Bewegung am Steuerrad dreht sich unten in der Ruderanlage das Ruderführungsrohr mitsamt der Ruderwelle. Die Ruderwelle sitzt also fest im Ruderführungsrohr. Einzig die Epoxy-Glasfaser Ummantelung um das Ruderführungsrohr bleibt – Epoxy anfassen – stabil und hält die Gallina einigermassen dicht. Um es etwas bequemer zu haben montiere ich eine kleine elektrische Bilgenpumpe neben die Ruderanlage und so lässt sich das Wasser über einen Schlauch neben dem Motor vorbei und ohne Mühe in einen Kanister absaugen.
Materialkunde: die Schwergängigkeit der Ruderanlage war schon seit der Abfahrt in Panama bemerkbar. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass die Ruderlager (Lager zwischen Ruderwelle und Ruderführungsrohr) klemmen. Wie sich später in Guatemala herausstellt war ich mit Kunststofflagern aus Nylon schlecht beraten. Nylon nimmt relativ viel Wasser auf und dehnt sich dabei soweit aus, dass die Ruderwelle mit Ruderführungsrohr verkeilt wird. Teflon, das ich ursprünglich verwenden wollte, dann eben eines „Besseren“ beraten wurde, wäre besser gewesen und nach neustem googeln sollte unbedingt POM (Delrin) für die Lager verwendet werden. Dieses Material zeichnet sich durch hohe Festigkeit, wenig Abrieb, wenig Wasseraufnahme und niedrigem Preis aus. Ärgerlich, diese Erkenntnis auf der anderen Seite des Atlantiks.
Montag, 5. Juni 2017: die Menge des eindringenden Wassers an der Ruderanlage bleibt mit etwa zwei Litern pro sechs Stunden konstant. Unter diesen Voraussetzungen entschliessen wir uns nicht direkt nach Guatemala aufzubrechen sondern noch etwas in Belize zu verweilen, heben den Anker und verlassen den Rendezvous Point in Richtung San Pedro um dort einzuklarieren.
Unterwegs ersetze ich am Backbordmotor noch den angerissenen Keilriemen zur Seewasserpumpe. Der Motor klopft noch immer und wir beobachten wie weisser Rauch dem Auspuff entweicht. Mit jeweils kurzfristigem Gas geben hört das Klopfen auf, die Abgase werden normal und der Motor läuft ruhig weiter. Damit erhärtet sich die Annahme, dass doch etwas an einem Ventil oder an der Einspritzdüse nicht stimmt? Der weisse Rauch könnte aber auch auf Wasser oder Verschmutzung im Diesel hinweisen. Der Wasserabscheider zeigt jedoch keine Spur von Wasser hingegen ist der Dieselfilter ziemlich verschmutzt und ich ersetze auch diesen noch unterwegs.
Gegen Mittag passieren wir das Riff am Long Cay, segeln an Cay Caulker vorbei und erreichen unser Ziel im Laufe des Nachmittags wo wir auf zwei Meter Tiefe ankern. Im Cruising Guide über Mittelamerika steht man soll sich bei der Ankunft in San Pedro bei den Hafenbehörden per Funk anmelden. Claudia die immer mehr das Funkgeschäft übernimmt, versucht dies mehrmals erfolglos, die andere Seite bleibt stumm. Der Umstand, dass wir nicht gehört werden und sich der Ankerplatz mit dem vielen Bootsverkehr als sehr unruhig erweist hält unsere Begeisterung für Belize zunächst mal in Grenzen.
Dienstag, 6. Juni 2017: zur guten Morgenstunde legen wir mit der Titanic bei einer nahegelegen Tauchschule an. Ein netter Gehilfe der Schule zeigt uns auch gleich wo wir das am besten und sichersten tun können und sorgt damit für einen ersten positiven Eindruck in San Pedro. Rasch finden wir das Immigrations- und das Zollbüro. Im letzteren teilt man uns mit, dass die Immigration eigentlich bereits geöffnet haben sollte, da sie das aber nicht hat gehen wir mal Kaffee trinken und erhalten dabei einen ersten Eindruck über das stolze touristische Preisniveau in Belize. Zurück bei den Behörden, es sind nun alle da, wird der Reihe nach Immigration, Gesundheit und Zoll sehr zügig erledigt. Für das Papier der BAHA (Belize Agricultural Health Authority) bezahlen wir 30 Belize $ (1 US$ = 2B$) und wissen, wie schon in Mexiko, noch immer nicht wozu das Ganze. Die Dame der Immigration organisiert uns sehr nett einen Taxi zu der weit ausserhalb von San Pedro gelegenen Hafenbehörde. Der Fahrer outet sich in der Folge als Ehemann der Immigrationsdame und unser netter Eindruck derselben wandelt sich in einen eher geschäftstüchtigen. Über staubige, nicht asphaltierte und mit Abfall gesäumte Strassen erreichen wir schliesslich das einfache Büro der „Port Authority“. Drei fröhliche und witzelnde Beamte empfangen uns und den Taxifahrer, der, wen wundert’s, hier bestens bekannt ist und auch gleich im Büro Platz nimmt um zu warten. Einer von ihnen, der lustigste mit Rasta Mähne und bürokratisch langen Fingernägeln schiebt einen kleinen Tisch vor die Eingangstüre, – etwa gleichbedeutend mit Büro besetzt – und beginnt immer wieder nachfragend ein Formular auszufüllen. Schliesslich, nachdem wir auch das an der Wand hängende und gestern kontinuierlich schweigende Funkgerät entdeckt haben, unterschreibe ich das Formular und die Bordkasse wird um 170 B$ erleichtert. Der Betrag setzt sich zusammen aus einmaliger Eintrittsgebühr von 100 B$ sowie 2.5 B$ je Tag und Person. Mit dem Taxi geht‘s wieder zurück nach San Pedro zu einer Digicel Verkaufsstelle. Wir erwerben zwei Sim Karten; nach Spanien, Grenada, Martinique, Cayman, Kolumbien, Panama, abermals Cayman und Mexiko etwa die Neunte und bummeln noch etwas durch das farbenprächtige San Pedro wo wir in einem Souvenirladen auch eine Belize Flagge finden; nach Spanien, Kapverden, Grenada, Saint Vincent, Dominika, Frankreich, Saint Kitt and Nevis, Puerto Rico, Haiti, Kuba, Cayman, Kolumbien, Panama und Mexiko etwa die Fünfzehnte. San Pedro mit seiner Mischung aus Tourismus und lokaler Geschäftigkeit bringt dem Städtchen eine sympathische Note und gefällt uns sehr gut. Auf dem Rückweg buchen wir bei der Tauchschule noch zwei Tauchgänge für den folgenden Tag und kehren zufrieden alles erledigt zu haben zurück auf die Gallina. Wir können jetzt endlich den Papierkram versorgen, mit unseren Liebsten „whatsappen“, die gelbe Quarantäne Flagge streichen und die Belize Flagge setzen.
Zwischen San Pedro und Livingston
Wir sind etwas hin und her gerissen. Einerseits möchten wir noch drei bis vier Wochen an den Riffen von Belize bleiben wo schnorcheln und tauchen uns magisch anziehen. Andererseits steht die Hurrikan Saison vor der Tür, bzw. hat schon begonnen und das Leck am Ruderführungsrohr schliesst sich auch nicht von selbst. Langsam drängt die Zeit um bei Livingston, Guatemala, den Rio Dulce hochzufahren um dort bei Rio Dulce, Fluss und Stadt heissen gleich, die Gallina ans Trockene zu bringen und zu überholen. Und so gondeln wir im Kompromiss zwischen Abenteuer und Sicherheit, mit ständigem Blick auf das Leck und den Wetterbericht, in den folgenden zweieinhalb Wochen entlang den inneren Riffen von Belize in Richtung Livingston.
Donnerstag, 8. Juni 2017: wir verlassen San Pedro, ankern für eine Nacht vor dem doch sehr amerikanisch touristischen Cay Caulker, trinken dort einen der teuersten mit Sicherheit lausigsten Mochjito der Karibik und ziehen anderntags weiter in Richtung Süden. Vom 9. auf den 10. Juni ankern wir am Bluefield Range, einer winzigen Inselgruppe die ihren Namen dem holländischen Freibeuter Abraham Blauvelt zu verdanken hat. Unter https://en.wikipedia.org/wiki/Abraham Blauvelt ist zu lesen:
„Abraham Blauvelt (died 1663?) was a Dutch privateer and explorer mapping much of Central America in the 1630s, after whom both the Bluefield River and the neighboring town of Bluefields, Nicaragua were named. One of the last of the Dutch corsairs of the mid-17th century, Abraham Blauvelt was first recorded exploring the coasts of present-day Honduras and Nicaragua in service of the Dutch West India Company. He later traveled to England in an effort to gain support to establish a colony in Nicaragua near the city where Bluefields, Nicaragua presently stands. Around 1640 Blauvelt became a privateer serving the Swedish East India Company and in 1644 he commanded his own ship successfully raiding Spanish shipping from a base in southwest Jamaica, today known as Bluefields Bay, and selling the cargo and prizes to the Dutch colony of New Amsterdam (New York). After peace between Spain and the Netherlands was reached with the signing of the Peace of Westphalia in 1648, Blauvelt, unable to stay in New Amsterdam, instead sailed to Newport, Rhode Island in early 1649 to sell his remaining cargo. However the colonial governor seized one of Blauvelt’s prizes and with his crew arguing over their shares, the local colonists, fearing that Rhode Island acquire a reputation of trading with pirates, forced Blauvelt to leave the colony. For the next several years Blauvelt commanded a French ship called La Garse, later living among the natives of Cape Gracias a Dios near the border of Honduras and Nicaragua, until the early 1660s when he was recruited for Christopher Myngs‚ sacking of the Spanish colony of Campeche in 1663. However, nothing more is known about his activities after this time.”
Es ist immer wieder beeindruckend über die Bedeutung der Piraterie und Freibeuterei in der Karibik nachzulesen. So beteiligten sich beim Überfall auf Campeche (Mexiko, Yukatan) neben Sir Christopher Myngs und Abraham Blauvelt auch die Schwergewichte Edward Mansvelt (Holland) und Sir Henry Morgan. Insgesamt nahmen am erfolgreichen Angriff auf Campeche 21 Schiffe zumeist englischer aber auch französischer und holländischer Herkunft mit total ca. 2000 Piraten, sorry Freibeutern, teil. Dem Henry Morgan sind wir schon auf dem Weg nach Panama „begegnet“. 1668 eroberte er mit 450 Piraten Portobelo (Panama) und drei Jahre später ausgehend von Providencia mit 300 Mann die damalige Stadt Panama.
Samstag, 10. Juni 2017: mit dem Gedanken, dass es vielleicht doch besser wäre hier in Belize nicht alleine in einsamen Buchten zu übernachten verlassen wir die Bluefield Range am frühen Morgen in Richtung Rendevous Point. Das Wasser ist untief und beinahe laufen wir zweimal auf. Wie an manch anderen Orten in der Karibik haben die elektronischen Seekarten von Navionics Fehler und Sichtnavigation mit stetigem Blick nach unten ist angesagt. Schliesslich erreichen wir den Rendevous Point und ankern für einen Schnorchelaufenthalt vor der kleinen, sehr einladenden Insel die leider wegen Umbauarbeiten an der Mole gesperrt ist. Wir sind eben doch in der Nachsaison in Belize und nur noch wenige Yachten sind unterwegs. Auf demselben Weg wie wir gekommen sind verlassen wir den Rendevous Point und verbringen die kommende Nacht am Anker und wiederum in Einsamkeit bei den Colson Cays. Wir nehmen uns für Morgen ernsthaft vor in Gesellschaft anderer Boote zu ankern.
Sonntag, 11. Juni 2017: während einem morgendlichen Sandfliegen Überfall lichten wir in aller Eile den Anker und segeln bei wenig Wind und mit Motorhilfe in Richtung Tabaco Cay. Der Steuerbord Motor hält gut mit und klopft nicht ein einziges Mal. Das regelmässige Hochtreiben der Tourenzahlen während den letzten Tagen zeigt offenbar Wirkung. Kurz vor Tabaco Cay kratzt irgendwas ganz hinten beim Quadranten der Ruderanlage. Beim näheren Betrachten müssen wir feststellen, dass sich das Ruderführungsrohr um ca. 1 cm gesenkt hat und das Steuerseil am Ruderquadranten ausgehängt ist. Das Kratzen rührt daher, dass durch die Absenkung der am Ruderquadranten befestigte Arm des Autopilotenantriebs an einer Holzunterlage scheuert. Wir ankern bei der kleinen Insel. Anstelle gemütlichen Herumhängens ist bereits wieder der Bordmechaniker gefragt. Da ja bekanntlich die Ruderwelle im Ruderführungsrohr festklemmt und am oberen Ende der Ruderwelle damals in Providencia, Pablo sei Dank, eine Ösenschraube angeschweisst wurde, ist es relativ einfach die ganze Ruderanlage an der Kabinendecke zu befestigen und wieder in die alte Position zu heben. Der Wetterbericht für die nächsten Tage kündet starke Winde aus Osten an und so versetzen wir uns zum besser schützenden South Water Cay wo wir abends neben einem anderen Kat ankern. Hier gefällt es uns gut. Die Insel ist hübsch und wir haben gute Möglichkeiten zum Schnorcheln und Tauchen, wenn auch das Aussenriff mit unserer Titanic und beim heftigen Wind und Wellengang nicht erreichbar ist. Wir beschliessen einige Tage zu bleiben.
Donnerstag, 15. Juni 2017: wir verlassen, wie meist zur guten Morgenstunde, die gastliche Insel in Richtung Placencia und finden dort endlich nach drei oder vier Versuchen den richtigen, gut haltenden Ankerplatz. Wir bleiben einige Tage im sympathischen Städtchen Placencia, bummeln durch die Strässchen, essen die besten Gelati‘s, natürlich, wie könnte es anders sein, in einer italienisch geführten Gelateria, Frühstücken in einer Swiss Bakery wo sich die servierende Tochter helvetischen Ursprungs über die langweilige Touristen mokiert, lernen einige überdrehte und hängengebliebene Yachtis kennen – bitte holt uns ab wenn wir mal länger als zwei Jahre am selben Ort hängen sollten – und dass dies nicht geschieht lassen wir uns am Dienstag, 20. Juni mit dem „Hokey Pokey Wata Taxi“ nach Big Creek fahren wo wir uns behördlich von Belize verabschieden. Bei diesem Zeremoniell müssen wir bei der Immigration noch 100 B$ bezahlen und stellen bei der Dame vom Zoll fest, dass wir unseren Flaggschein bei der Dame vom Zoll in San Pedro liegengelassen haben. Ein unbürokratisches Telefon nach San Pedro genügt um unsere vorübergehende Einfuhr zu bestätigen und die Daten der Gallina von einer der vielen mexikanischen Kopien zu übernehmen. Mittlerweile mahnen uns auch die Wetterberichte, dass die Hurrikan Saison im Anzug ist. Vor zwei durchziehenden „Tropical Storms“ wird gewarnt. Bret der eine zieht nördlich von Venezuela vorbei und Cindy bewegt sich über Yukatan in den Golf von Mexiko.
Mittwoch, 21 Juni 2017: wir verlassen Placencia bei Regenwetter und ankern am frühen Nachmittag beim Laughing Bird Cay. Kaum sitzt der Anker kommt auch schon ein Ranger desNationalparks und verlangt für den Aufenthalt 20 US $. Etwas widerwillig aber in Anbetracht, dass die Insel recht hübsch und das Wasser zum Tauchen und schnorcheln verlockend klar ist, bezahlen wir. Beim Aushändigen der Quittung wird uns dann beiläufig mitgeteilt, dass Tauchen und schnorcheln im Nationalpark nur mit einem Guide möglich sei und dass wir diesen von Placencia hätten mitbringen müssen. Nach längerem Lamentieren von wegen spannender Biologie, von weit her gekommen etc. wird uns erlaubt zwischen der Gallina und der Insel zu schnorcheln und zu Tauchen. Wir nutzen dies und machen am Freitag vor unserer Weiterreise auch noch einen sehr schönen Tauchgang auf der unerlaubten Seite der Gallina.
Montag, 26. Juni 2017: Via Ranguana Cay, Frank’s Cay und Hunting Cay, wo wir jeweils eine Nacht am Anker verbringen, erreichen wir im Laufe des Nachmittags das Cabo Tres Puntas in Guatemala. Von hier wollen wir am nächsten Morgen die Stadt Livingston anlaufen, dort einklarieren und danach den Rio Dulce bis Fronteras hochfahren.
Positionen der Ankerplätze in Belize von Norden nach Süden
San Pedro 17 54.993 N 87 57.615 W
Cay Caulker 17 44.405 N 88 01.356 W
Rendezvous Point, Turneffe Islands 17 32.590 N 87 48.968 W
Rendezvous Cay bei Bluefield Range 17 14.914 N 88 03.360 W
Bluefield Range 17 13.583 N 88 05.329 W
Colson Cay 17 07.923 N 88 04.926 W
Tobacco Cay 16 53.983 N 88 03.777 W
South Water Cay 16 49.134 N 88 05.154 W
Placencia 16 30.610 N 88 21.813 W
Laughing Bird Cay 16 26.662 N 88 11.915 W
Ranguana Cay 16 19.889 N 88 09.259 W
Frank’s Cay 16 08.151 N 88 15.635 W
Hunting Cay 16 06.594 N 88 16.244 W
3. Mai bis 2. Juni 2017
Behörden, Behörden, ………………………….
Mittwoch 3. Mai 2017: Man hat uns gewarnt jedoch so aufwändig hätten wir den Behördenkram doch nicht erwartet. So aufwändig nämlich, dass ich meinen Vorsatz mal nichts zum Einklarieren zu schreiben gleich mal vertagen muss.
Erster Tag, Mittwoch 3. Mai
Wir befinden uns im heissen Vorzimmer der Capitania del Puerto. Dunkle Scheiben verhindern jede Sicht in das dahinterliegende Büro. Ein kleines Kundenfensterchen, eine Art Beichtfenster, öffnet sich nach mehrmaligem Anklopfen und bringt einen müden Beamten zum Vorschein. Wir tun kund, dass wir gedenken uns und die Gallina in Mexiko anzumelden. Nach dem obligaten mittelamerikanischen „aha“ fragt uns der Beamte ob wir je sechs Kopien unserer Pässe, dem Flaggschein, dem Certificado de Despacho Internacional (Cuba), sowie der Lista de Tripulantes (Crew List) dabei hätten. Natürlich haben wir das nicht, verlassen die Capitania, gehen auf die Suche nach einem Kopierer, finden einen solchen in einer Papeterie und kehren mit allen Kopien zurück in die Capitania wo wir unverzüglich zur Immigration abkommandiert werden. Diese finden wir ca. 500 m weiter entlang der Küstenstrasse, treten ein und werden sehr freundlich und fröhlich von einer jungen Frau empfangen. Sie kontrolliert unsere Pässe und alle Papiere, schreibt eine Rechnung am PC, druckt diese aus und gibt sie uns mit der Aufforderung damit in einer Bank die Immigrationsgebühren von je 500 Mex. Pesos zu bezahlen. Während Claudia nach einem Laden einer Telefongesellschaft sucht stehe ich in der Bank Schlange, erreiche nach ca. 30 Minuten den einzig geöffneten Schalter, bezahle und erhalte die gewünschte Quittung. Wieder zurück in der Immigration heftet die fröhliche junge Frau in vierfacher Ausführung die Kopien der Pässe, des Flaggscheins, des Certificado de Despacho Internacional und die Lista de Tripulantes zusammen, stempelt jedes Papier und überreicht uns die Pässe mit der 180 tägigen Aufenthaltsbewilligung für Mexiko. Wir sind, so meinen wir, gerüstet für einen neuerlichen Besuch der Capitania. Doch dort wird uns mitgeteilt, dass wir vor der Immigration einen Gesundheitstest hätten machen müssen, der zuständige Arzt aber erst wieder morgens um neun Uhr auf der Capitania sein würde.
Zweiter Tag, Donnerstag 4. Mai
Um neun Uhr sind wir in der Capitania wo uns gleich mitgeteilt wird, dass wir erst um neun Uhr wieder kommen sollten. Jetzt wird auch uns klar, dass die Uhren in Mexiko anders ticken als im fernen Kuba. Hier ist es erst Acht, wir korrigieren das und gehen Kaffee trinken. Mit etwas Verspätung folgt um 09.20 der Auftritt des Arztes in der Capitania. Übergewichtig und etwas grob in seiner Art ähnelt er meinem Freund Ambrogio auf Sardinien. Mit vielen Kreuzchen am richtigen Ort auf dem Formular des Gesundheitsministeriums, der „Declaracion Maritima de Sanidad“, kreuzen wir uns gesund, was wir auch sind, lassen uns elektronisch die Temperatur messen und werden schliesslich als medizinisch mexikotauglich auf dem Papier abgestempelt. Einzig die Frage weshalb wir so lange von Kuba nach Mexiko gebraucht hätten bringt uns etwas in Verlegenheit. Mit unserem Rausschwatzen von wegen Ruderschaden und schlechtem Wetter ist er halbwegs zufrieden. Schliesslich vergisst er die Angelegenheit als ihn Claudia mit weiblich gestellter Unbeholfenheit und dem Vermerk er sei sicher ein erfahrener Bootsführer, nach der besten Route gegen den Golfstrom in südliche Richtung erkundigt. Bereitwillig und ausführlich gibt er uns Auskunft. Zwar erfahre ich nichts Neues bin aber mächtig stolz auf mein raffiniertes Frauchen. Für den medizinischen Check bezahlen wir 50 Pesos und verabschieden uns von unserem mexikanischen Ambrogio.
Mit den vier Exemplaren jeweils gehefteter und gestempelter Papiere der Immigration ist der Beamte auf der Capitania nicht zufrieden – sechs Exemplare jeweils gehefteter und gestempelter Papiere müssen es sein. Also nochmals zurück zur Immigration. Die nette, fröhliche, junge aber offenbar unkundige Frau mexikanischer Bürokratie von Gestern ist heute nicht im Büro der Immigration und so heftet und stempelt ein älterer Kollege die zwei fehlenden Exemplare. Wieder zurück in der Capitania teilt man uns mit, dass um 12.30 die Vertreter des Zolls (Aduana) und der Landwirtschaft (Secretaria de Agricultura) auf der Gallina einen Besuch abstatten möchten. Dies schafft uns etwas Kopfzerbrechen, weht doch ein starker Wind und wir müssten uns mit der Titanic gegen Wind und Wellen zur Gallina kämpfen. Ein nasses Unterfangen steht uns also bevor. Wir zweifeln ob wir dabei die Beamten bei guter Laune halten können. Das Problem löst sich jedoch von selbst, die beiden Beamten, der Mann vom Zoll, die Frau von der Landwirtschaft, zeigen absolut keine Lust auf eine Erlebnisfahrt mit der Titanic, händigen uns je ein Formular aus, wir setzen wiederum Kreuzchen wo sie hin sollen, auf alle Papiere werden die obligaten Stempel gehauen und schliesslich wünschen uns die beiden einen schönen Aufenthalt in Mexiko. Ist es das nun? Natürlich nicht. Von der Capitania erhalten wir einen weiteren Einzahlungsschein über 550 Pesos für die vorübergehende Einfuhr der Gallina oder für die administrativen Arbeiten, so genau wissen wir dies eigentlich nicht. Den Weg zur Bank kennen wir, stehen dort in der Schlange und machen schliesslich unsere Einzahlung. Mit der Quittung zurück in der Capitania erhalten wir viele gestempelte Papiere, welche alle für die Ausstellung des endgültigen Papiers zur 10 jährigen temporären Einfuhr der Gallina in Mexiko notwendig sind. Dieses Papier aller Papiere gäbe es allerdings nur in Cancun und nicht in Mujeres wird uns fast schon entschuldigend mitgeteilt und wir müssten halt mit der Fähre aufs Festland, wozu es heute allerdings schon zu spät sei und da morgen Freitag auch noch ein nationaler Feiertag sei, mache es eben frühestens am Montag Sinn nach Cancun zu reisen.
Dritter Tag, Montag 8. Mai
In Cancun angekommen finden wir bald die Capitania del Porto und dort den richtigen Schalter für die „Permiso de Importacion Temporal de Embarcacion“. Es fehlen noch Kopien unserer Einreisebestätigung sowie einem Papier der Capitania del Porto in Mujeres. Im nahe gelegenen Hotel del Sol werden wir von einem Zimmermädchen schon von weitem als potentielle Kunden am Kopierer entlarvt und zum richtigen Mann an der Reception geschickt. Rasch wir dort kopiert und wir kehren zurück auf die Capitania. Erst nachdem ich mit viel Aufwand und Geduld die Dame am Schalter überzeugen kann, dass die Gallina ein Eigenbau ist und deshalb keine Schalen- oder Seriennummer existiere, erhalten wir endlich das wichtigste Papier der Papiere für den 10 jährigen temporären Import der Gallina. Hinzu kommt noch eine Vignette mit dem Vermerk diese gut sichtbar an einem Fenster anzubringen. Nachdem wir eine weitere Gebühr von 1141 Pesos bezahlen verlassen wir ziemlich erleichtert die Capitania, überzeugen uns noch, dass Cancun als Stadt alles andere als reizvoll ist und besteigen zufrieden die nächste Fähre nach Isla Mujeres.
Auch wenn das Einklarieren in Mexiko langwierig und verwirrend kompliziert ist, sei doch erwähnt, dass wir, vielleicht mit einer Ausnahme, während dem ganzen Prozedere sehr freundlichen, fröhlichen und hilfsbereiten Menschen begegneten, welche für unser Unverständnis betreffs mexikanischer Bürokratie immer grosses Verständnis zeigten, so dass letztlich schöne, wenn auch etwas chaotische Erinnerungen bleiben.
Wenn der Wind plötzlich dreht und der Anker nicht hält …………….
Donnerstag, 4. Mai 2017, erholt von den behördlich verordneten Pfaden durch Mujeres freuen wir uns auf unser Nachtessen und decken, trotz heranziehender schwarzer Wolken von Norden, im Cockpit den Tisch, sollte es regnen sind wir ja rasch am Trockenen. Und tatsächlich beginnt es bei Anbruch der Dunkelheit zu regnen. Bald fegen Sturmböen bis zu 50 kn begleitet von Blitz und Donner über die Bucht, der Basilikum Topf kippt, Melonenschnitze fliegen herum, Crocks gehen über Bord, der Keimbehälter mit Kresse und Senfsprossen kommt von irgendwoher geflogen, eine Flasche Wein kippt, das Chaos pur und die Gallina wird heftig durchgeschüttelt. Ein Blick über das schützende Cockpit bestätigt was befürchtet, der Anker ist, verursacht durch die plötzliche und heftige Winddrehung um 180 Grad, ausgebrochen und wir driften bedrohlich rasch in Richtung einer am Steg vertäuten Luxusjacht. Motor anwerfen und mit dosierter Fahrt gegen den Wind fahren, ist das Rezept. Während Claudia unsere Bewegungen am Kartenplotter beobachtet und mir diese entgegen schreit, versuche ich unsere Position mit Hilfe des Steuers und den beiden Motoren zu halten. Erst nach gut zwei Stunden lässt der Wind soweit nach, dass wir völlig durchnässt und frierend den Anker heben, die Gallina etwas verschieben den Anker von neuem setzen und wie üblich ordentlich einfahren. Während Claudia versucht ihren Schlaf in der Koje zu finden, überzeuge ich mich noch eine ganze Weile ob der Anker auch wirklich hält und fahre dabei langsam meinen Adrenalinspiegel herunter.
Freitag, 5. Mai 2017, bis auf wenige Jachten stehen heute beinahe alle etwas anders in der Bucht als noch gestern. Wie durch ein Wunder gab es keine Verwicklungen von Ankern und Ketten im nächtlichen Durcheinander.
Titou’s Geburtstagsparty
Montag, 7. Mai 2017: wir sitzen auf der 1 + 1, einem grossen Katamaran des französischen Weltenbummlers Cristian und seiner japanischen Gefährtin. Wie kommt es, dass wir hier auf einer französischen Yacht sitzen, essen, trinken und uns blendend unterhalten?
Mit einer Inselrundfahrt in einem der vielen zu mietenden, leider benzinverbrennenden, knatternden und ruckelnden Golf Wägelchen, sowie Einkaufen, mexikanischem Essen und Margeritas verkürzen wir abwechslungsreich unser Warten auf das Papier der Papiere, die „Permiso de Importacion Temporal de Embarcacion“, das wir bekanntlich erst montags abholen können. Am Sonntag dann die Überraschung, zu unserer Freude treffen wir in unserer Ankerbucht Titou und Cathy, ein französisches Paar, das wir bereits vergangenes Jahr in Santiago de Cuba kennengelernt und dieses Jahr wiederum in Cayo Largo getroffen haben. Auch ihrerseits ist die Freude gross und wir werden gleich für morgen Abend zur Geburtstagsparty von Titou eingeladen. Darüber freuen wir uns wiederum riesig, da Titou ein ausgezeicheter Jazzpianist ist und wir ihn bisher nur aus der Ferne übers Wasser auf seinem Keyboard spielen hörten. Am Montagabend trudeln alle geladenen Gäste auf der 1 + 1 ein. Mit dabei sind auch Pacco und Rosa, ein spanisches Paar dem wir auch schon letztes Jahr in Santiago de Cuba begegnet sind. Die beiden haben lange Zeit in der Schweiz gearbeitet und sich auch dort kennengelernt. Pacco spricht sehr gut Schweizerdeutsch, Rosa ist diesbezüglich eher zurückhaltender, spricht jedoch fliessend Französisch und Italienisch. Die weiteren Gäste sind der Franzose Philippe vom Katamaran Daphne, Pierre ein in Cancun und Mujeres lebender Schweizer, ein mit beträchtlichem BMI ausgestattetes französisches Paar vom Katamaran Zen, ein jüngeres, weiters französisches Paar mit Sohn und schliesslich der segelnde Franzose und Jazztrompeter Damien mit seiner kolumbianischen Gefährtin Rita. Das aus allen Bordküchen bunt zusammengestellte Essen mundet „formidable“ und besonders die Quiche Lorraine und die Pizza aus der Küche der Zen finden bei Claudia grössten Anklang was natürlich das BMI Paar im höchsten Mass erfreut. Und so geht es mit ausgelassener Fröhlichkeit und ausgezeichnetem Jazz und Blues durch die Nacht. Obwohl Titou am Keyboard und Damien an der Trompete erst seit kurzem zusammen spielen harmonieren die beiden ausgezeichnet und manche Improvisation wird zum musikalischen Leckerbissen. Obendrauf ist Titou nicht nur ein begnadeter Pianist, sondern er outet sich auch als unterhaltsamer Komiker in Höchstform. Beide, Titou und Damien, wollen noch etwas in Mujeres bleiben um mit ihrer Musik in irgend einer Bar etwas Geld zu verdienen. Daumendrückend, dass ihr Vorhaben gelingt, verabschieden wir uns irgendwann in der Nacht und nehmen mit der Titanic Kurs auf die Gallina.
Isla Mujeres bis Cozumel
Dienstag, 9. Mai 2017: etwas später als geplant lichten wir den Anker und verlassen die Isla Mujeres in Richtung Cozumel. Wir sind mal gespannt was uns der Golfstrom entgegen bringt. Bis Puerto Morelos laufen wir bei Halbwind und einer Gegenstömung zum Golfstrom entlang der Küste mit 6 bis 7 kn in Richtung Süden. Schlagartig ändert sich die Situation ab Puerto Morelos, der Wind aus Ostnordost nimmt zu, der Golfstrom setzt massiv ein, die Wellen werden spitzt, hoch und unregelmässig, wir reffen das Grosssegel und die Genua je ins zweite Reff und es geht weiter mit nunmehr lausigen 3 kn über Grund. Für die 49 sm von Mujeres bis Cosumel benötigen wir beinahe 12 Stunden sind aber doch sehr froh, dass wir kurz vor dem Eindunkeln einen guten Ankerplatz vor dem Städtchen San Miguel finden. Tage später hören wir von Luce, einem französischen Segler mit Erfahrung in diesem Revier, dass wir mit unseren 12 Stunden sehr gut bedient waren, hätte er doch mit seinem Kat für die gleiche Strecke auch schon über 20 Stunden gebraucht.
Cozumel bis Puerto Aventuras
Freitag, 12. Mai 2017: obwohl uns San Miguel, der Hauptort von Cozumel, sehr gut gefällt wollen wir bald weiter aufs mexikanische Festland nach Puerto Aventura um von dort die Halbinsel Yucatan mit ihren Maya Kulturen zu besuchen. Nach vierstündiger Überfahrt dümpeln wir um die Mittagszeit etwas ratlos vor der Einfahrt in die Marina Puerto Aventuras – die Einfahrt ist schmal, die Wellen sind hoch, wie geht’s da hinein? -. Endlich und erlösend werden wir über Funk von Gerardo, dem Hafenmeister, angewiesen einem Ausflugskat durch die Einfahrt zu folgen. Wir tun das. Bald rauschen wir mit beinahe Vollgas mit den brechenden Wellen durch die Einfahrt in den Hafen. Eine hohe Geschwindigkeit muss sein, damit die Gallina noch gesteuert werden kann und nicht aus dem Ruder läuft, also unkontrolliert durch die Wellen in die enge Einfahrt geschoben wird. Mal drinnen erwartet uns Gerardo mit freundlichen Zurufen an der Mole und hilft die Gallina zu vetäuen.
Puerto Aventuras oder Gate Marina Puerto Aventuras
Wir sind bereits in der Nebensaison und Gerardo gewährt uns einen äusserst günstigen Preis von 19 US $ pro Tag inclusive Strom und Wasser. „My office is your office“ erklärt uns Gabriela die Sekretärin der Marina und wir könnten zu jeder Öffnungszeit das WiFi im Büro benutzen, was wir dann auch regelmässig tun sollten. Obwohl wir mit unserer Gallina, wie vermutlich auch alle anderen kleinen Fahrtenyachten die hier einen Stopp einlegen, nicht so richtig hierher passen haben wir den Eindruck bei Gerardo und Gabriela willkommen zu sein.
Hier liegen vor allem Yachten für die Hochseefischerei, welche mit ihren vielen Fischerruten und Antennen sowie mindestens einem Hochseefischerstuhl, einem Mix zwischen Gynäkologen- und Folterstuhl, protzen. Auf den grössten unter ihnen wehen US Flaggen und mexikanisches Personal putzt am Chromstahl, putzt erbeutete Fische, wartet die Angelruten oder wartet gelangweilt auf Anweisungen vom US amerikanischen Chef, welcher mit Cellphone oder Glas in der Hand an seinem Schiff ansonsten absolut keine Hand anlegt. Je kleiner die Hochseefischeryachten umso häufiger ist am Heck die mexikanische Flagge auszumachen. Diese Boote fahren jeweils morgens und nachmittags mit einer Handvoll hochseefischenden Gästen zum sportlichen Abenteuer aufs offene Meer hinaus. Tatsächlich werden in dieser Gegend der Karibik sehr viele grosse Fische, wie Marlins, Goldmakrelen etc. im noch jungen Golfstrom mit der Rute gefangen. Dies können wir bei abendlichen Spaziergängen entlang den Molen, wo auf den vielen grossen Steintischen die Beute jeweils zerlegt wird, eindrücklich beobachten.
Im ganzen Areal, oder in der ganzen Gate Community, ist die Marina jedoch nur ein Teil der Anlage. Neben vielen Hotels, Ferienwohnungen, Restaurants, Bars, Tauchschulen, Souvenirshops und mehr, gibt es in die Marina integriert sehr grosszügige Anlagen für Delfine, Robben und Seekühe. Täglich stellen diese Tiere ihre Lernfähigkeiten unter Beweis, wobei natürlich die Delfine mit ihren Kunststücken überragendes zeigen. Gegen Bezahlung und Voranmeldung darf man mit Seekühen (Manatees) baden, sich von Delfinen küssen lassen oder man wird bei genügend Mut gar mit hoher Geschwindigkeit von zweien durchs Wasser geschoben. Salto vorwärts und rückwärts gehören, genauso wie das Bespritzen nichtzahlender Zuschauer am Bassin Rand, auch zum Programm der Tiere.
Auf den Spuren der Mayas
Zweimal mieten wir ein Auto um auf der Halbinsel die Mayastätten Tulum, Coba, Chichén Itza, Uxmal und schliesslich Calakmul zu besuchen. Alle Orte zeigen ihre Besonderheiten. Tulum, eine kleine Stätte, liegt in spektakulärer Lage auf den Klippen direkt am Meer und lädt auch zum Baden ein. In der im Urwald gelegenen Stätte Coba beobachten wir die hier häufigen Art „Homo carraus-tempelhochundrunter-carrein“ beim Besteigen der höchsten, wegen ihrer Steilheit nicht ganz ungefährlichen Pyramide Yucatans. Am Eingang zu Chichén Itza stehen wir bereits frühmorgens Schlange, mieten eine Führung, sind von den fundierten Informationen ebenso beeindruckt wie von den Baulichkeiten und fragen uns wer wohl all die feilgebotenen sich von Stand zu Stand wiederholenden Souvenirs bringt und wer diese kauft. Sehr gut gefällt uns die viel weniger besuchte Stätte von Uxmal wo wir nochmals eine Führung, jetzt sogar in deutscher Sprache, geniessen. Calakmul, ebenso gross wie Uxmal und Chichén Itza liegt ganz im Süden von Yucatan inmitten des Dschungels und wir erreichen die Stätte erst nach einer Anfahrt von über fünfzig Kilometer durch das „Reserva de la Biosfera Calakmul“. Ein lohnenswerter Besuch im „Museo de la Cultura Maya“ in Chetumal rundet unser mayakulturelles Programm ab.
Höhlentauchen in den Cenotes von Yucatan
Yucatan ist nicht nur wegen den Mayastätten bekannt sondern erfreut sich einer immer grösser werdenden Beliebtheit des Höhlen- oder Cenotetauchens. Cenotes, der Begriff stammt von den Maya, sind dolomitartige, mit Süsswasser gefüllte Kalksteinlöcher, welche durch den Einsturz der Höhlendecke entstanden sind. Für die Maya waren die Cenotes Eingänge zu Unterwelt wo ihre Götter hinabstiegen um neue Kräfte zu sammeln und wurden dementsprechend auch als religiöse Opferstätten benutzt. Viele Cenotes stehen über ein Unterwasserhöhlensystem miteinander in Verbindung. Das grösste System Ox Bel Ha hat eine geschätzte Länge von ca. 250 km. Fasziniert von der Idee mal in Höhlen zu tauchen leisten wir uns den stolzen Preis von je 125 US $ für zwei geführte Tauchgänge. Am 19. Mai steigen wir zuerst in die Cenote Carwash und später in die Cenote Sac Actun und folgen immer schön brav der weissen Leine unseres Tauchguide‘s. Dieser ist sehr vorsichtig, für uns eher übervorsichtig, mit noch halber Flaschenfüllung sind wir jeweils bereits wieder an der Oberfläche. Gerne hätten wir noch etwas länger die faszinierenden Löcher bestaunt. Trotzdem haben wir zusammen mit unserem Tauchguide Juan und Daniel, einem jungen Schweizer, der in Puerto Aventuras aufgewachsen ist, einen interessanten und spannenden Tag verbracht, so dass sich letzten Endes auch der finanzielle Aufwand gelohnt hat.
Puerto Aventuras bis Banco Chinchorro
In Mujeres hat man uns versichert, dass wir ohne weiteres in Puerto Aventuras ausklarieren können und nun erleben wir hier eine weitere Überraschung. Wir erfahren, dass man tatsächlich in Puerto Aventuras ausklarieren kann, dies jedoch nur über einen Agenten welcher mit unseren Papieren nach Cozumel reist und dort den ganzen Papierkram in der Capitania erledigt. Ansonsten müssten wir mit der Gallina wieder zurück nach Cozumel schippern um uns dort ohne Agenten abzumelden. Da noch die zweite Mayatour nach Calakmul und Chetumal auf unserem Programm steht, entscheiden wir uns erstmals für die Luxusvariante. Im Hafenbüro werden unsere Papiere kopiert und per Mail an einen Agenten verschickt, welcher verspricht am nächsten Montag um 09.00 auf der Gallina zu sein.
Am Montag, 29. Mai 2017: es ist so weit, um 12.30 betritt der Agent in Begleitung einer Beamtin der Immigration aus Playa Carmen die Santa Gallina. Die Sache ist rasch erledigt. Die Luxusvariante vakuumiert unsere Kasse fast vollständig. Der Agent meint 175 $ plus 45 US $ Wegvergütung zu verdienen, die Capitania Cozumel verlangt 20 US $ und der International Health Check, offenbar eine Art „Ferndiagnose“, kostet noch zusätzliche 25 US $. Einzig die Beamtin der Immigration verlangt nichts und stempelt unsere Pässe kostenlos. Zwischenzeitlich hat der Wind zugenommen und ungünstig gedreht, zum Auslaufen ist es zu spät und wir vertagen den Abschied auf morgen Dienstag.
Dienstag, 30. Mai 2017: frühmorgens um 6.00 verlassen wir Puerto Aventuras mit Kurs auf die Banca Chinchorro dem gut 100 sm südlich gelegenen mexikanischen Atol. Hart am Wind und mit Unterstützung der Motoren läuft die Gallina gerademal mit 4-5 kn gegen Strom und Wellen.
Mittwoch, 31 Mai 2017: nach einer Nacht mit verschiedentlichen kurzen Regengüssen erreichen wir am frühen Morgen die Nordspitze der Banca Chinchorro und entschliessen uns die weiteren 65 sm bis San Pedro (Belize) in Angriff zu nehmen. Aber bereits nach 20 mühsamen Seemeilen sehen wir‘s ein. Die Ungewissheit San Pedro noch rechtzeitig zu erreichen und dort auch noch die enge Riffpassage am Abend bei zunehmend hohem Wellengang gefahrlos zu passieren überzeugen uns zur Umkehr in Richtung Nordspitze der Banco Chinchorro. Mit dem Golfstrom, den Wellen und dem Wind im Rücken rauschen wir unserem neuen Ziel entgegen und passieren zweieinhalb Stunden später die einfache Passage durch das Riff wo wir um 15.00 nahe dem Inselchen Cayo Norte auf 2,5 Meter den Anker setzen. Schon bald nähert sich uns ein offenes Boot mit uniformierten Gewehrträgern. Sie legen an der Gallina an, kommen an Bord und geben uns unmissverständlich zu verstehen, dass wir hier verbotenerweise in einem Naturschutzgebiet und militärischer Sperrzone seien und wir uns nur mit einer Erlaubnis der Verwaltung in Tulum hier aufhalten dürften. Unsere Erklärung, dass wir eigentlich nach San Pedro wollten, wegen schlechtem Wetter und einem Leck im Süsswassertank aber umkehren mussten um hier gut geschützt auf besseres Wetter zu warten wird letztlich akzeptiert. Wir dürfen über Nacht hier bleiben jedoch die Gallina keinesfalls verlassen. Morgen wollen sie nochmals an Bord kommen um die Gallina einer genaueren Inspektion zu unterziehen
Donnerstag, 1. Juni 2017: heute um 10 Uhr sind es drei Gewehrträger, eine Biologin und ein Biologe die uns an Bord aufsuchen. Die beiden letzteren fungieren als Dolmetscher. Die Uniformierten wollen alles wissen und fotografieren uns, die Pässe sowie die Gallina von aussen und innen. Auch die ganze Sitzbank muss ich frei machen um das Leck am Tank zu zeigen. Dabei kommt uns der Umstand, dass dieser bei hohem Seegang tatsächlich etwas Wasser verliert und wir die Bilgen noch nicht aufgeputzt haben entgegen. Die kleine Havarie ist erklärt, alle sind zufrieden, ich krieg gar die Erlaubnis den Besuch zu fotografieren und schliesslich wechselt die Stimmung in karibische Lockerheit. Gegenseitig dankend, alles Gute wünschend und händeschüttelnd nehmen wir Abschied von unserem Besuch. Wir haben nun die Erlaubnis hier noch etwas am Anker zu bleiben jedoch mit dem strengen Verbot weder die Insel zu betreten, noch zu schnorcheln oder gar zu tauchen. Unter diesen Voraussetzungen und einem deutlich besseren Wetterbericht für Morgen ziehen wir es vor noch heute Abend den Anker zu lichten und Mexiko endgültig zu verlassen. Kurz vor dem Einnachten passieren wir die Lücke durch das Riff und laufen in dessen Schutz in Richtung Süden.
24. April bis 3. Mai 2017
Montag, 24. April 2017: Cayo Largo, wir haben mit den Vorbereitungen für die Weiterreise nach Mexiko begonnen. Wir suchen in unserem Laden Proviant zusammen, finden oh Wunder gar Kartoffeln, Eier und Tomaten, denken an die Schweizer Crew, tanken den voraus bezahlten Diesel und richten die Gallina für die ca. 300 sm Überfahrt nach Isla Mujeres in Mexiko. An der Tankstelle erzählt uns ein junger Kubaner, nachdem er für uns sehr hilfreich den Tankwart organisiert hat, dass er mit seinem (staatlichen) gut motorisierten Sportboot, CUC schwere Sportfischer zum Angeln ausfährt. Da jedoch das ganze Archipel zwischen Cayo Largo und der Isla de la Juventud unter Naturschutz stehe müssten die gefangenen Fische jeweils wieder freigelassen werden. Wir haben Mühe in dieser Art der Fischplagerei etwas sportliches zu entdecken und erfahren weiter, dass vorab bei US-Amerikanern und Italienern diese Sportquälerei sehr beliebt sei.
Dienstag, 25. April 2017: heute ist es soweit. Wir fahren mit der Gallina vormittags in die Marina und bringen es immerhin fertig, dass die Immigrationsbehörden, vertreten durch einen Comandante, einer jungen Dame und einem jungen Herrn, beide noch in Ausbildung, um ca. 17 Uhr die Gallina betreten. Natürlich ist auch Shyra dabei. Während der Commandante einige Fragen stellt – unter anderem weshalb die Gallina Santa Gallina und nicht Santa Calamar heisst – und das „Certificado de Despacho Internacional (Cuba)“ ausstellt, durchsuchen die beiden jungen Leute zusammen mit Shyra unser Schiffchen und finden auch heute keinen ihrer Landsleute an Bord. Zum Namen der Gallina erzähle ich den Leuten die Geschichte die ich schon auf den Caymans den Hafenbehörden und anderswo zum Besten gegeben habe. Mit den Worten wir sollen bald möglichst wieder kommen, die Claudia mit den Worten „nur wenn der Laden ein besseres Sortiment hat“ quittiert, werden wir verabschiedet. Beim Auslaufen aus der Marina schaue ich nochmals zurück, sehe die beiden Aspiranten an der Mole und überlege wie viele von ihnen wohl am liebsten an Bord bleiben und mitfahren möchten.
Mittwoch, 26. April 2017: unser Plan ist gemütlich dem Archipel bis vor Juventud zu folgen, an einigen Orten zu ankern, bevor wir dann die ca. 250 sm bis zur Isla Mujeres in Angriff nehmen wollen. Einen ersten Halt machen wir bei Cayo Rosario, bewundern dort einen originellen Flip Flop Baum, natürlich besuchen wir nochmals die Affenstation bei Cayo Cantiles, sehr willkommen tauschen wir dort Langusten gegen Kaffee und zwei alte Taue und schippern weiter bis hinter ein Riff zwischen Cayo Campo und Cayo Matias. Wegen relativ starkem Wind und hohen Wellen bleiben wir für zwei Nächte in der sicheren Abdeckung dieses Riffs.
Sonntag, 30. April 2017: um 8.30 starten wir mit voller Besegelung endgültig in Richtung Mexiko. Wir kommen zunächst sehr gut voran werden aber im Verlaufe des zweiten Tages immer langsamer und sind nach der zweiten durchsegelten Nacht frühmorgens noch immer 32 sm von unserem Ziel Isla Mujeres entfernt. Trotz Code 0, einer übergrossen Genua, und Grosssegel läuft die Gallina noch lediglich mit 2.5 kn über Grund. Wir sind nun mitten im Golfstrom und der kann hier mit 2 – 5 kn nordwärts ziehen. Im Verlaufe des Tages nimmt der Wind und damit auch unsere Geschwindigkeit soweit ab, dass eine weitere nicht eingeplante Nacht bevorsteht. Beim Eindunkeln sehen wir die Lichter von Isla Mujeres beinahe querab. Kann das stimmen? Wir kontrollieren nochmals unseren Kurs und unsere Position, alles stimmt. Unglaublich wie uns der Strom über der Arrowsmith Bank, ein bis zwanzig Meter unter die Oberfläche ragender unterseeischer Gebirgszug, versetzt. Mit einem Kompasskurs von etwa 220 Grad, einem Kurs von 290 Grad über Grund und 2 kn Fahrt über Grund driften wir der Frauen Insel entgegen (Mujeres = Frauen). Am Mittwoch 3. Mai Morgens um vier Uhr ankern wir vor der Insel und verziehen uns bald in die Koje zum wohlverdienten Schlaf.
31. März bis 24. April 2017
Freitag 31. März, wir sind wieder in Kuba
Alle sind sie wieder da, die Vertreter der Immigration, des Hafens, des Veterinärinspektorates, des Landwirtschaftsinspektorates und natürlich wie schon bei unserer letzten Ausreise die nette Schnüffeldame Shyra, der Springer Spaniel. Einzig der beleibte Vertreter des Gesundheitsinspektorates in weissem Kittel getraut sich nicht an Bord, der Abstand zur Mole, ca. einen halben Meter, scheint ihm unüberwindbar. Seine Fragen zu unserer Gesundheit beantworten wir also dort wo’s ihm wohl ist, schnell ist er zufrieden und wir dürfen mit seiner Erlaubnis die gelbe Flagge streichen. An Bord geht es munter weiter mit dem Ausfüllen von Formularen, dem Gestempel, und dem Geschnüffel. Schliesslich nimmt das uns doch schon vertraute Klarierungszeremoniell sein Ende und wir sind ein weiteres Mal willkommen in Kuba. Auch Signore Piri, der staatliche Manager der Marina und privater Charmeur tritt auf die Mole – für ihn wohl eher so was wie ein Laufsteg -, erkennt die Gallina, strahlt, umarmt Claudia wie eine alte Freundin und ist ganz in seinem Element.
Mit Heinz nach Isla de la Juventud und wieder zurück nach Cayo Largo
Sonntagnacht, 2. April 2017: wir stehen vor der Ankunftshalle des internationalen Flughafens von Cayo Largo und schauen zu wie ca. fünfhundert Italiener zunächst aus einem Jet aus Rom, dann aus einem aus Milano an der Passkontrolle abgefertigt und von italienischem Hotelpersonal in die verschiedenen Busse eingewiesen werden. Irgendwann, fast zuletzt taucht auch Heinz auf. Mit dem Taxi geht’s zurück zur Marina und von da mit der Titanic eine Viertelstunde durch die Nacht zur Gallina.
Dienstag, 4. April 2017: wir verlassen Cayo Largo in Richtung Cayo Rosario. Mit einem angenehmen Wind aus Raumschott erreichen wir gegen Mittag unser erstes Etappenziel am Westende von Cayo del Rosario wo wir übernachten. In den nächsten drei Tagen geht es weiter durch den Canal del Rosario, den Golfo de Batabano, den Canal de la Cruz – der mit geloteten 1.5 Metern viel weniger tief ist als auf der Seekarte vermerkt – bei Cayo el Navio am Anker begleiten uns Chitres (Stechfliegen) und Stechmücken durch die Nacht, von dort geht es anderntags weiter an Nueva Gerona vorbei bis zur Ensenada de los Barcos wo wir eine weitere Nacht in nun sicherer Distanz von stechenden Plaggeistern verbringen.
Schliesslich erreichen wir am 7.4. am frühen Nachmittag die Marina von Siguanea und ankern ausserhalb derselben. Mit der Titanic fahren Claudia und ich in die Marina um zu erfahren, dass der verantwortliche Offizier der Guardia Frontera abwesend ist und dass wir unverzüglich zurück zur Gallina müssten um dort bis zum nächsten Morgen auf den Funkaufruf zu warten.
Samstag, 8. April 2017: tatsächlich, kurz nach neun Uhr werden wir per Funk aufgerufen. Wir steigen in die Titanic und treffen alsbald den verantwortlichen Offizier der Guardia Frontera. Wir setzten uns draussen auf eine Bank, er schaut die Papiere an, „habt ihr Waffen? nein, habt ihr Drogen? nein“. Bueno, es ist alles i.o. Unsere Schiffs Papiere verschwinden in der amtlichen Aktentasche und werden dort bis zur unserer Abreise von Juventud verwahrt.
Wir kaufen noch etwas Wasser, einen Weisswein und zwei gefrorene Bonitos, kehren zurück auf die Gallina, holen Heinz, fahren wieder in die Marina und begeben uns zu Fuss auf den Weg zum staatlichen Hotel Colony, einem Plattenbau und Zeugnis sozialistischer Entwicklungshilfe aus der damaligen DDR. Die ganze Anlage macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Wir bestellen drei Fruchtsäfte und man bringt uns ein Tetrapack mit scheinbar tropischem Fruchtsaftinhalt. Da wir hier kein WiFi finden, entschliessen wir uns kurzerhand den Bus nach Nueva Gerona zu besteigen. Nach eineinhalb Stunden Fahrt durch verschiedene Dörfer erreichen wir schliesslich in einem bedrohlich überfüllten Bus die Inselhauptstadt. Fahrkosten: 3 Pesos (3 CUP = 12 Rappen) für uns drei. Wie es so ist, müssen wir mal alle drei dringend. Aber wo? Das ist in dieser Stadt offenbar nicht einfach. Wir werden, für uns völlig ungewohnt, immer wieder auf die Toilette im Spital verwiesen, welches wir schliesslich und gezwungenermassen auch aufsuchen. Die Toilette, „eine für alle“, befindet sich neben dem Wartsaal. Dort wird gerade grosszügig gereinigt. Flip Flop tief liegt das Wasser auf dem Fussboden und eine vor sich hin fluchende Putzfrau schlurft gestützt auf ihrem Wischmob durch den Raum. Wenigstens ist der WC Boden einigermassen trocken, jedoch um offenbar das Ganze auf dem lokalen Standart zu halten geht die Spülung nicht.
Etwas später entschädigt uns ein Spaziergang durch die sehr hübsche Fussgängerzone.Unser Eindruck von Nueva Gerona verbessert sich exponentiell. Es ist wirklich hübsch und gemütlich hier. Wir spüren nichts vom Massentourismus Kubas, nichts von der Schlitzohrigkeit kubanischer Liebenswürdigkeiten. Wir erleben Kuba wie es vielleicht noch überall vor der Tourismus Lawine einmal war. In einem kleinen Restaurant essen wir für sehr wenig Geld sehr gut. Auch eine saubere Toilette gibt’s. Hätten wir das doch nur eher gewusst.
Dienstag, 11. April 2017: 6:00 Tagwache. Heute ist Einkaufen in Nueva Gerona angesagt. In der Stadt angekommen und dem wiederum überfüllten Bus entflohen begeben wir uns zielstrebig zum Gemüsemarkt. Das dargebotene Sortiment ist zwar bescheiden, jedoch ist die Ware sehr frisch und wird in 10 Peso (CUP) Häufchen angeboten. In einigen der üblichen schmalsortiment Läden finden wir noch Poulet Schenkel, WC Papier, Milch und siehe da, kubanischen Wein im Tetra Pack. Übel nur, dass mir der Rücken schmerzt und so der Lastesel Nummer 1 ausfällt. Claudia und Heinz teilen sich in dieser Aufgabe und tragen den grossen und schweren Rucksack. Wir essen nochmals im selben Restaurant wie vor drei Tagen und machen uns dann mit dem 15.00 Bus auf den Rückweg. Die Fahrt geht allerdings nur bis zur letzten kleinen Ortschaft vor dem Hotel Colony. Dort müssen wir aussteigen und auf den nächsten Bus warten. Wir sitzen am Dorfplatz und betrachten das Treiben um die verschiedenen kleinen Läden. Bald werden wir von einem Mann mittleren Alters angesprochen. Er stellt sich als Juri vor und spricht fliessend Englisch. Französisch, Deutsch und Italienisch könne er auch und gibt uns gleich und fliessend drei Kostproben davon. Französisch hätte er in der Schule gelernt, die anderen Sprachen im Selbststudium. Juri arbeitet in Cayo Largo wo er Bootsausflüge mit Touristen begleitet. Jeweils 20 Tage ist er in Cayo Largo um dann wieder 10 Tage daheim zu verbringen etc. . Er möchte allerdings mehr Zeit zuhause bei seiner Frau Jamilla und seinem Söhnchen Francesco verbringen erklärt er uns später beim Kaffee in seinem überdurchschnittlich gut möblierten Häuschen mit grossem Fernseher und Stereoanlage. Ob sein
Wunsch erfüllt wird muss die Verwaltung in Nueva Gerona entscheiden. Ein entsprechendes Gesuch habe er eingereicht. Auf jeden Fall scheint er mit der Tourismusbranche gut zu leben. Den ortsunüblichen Luxus hat er sich mit Trinkgeldern finanziert. Diese fliessen in harten Pesos (Pesos Convertibles, CUC) und nicht in schwachen Pesos Cubanos (CUP) und ist unter anderem ein Grund, weshalb sich im sozialistischen Kuba zunehmend eine grosse Einkommensschere öffnet. Während in der Tourismusbranche ganz gut mit Trinkgeldern verdient wird, erhalten Staatsangestellte, und das sind im weiten Sinne die meisten Kubaner, ihre Löhne in Pesos Cubanos ausbezahlt. Löhne, deren Kaufkraft gerade mal reicht um sich in staatlichen Läden mit sehr beschränktem Angebot über Wasser zu halten. Wie viele Kubaner hat auch Juri neben seinen Trinkgeldern noch einen CUC bringenden Nebenerwerb. In einem Abstellraum produziert er Küchenmesser aus alten Sägeblättern. 3 CUC kostet ein grosses Modell. Wir kaufen Eines.
Mittwoch, 12. April 2017: wir wollen uns an Land beim Kommandanten der Guardia Frontera abmelden, was wiederum nicht so einfach ist wie gedacht, denn er und sein uniformierter Gehilfe wollen die Gallina noch auf kubanischen Inhalt kontrollieren. Also fahren wir zu viert mit der Titanic zurück zur Gallina, sind ganz nett, akzeptieren die Gewichtigkeit des Besuches, lassen den Gehilfen in der Gallina nach Landsleuten suchen und erhalten schliesslich vom Chef die wichtige Unterschrift für die Rückfahrt nach Cayo Largo.
Freitag, 14. April 2017: Cayo Matias frühmorgens, Claudia liegt unter dem Mast und macht ihre täglichen Pilates Übungen. Offenbar nicht mit voller Konzentration an den Übungen sieht sie, dass am Grossfall im Mast Top etwas nicht stimmt. Die fotografische Vergösserung bringt es an den Tag, der äussere Mantel des Grossfalls ist durchgescheuert. Glück im Unglück eine einfache Lösung ist naheliegend. Im Bootsmannstuhl geht’s mit Claudia aufwärts bis zur Mastspitze, wo sie das dort befestigte Grossfall losschneidet. Wieder an Deck ziehen wir den Mantel des Grossfalls über den inneren Teil desselben und verkürzen es um etwa einen Meter. Heinz unser Spezialist für Knoten, „er hasst Knöpfe“, erklärt Claudia, wie sie oben das Fall anbringen muss. Bald kapiert Claudia den Unterschied zwischen einem Knoten und einem „Knopf“, es geht mit ihr abermals aufwärts und das Fall sitzt am richtigen Ort mit dem richtigen Knoten. So einfach geht das!
Sonntag, 16.April 2017: wegen anhaltend starken Ostwinden und nach der gestrigen Umkehr von einer Route ausserhalb der Riffe, wo wir nur wenige Meilen nach Osten gutmachen konnten, entscheiden wir uns von Cayo Avolos bis Cayo Rosario für die Route zwischen den Aussenriffen und dem Cayo Cantiles. Der Weg von insgesamt 15 sm Länge ist an der schmalsten Stelle ca. eine halbe Seemeile breit, lediglich 2 Meter tief und über eine Länge von 5 sm gespickt mit einigen Korallenköpfen die auf der Seekarte mit „Patata“ bezeichnet sind. Um 14.00 nehmen wir trotz 20 kn Gegenwind die Strecke in Angriff. Später darf es nicht sein, da wir für den Ausguck am Bug gutes Licht brauchen. Die Motoren laufen mit je 2400 Umdrehungen/min und wir bewegen uns mit gerademal drei kn gegen Wind, Wellen und Strom. Zum Segeln gegen an ist die Passage zu eng. Bis auf eine „kontrollierte“ beinahe Kollision mit einem „Patata“, geht die Durchfahrt gut.
Während wir den letzten Teil der Strecke noch segelnd zurücklegen besuchen uns drei sehr willkommene Kubaner mit ihrem Boot und wollen uns Fische verkaufen. Kurzerhand nehmen wir ihr Boot an die Leine, der Autopilot hält den Kurs und die Preisverhandlungen beginnen. Weder CUC noch CUP sind gefragt. Flüssiges wird benötigt. Wir tauschen zwei Red Snapper gegen 3 Büchsen Bier und ca. 1.5 Liter Benzin. Kurz danach, bei Sonnenuntergang, ankern wir am Westende des Cayo Rosario. Endlich gibt’s wieder mal Fisch vom Grill und eine Entlastung für den unermüdlichen Heinz in der Küche.
Montag, 17.April 2017: früh morgens mit drei Dosen Bier und einem Rum Rest in der Flasche besuchen wir die Affenstation auf Cayo Cantiles. Dort treffen wir auf den Chef der Equipe und bald auch seine Companieros, die Besucher von Gestern, und der Handel um Langusten beginnt. Auf der Insel ist eigenartigerweise der gestern so begehrte Alkohol kein Zahlungsmittel. Man gibt uns zu verstehen, dass sie mit Alkohol von den Vorgesetzten nicht gesehen werden dürfen. Schliesslich einigen wir uns auf 6 CUC und ein kleines Packet Kaffee für neun mittelgrosse Langusten. Es ist schon deprimierend, dass Kuba einen sehr guten Kaffee produziert welcher jedoch für die durchschnittliche kubanischen Bevölkerung unerschwinglich teuer ist. Nach dem Langustenfeilschen nehmen wir Kurs auf Cayo Largo und ankern abends in der Playa Sirena.
Mittwoch, 19.April 2017: wir besuchen die Iguana Insel um 08.00 und können so die Iguanas beim Verlassen ihrer Wohnhöhlen beobachten. Während sie träge vor ihren Löchern hocken bewegen wir uns mit unseren Fotoapparaten aktiv um sie herum. Was denken wohl die Iguanas, wenn sie denken könnten – oder können sie das eventuell – ? Vielleicht hat auch Franco Ferrucci in seinem Buch „Die Schöpfung“ recht, wenn er die Reptilien als eher langweilige Viecher bezeichnet. Wie auch immer, ich muss dabei unweigerlich an das viele kubanisch Staatspersonal in staatlichen Betrieben jeder Art denken, wo bereits ein müdes Gähnen, wie das bei den Iguanas, als sportliche Aktivität zu deuten ist.
Traurig und deprimierend wenn man bedenkt, dass staatliche Verordnungen so aktive und kreative Wesen der „Schöpfung“, wie die des Homo sapiens sapiens, in ihrer Entfaltung auf Iguana Aktivitäten reduziert. Es ist natürlich absolut nicht so, dass ich meine alle Kubaner seien wie Iguanas. Bei Weitem nicht, glücklicherweise gibt es viele Juris, viele Hostal (Herberge) und Paladores (Restaurant) Betreibende und viele andere, die fantasievoll, oft am Rande der Gesetzwidrigkeit, der staatlich verordneten Lethargie, mit Erfolg zu entfliehen vermögen.
Noch am selben Abend essen wir am Buffet eines Hotels in Cayo Largo, wo uns ein schon beinahe Mitleid erweckender staatlicher Iguana eine Lektion authentischer Lethargie vorlebt und schliesslich auf sein unverdientes Trinkgeld wartet.
Donnerstag, 20.April 2017: zeitig am Morgen fahren wir, Claudia, Heinz und ich mit der Titanic in die Marina. Wir wollen rechtzeitig im Laden sein, doch der Laden ist noch geschlossen obwohl er gemäss Türschild offen sein sollte. Auch in der Bar ist das staatliche Internet noch nicht aufgegleist und so beschliessen wir uns für einen Rundgang im Hafengelände ausserhalb der Marina um mal zu schauen wo sich die Tankstelle befindet. Wir finden diese und erfahren, dass es den Sprit nur gegen Vorauszahlung in der Marina gibt. Also eine ganz bestimmte Menge für einen ganz bestimmten Zweck und zu einem ganz bestimmten CUC Preis. Wieder zurück in der Marina ist der Laden nun doch geöffnet und es werden nach einer halben Stunde sogar Poulet Schenkel angeliefert, wovon wir gleich sechs Stück nehmen, denn anderes Fleisch gibt es im Laden nicht. Die ganze Einkaufsfracht, Mineralwasser, Wein, Bier, Pulvermilch, Poulet … verfrachten wir auf ein Wägelchen und es geht ab in Richtung Titanic, mit der Titanic in Richtung Gallina und dort angekommen stellen wir fest, dass wir den Sack mit den Schenkeln auf der Mole liegengelassen haben. „ Wer keinen Kopf hat, hat Titanic“ und dies ist Strafe genug, ist doch unsere Titanic mit ihren zwei PS sehr langsam. Claudia und ich nehmen die Strafe auf uns und fahren zurück zur Marina. Dort ist der natürlich Hühnersack weg. Die Suche beginnt. Nach langem Herumfragen findet Claudia den Marina Angestellten der den aufgefundenen Sack in den kollektiven Kühlschrank des Hafenpersonals in Verwahrung gebracht hat. Mit herzlichen Worten erhalten wir unser Geflügel zurück und machen uns mit der Titanic auf den Rückweg, wohlwissend, dass damit unsere kulinarischen Höhenflüge für die drei nächsten Tage gesichert sind. Zwischendurch, während der Schenkelsuche, kann Claudia bei einer Schweizer Crew noch einen schönen Weisskohl abschwatzen und verspricht dafür einen Knoblauch, zwei Kartoffeln und eine Tomate als Gegenleistung zu liefern. Als wir einen Tag später das wertvolle Tauschobjekt in die Marina bringen wollen ist die Schweizer Jacht schon weg. Irgendwo werden wir sie vielleicht wieder treffen.
Samstag, 22.April 2017: Cayo Largo, Heute hat der Wind hat nachgelassen und wir können am Riff ankern und schnorcheln, schade, dass Heinz nicht mehr mit dem Gerät tauchen kann!
Sonntag, 23.April 2017: zu Fuss um 22.00 begleiten wir Heinz mit seinem Rollkoffer durch die Nacht zum Flughafen. Sein Flug geht wiederum nach Milano Malpensa. Wir stehen noch etwas plaudernd in der italienischen „Check In Schlange“, verabschieden uns dann herzlich von unserem Freund und machen uns auf den Rückweg. Unterwegs knackt, krabbelt und raschelt es noch immer wie auf dem Hinweg. Grosse Krabben säumen massenweise den Strassenrand. Glücklicherweise gibt es wenig Strassenverkehr auf Cayo Largo.
7. Januar bis 30. März 2017
Governors Creek 7.1. bis 17.1.
Wir hängen nun seit einigen Tagen an einer Boje im Governors Creek. Zu stark ist der Nordwind und zu hoch sind die Wellen um den North Sound durch den Main Channel zwischen den Riffen ohne Risiko zu verlassen. Um uns herum liegen noch drei oder vier andere Boote, dahinter Mangroven oder Villen, keine kleinen, eher Paläste. Es ist noch nicht lange Nacht und doch sehr still. Es ist so ruhig dass wir schon beim pinkeln ins Cockpit WC das Gefühl haben die ganze Bucht zu wecken. Das Leben scheint sich hier – wenn überhaupt – hinter Glas und in klimatisierten Räumen abzuspielen. Nach Einbruch der Dunkelheit sehen wir in den tagsüber von Jamaikanern, Kubanern, Honduraner, Philippiner …… gepflegten Gärten nur selten jemanden. Sitzen mal ausnahmsweise abends doch drei Leute auf der Veranda, so sieht das schon verdächtig nach einer Party aus. Wir haben hier absolut kein Karibikfeeling. Es fehlt die Musik und die ausgelassene Fröhlichkeit. Würde es noch schneien, wähnte man sich in einem luxuriösen helvetischen Villenviertel während den Weihnachtstagen, alles gedämpft. Natürlich verbringen wir die Zeit im Governors Creek nicht einfach mit Villengucken. Wir besuchen verschiedene Orte der Insel, suchen in ganz Georg Town nach Ersatzteilen und werkeln wie immer etwas an der Gallina. Was für die alt eingesessene Bevölkerung von Grand Cayman bestimmt ein wichtiges alljährlich wiederkehrendes Ereignis ist, präsentiert sich für uns in liebevoller, Komik. Da werden in den vermeintlich schönsten Kleidern den Festreden unter Festzelten gelauscht, Orden zur Show getragen, alle Hereos, es sind viele, namentlich erwähnt und die im uniformierten Schritt vorgetragene Marschmusik überstanden. Immerhin, nach dem offiziellen Teil sorgen verschiedene Imbissbuden und eine Steelband aus Jamaika für etwas karibische Stimmung.
Endlich am 17.1. wagen wir den Ausbruch aus dem Northsound. Im Main Cannel erwarten uns noch Wellen von 2 Meter Höhe in kurzen Abständen, so dass es ein paarmal ganz übel schlägt und Wasser über das Vorderdeck strömt. Einmal draussen segeln wir um das westliche Ende der Insel bis zur Seven Mile Beach wo wir an einer Boje festmachen.
National Day of Heroes, 23. Januar 2017
Was für die alt eingesessene Bevölkerung von Grand Cayman bestimmt ein wichtiges alljährlich wiederkehrendes Ereignis ist, präsentiert sich für uns in liebevoller Komik. Es ist der „National Day of Hereos“ am 23. Januar. Da werden Festreden unter Festzelten gelauscht, Orden zur Show getragen, alle Hereos, es sind viele, namentlich erwähnt und die im uniformierten Schritt vorgetragene Marschmusik überstanden. Immerhin, nach dem offiziellen Teil sorgen verschiedene Imbissbuden und eine Steelband aus Jamaika für etwas karibische Stimmung. Klar, wie alle karibischen Inseln haben, haben auch die Caymans seit Kolumbus Fahrten durch die „West Indiens“ eine bewegte Geschichte erlebt.
Seit Kolumbus am 10. Mai 1503 die drei Inseln eher zufällig entdeckt, er ist vom vorgesehenen Kurs abgedriftet, dienten sie zunächst durchfahrenden Schiffen zur Wasser- und Proviantaufnahme. 1586 landete als erster Engländer Sir Francis Drake mit einer Flotte von 23 Schiffen auf den Cayman Inseln. Im Vertrag von Madrid 1670 wurden Jamaika und die Caymans den Engländern zugesprochen.Mit den ersten ansässigen Siedlern wurden auch Sklaven zum Anbau von Baumwolle und Zuckerrohr auf die Inseln gebracht. 1788 erlebte eine von Jamaika kommende Handelsflotte bei Grand Cayman Schiffbruch. Auf den Schiffen befanden sich auch Angehörige der britisch königlichen Familie. Alle wurden gerettet und aus Dankbarkeit befreite König Georg III die Inselgruppe von sämtlichen Steuern, was wohl bis in die heutigen Tage einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Finanzwelt hat. 1835 war es dann mit der Sklaverei vorbei und in der darauf folgenden Zeit entwickelte sich eine bunt gemischte Bevölkerung aus aller Welt, deren Sitten und Gebräuche aber nach wie vor in alt britischer Tradition verwurzelt sind. Das Eintreffen des ersten Kreuzfahrtschiffes 1937 auf den Caymans war der Beginn einer blühenden Tourismusindustrie deren Entwicklung bis heute stetig aufwärts verläuft. Während 1962 Jamaika unabhängig wurde entschieden sich die Caymans den Status als britische Kronkolonie zu behalten.
In Georg Town shoppen
Da wir den flüchtigen Windgenerator durch einen kleinen Benzingenerator austauschen wollen, die Titanic, unser Dingy, auch schon in die Jahre gekommen ist, die Förderpumpe für die Entsalzungsanlage das zeitliche gesegnet hat, Claudias Fingerhut in die Brüche gegangen ist und vieles mehr wie Keilriemen, WC Besen, Ölfilter, Dieselfilter, Flossen, Leim, Pinsel und Rollen, O-Ringe, Tauchcomputer ….. notwendigerweise ersetzt werden müssen, suchen wir während Tagen in Georg Town nach den begehrten Artikeln. Oft zu Fuss unterwegs, Kleinbusse bedienen nur die wichtigsten Routen und die Taxis sind zu teuer, kennen wir bald viele Heim-, Handwerker- und Yachti Läden. Den kleinen Benzingenerator wie auch die geeignete Förderpumpe finden wir nicht und das erfolgreich bei Scott Marine gefundene Schlauchboot ist mit einem sagenhaft horrend hohen „kaimanen“ Preis ausserhalb jeglicher Anständigkeit. Nah dies Nah finden wir jedoch die meisten der so begehrten Kleinigkeiten.
Unsere Streifzüge durch Georg Town zehren nicht nur an den Finanzen sondern geben uns auch einen guten Einblick wie unterschiedlich auf der Insel gelebt wird. In den Handwerker- und Industriegegenden, sowie in den Aussenquartieren mit vorwiegend schwarzer Bevölkerung wird es zunehmend „karibisch“. Die Quartiere leben, wir fühlen uns wieder mehr in der Karibik. In all den besuchten Läden ist das Verkaufspersonal mal mehr, mal weniger kompetent, jedoch immer sehr freundlich und aufgestellt. In Kirks House and Home Shop, dieser ist immens gross, trennen wir uns, Claudia sucht Fixleintücher bei den Textilien und ich 12 V Sicherungen und Halter in der Handwerkerabteilung. Wie es so kommt finden wir uns nach 20 Minuten nicht mehr. Eine schwarze Verkäuferin, sie hat offenbar vorhin Claudia beraten, hilft mir beim Suchen. „If we dont find your wife, we give you an other“ beruhigt sie mich und schreitet “women, women” rufend voran durch die Gestellreihen der Haushaltsabteilung. Schliesslich finden wir „the right women“ und zum fröhlich, ausgelassenen karibischen Finale werden wir von unserer Betreuerin zur vorgesehenen „Ersatz-women“, es ist eine der Kassiererinnen, geführt. Wir bezahlen und verlassen lachend und glücklich den Laden. Glücklich, dass wir einander wieder gefunden haben.
First Immigration Extension
Wir sitzen im Wartesaal der Immigration mit Blick auf die Portraits königlicher Majestäten und warten bis am Bildschirm unsere gezogene Nummer „G 762, first immigration extension“ erscheint. Am Grossbildschirm neben den gerahmten Portraits der Königlichen wird in einer Sendung des CNN über Trumps „travel ban“ diskutiert. Links, rechts, vor und hinter uns sitzen Jamaikaner, Kubaner, Honduraner …. wohl ein ganzer Querschnitt durch die Karibik die in das britische Überseegebiet einreisen wollen. Eine eigenartige Welt, hier Mitten in der Karibik, Linksverkehr, Kayman Dollar als Währung, Hedgefonds, Luxusvillen, Luxusläden, Hühner und Iguanas auf den Strassen, Kreuzfahrer in Massen, Immigranten aus der ganzen Karibik, Tauchspots rund um die Inseln, Schmuckläden, Schnapsläden, Souvenierläden, …… Endlich, Nummer G 762 erscheint an der Anzeige, wir sind dran und am Fernseher laufen mittlerweile Wetterberichte aus aller Welt. Problemlos, sehr freundlich und für eine Gebühr von je 50 KYD$ wird unser Aufenthalt um 2 Monate verlängert. Beim Verlassen des Gebäudes berichtet CNN erneut über Trumps „travel ban“.
Damit nicht genug. Die Gallina braucht noch eine „Extension for Vessel“. Diese gibt’s am Zoll, wo uns in voller Zuständigkeit seiner Funktion, „Deputy Collector of Customs“, und seiner Blasiertheit der Beamte Jeff Jacksen, ein Weisser, empfängt und uns schliesslich mitteilt, dass wir weitere 200 KYD$ zu bezahlen hätten. Somit ist nun auch der Aufenthalt der Gallina voll legalisiert.
Apropos Hühner, es gibt viele auf Grand Cayman und in Georg Town. Sie wurden und werden von schwarzen Immigranten eingeführt und sind überall anzutreffen. So gackert und kräht es vor Supermärkten, aus Friedhöfen, vor zollfreien Juwelier- und Schnapsläden oder scharrt es in den Blumenbeeten im exklusiven Einkaufsviertel der Camana Bay ………. Das Schöne ist, man lässt die Viecher gackern, krähen, scharren, Eier legen und es wissen wohl nur Eingeweihte wem und wohin sie gehören. Sie scheinen hier voll akzeptiert und zum integrierten Bestand der Insel zu gehören.
wir tauchen, tauchen ….. und tauchen!
Man kann sich natürlich fragen weshalb die beiden so lange in diesem Steuer- und Finanzparadies verweilen wollen. Nach gut einem Jahr Karibik und immer auf der Suche nach klarem Wasser sind wir oft enttäuscht worden. Von den aufgesuchten Gewässern überzeugten einzig die Archipele im südlichen Kuba um die Cayman Inseln. Die Letzteren bieten den Vorteil, dass überall rund um die Inseln unzählige und gut gewartete Bojen über den besten Tauchgründen gesetzt sind. An diesen dürfen nicht nur einheimische Tauchboote, sondern auch Gastjachten kostenlos festmachen. So tauchen und übernachten wir mal an der einen Boje um am folgenden Tag eine andere aufzusuchen; Bojenhüpfen sozusagen. Es sind für uns im Zweier Team ideale Bedingungen um unbeschwert immer wieder neue Tauchgebiete zu erkunden. Jeder Tauchgang, ob über einem Riffabgrund, im Flachwasser oder an einem der zahlreichen Wracks, offenbart uns, den bis anhin bescheidenen Mittelmeertauchern, eine enorme noch nie gesehene Artenvielfalt. Wir geniessen unsere ganz private Tauchsafari!
Ein neuer Motor für den Kompressor
Der Aufenthalt auf den Caymans gibt uns auch Zeit den Kompressor zu revidieren. In der Folge entschliessen wir uns auch den alten Antriebsmotor durch einen neuen zu ersetzten. Rahel, die in Kalifornien lebende Schwester von Claudia bestellt in Kanada einen neuen 5,5 PS Honda Motor. Dieser wird nach Florida geliefert wo ihn David St. John, ein Mitarbeiter von Rahels Ehemann Buck, empfängt und per Fedex nach Georg Town verschickt.
Auf dem Fedex Büro in Georg Town teilt man uns mit, dass wir für den 300 US$ Motor noch 250 KYD$ (ca. 300 US$) Zoll zu bezahlen hätten. Die sehr freundliche Fedex Dame, eine Immigrantin aus Kuba, hat Verständnis als wir erklären, dass der Motor in Georg Town eigentlich nur Transitstatus habe und schickt uns zum Fedex Hauptsitz beim Flughafen wo uns eine andere, bereits vorinformierte Dame, ebenfalls aus Kuba, mit einem vorbereiteten Formular empfängt. Wir unterschreiben das Formular, bezahlen 10.5 KYD$ und erfahren, dass der Motor nun ins Hafen Zollamt spediert wird. Tatsächlich am späteren Nachmittag können wir den Motor in Empfang nehmen und mit der Titanic zur Gallina bringen.
Am nächsten Morgen wollen wir den alten gegen den neuen Motor wechseln. Ganz einfach, sechs Schrauben lösen und das Keilriemenrad vom alten Motor auf den neuen montieren. Tatsächlich lassen sich die Schrauben locker lösen, jedoch das Keilriemenrad scheint offenbar ein fester Bestandteil des alten Motors zu sein. Ein „Gear Puller“ (Radzieher) muss her meint Larry von der benachbarten Yacht Serengeti. Klar doch, kriegt man ja in jedem Laden – schliesslich finde ich einen solchen bei Parkers einem Handwerkerladen im Industrieviertel von Georg Town. Mittlerweile ist es Abend.
Am nächsten Morgen gelingt es uns trotz „Gear Puller“ nicht das Rad zu ziehen. Wiederum weiss Larry Rat. Bald kommt er zusammen mit seiner Frau Sue und bewaffnet mit einem kleinen Gasbrenner, dessen Gas darin soll heisser brennen als Propangas, sowie einem speziellen Kriechöl das den Sitz des Rades etwas lockern soll. Mit gemeinsamen Kräften, Sue und Claudia überwachen die Operation, Larry heizt mit dem Brenner das Keilriemenrad und ich ziehe mit dem Puller an demselben, gelingt es uns das Objekt dem alten Motor zu entreissen.
Die grosse Freude wird aber augenblicklich getrübt. Unter dem Rad gibt es noch ein Distanzrohr welches um die Antriebsachse liegt und, weshalb auch nicht, mit gleicher Hartnäckigkeit festsitzt. Dummerweise ist der Puller für das Rohr zu gross, seine Klauen können dieses nicht fassen. Da ich Larrys Gasbrenner und Kriechöl nicht übermässig benutzen will, bin in bald auf einem weiteren Gang durch Georg Town zu Parkers um die beiden nützlichen Hilfsmittel gegen ein paar KYD$ zu tauschen. Man weiss ja nie – doch irgendwo ganz im Innern weiss man es doch – man wird das Zeugs wieder mal brauchen. Mittlerweile ist es wiederum Abend.
Am nächsten Morgen modifiziere ich zunächst den „Gear Puller“ mit Eisensäge und Feile bis dessen Klauen richtig angesetzt werden können. Zusammen mit dem Vortags erworbenen Gas und ÖL lässt sich nun das Rohrstück ohne grosse Mühe entfernen. Geschafft, die Montage des neuen Motors ist dann sehr einfach und bald läuft der Kompressor auf Hochtouren.
Kreuzfahrer
Wir sitzen im Cayman Coffee Club am wifi mit Passwort „betterthanstarbucks“. Ich versuche etwas zu bloggen und Claudia lädt ein Hörbuch herunter. Draussen spazieren einige Kreuzfahrer vorbei, einige joggen gar oder radeln auf einem Mietvelo den Linksverkehr übend entlang der North Church Road. Es geht schon beinahe sportlich zu und her. Es muss ein europäisches Kreuzfahrerschiff vor Anker liegen. Wir haben nämlich im Verlaufe unseres Aufenthaltes beobachtet, dass die durchschnittlichen KreuzfahrerInnen aus Europa schlanker und beweglicher sind als ihre Artgenossen aus den USA. Tatsächlich bestätigt ein Blick nach draussen unsere Vermutung. Am Anker liegt als einziges Schiff die Aida Luna aus Deutschland. Heute ist Samstag und an Wochenenden besuchen keine oder wenige Schiffe die Insel. Da ist jeweils von Dienstag bis Donnerstag wesentlich mehr los. Am letzten Dienstag lagen rekordverdächtige sieben Schiffe vor Anker und entluden ihre Fracht, was wahrscheinlich für die Hafen-, Zoll- und Immigrationsbehörden eine logistische Meisterleistung abverlangte. Dann, jeweils kurz vor oder nach
Sonnenuntergang lichtetet ein Schiff nach dem anderen die Anker und verschwindet langsam am abendlichen Horizont. Aus der Hafenstatistik ist zu entnehmen, dass 2016 insgesamt 577 Cruiser bei Georg Town ankerten und dabei 1.711.849 Passagiere zum duty free Shoppen, baden, schnorcheln, jet skien, tauchen, biken ……… umsetzten. Alleine diesen Februar waren es 71 Schiffe und 189.704 Passagiere. Für kleine Insel Destinationen wie die Caymans bringt dieser „zeitgemässe“ Tourismus nicht nur für die Redereien Vorteile. Ohne eine aufwändige Infrastruktur anbieten zu müssen werden viele Arbeitsplätze geschaffen und Devisen eingefahren.
Ein Ausflug nach Little Cayman
Vom 19. Februar bis 2. März haben wir Besuch von meinem Studienkollegen Paul. Nach seinem USA Aufenthalt hängt er noch einige Tage Caymans an und bringt uns trotz der Kurve über die USA auch einige wichtig Ersatzteile. Es ist schon beinahe 40 Jahre her, dass wir das letzte Mal zusammen an der Küste Sardiniens getaucht haben. Jetzt tun wir das zunächst an der Westküste von Grand Cayman bis die Winde aus Norden so zunehmen, dass uns, wie auch schon, die Port Security empfiehlt in den Governors Creek zu dislozieren wo wir bis zum 24. Februar frühmorgens bleiben. Bereits um 8.30 sind wir über der Stingray City an einer Boje und füllen die Tauchflaschen. Der Ort hat den Namen weil sich hier oft viele Rochen in drei bis vier Meter Wasser tummeln. Leider ist das heute nicht der Fall, nur wenige der flachen Gesellen machen sich bemerkbar. Nach dem Tauchgang verlassen wir den Northsound durch den Main Channel und halten Kurs, 77 Grad, auf Little Cayman. Der Wind bläst mit ca. 3 bis vier Windstärken aus Südsüdost und wir laufen mit dem Code Zero, einem Leichtwindsegel, mit guter Fahrt unserem Ziel entgegen.
Wer glaubt von Grand Cayman nach Little Cayman zu segeln sei einfach täuscht sich. Der Wind bläst hier, wie in der ganzen Karibik, meist aus Osten oder Nordosten. Ein Aufkreuzen bei entsprechend hohem Seegang wäre also für die gestählte Crew angesagt. Da wir jedoch nicht in diese Seglerkategorie gehören und auch nicht gehören wollen braucht es etwas Geduld bis zum Eintreffen eines günstigen Wetterfensters wie es sich nun am 24. und 25. Februar glücklicherweise präsentiert. Aber nicht nur Wind und Seegang können den Törn nach Little Cayman erschweren. Zwischen den beiden Inseln liegen ca. 50 sm internationale Gewässer was ganz den Regeln entsprechend zusätzlichen Papierkram abverlangt. So betreten Paul und ich am 23. Februar das Gebäude der Port Authority. Im ersten Stock wollen wir uns bei der Immigration abmelden, werden aber zunächst ins Erdgeschoss zum Zoll geschickt, dort wird ein Papier für 6 KYD$ ausgestellt mit welchem wir abermals die Immigration aufsuchen wo das Papier einen ordentlichen Stempel kriegt und man uns zum Büro der Port Control ordert, welches sich aber als falsches entpuppt, das richtige ist im Erdgeschoss, dort wird nochmals gestempelt mit der Bitte abermals das Zollbüro aufzusuchen wo uns schliesslich erklärt wird, dass nun alles in Ordnung sei, wir innerhalb 24 Stunden Grand Cayman verlassen und uns bei der Rückkehr wieder Anmelden müssten. Ok, alles klar.
Am 25. Februar frühmorgens erreichen wir recht ausgeruht Little Cayman. Es macht doch einen beträchtlichen Unterschied ob die Nachtwachen zu zweien, oder wie letzte Nacht, zu dritt geschoben werden. Über dem Soto Trader Wrack, machen wir an einer Boje fest, füllen die Tauchflaschen und sind bald im klaren Wasser am Tauchen. Das Wrack ist noch nicht sehr alt und zeigt dem entsprechend noch einen bescheidenen Bewuchs an Korallen und Schwämmen. Trotzdem ist es immer wieder faszinierend ein solches in Begleitung von zahlreichen Fischen zu erkunden. Am Nachmittag versetzen wir uns durch die schmale Öffnung im Riff in den South Hole Sound und machen an einer Boje bei 2.5 Metern fest. Mit der Titanic fahren wir an einige vertäuten Tauchbooten vorbei an den Strand mit der Absicht die nähere Umgebung etwas anzuschauen. Entlang dem Strand stehen einige Häuser, Herbergen und kleine Hotels. Dahinter folgt eine asphaltierte Strasse auf deren gegenüberliegenden Seite ein Vogelschutzgebiet angrenzt.
Der ganze Ort macht einen recht sauberen aber auch verschlafenen Eindruck. Man ist hier in erster Linie zum Tauchen und Hochseefischen auf Besuch, ansonsten scheint sich nicht viel zu regen. In einer Hotelbar machen wir halt. Mit je einem „White Tip Lager“ für Paul und mich, einem Ironshore Bock für Claudia, beides lokale Biere aus Grand Cayman, geniessen wir eine Pause in der doch eher langweiligen Bar. Auf der „White Tip Lager“ Dose ist ein Weisser Hai mit dem Vermerk „ The sea is a dangerous place … for sharks! 70 million are eaten by humans each year“ dargestellt. Entlang dem Strand, vorbei an einigen Sportfischerbooten mit ihren langen Angelruten, vorbei an einer beginnenden Barbecu Party, was dem Ort so etwas wie Leben einhaucht, geht’s zurück zur Titanic.
Am nächsten Morgen verlassen wir den South Hole Sound in Richtung Nordwestküste der Insel. Unterwegs fangen wir wieder mal einen Fisch, es ist ein Barrakuda. Kurze Zeit später machen wir an einer weiteren Boje über 9m Grund fest. Beim Eintauchen und ersten Blick nach unten staunen wir nicht schlecht. Wir sind genau über der Riffkannte und da geht es bodenlos nach unten, kein Grund ist zu sehen. Was sich uns aber im flachen Wasser eröffnet ist grossartig. Wir tauchen in einem wunderschönen Korallengarten mit vielen Fischen. Es fehlen nur noch einige Riff Haie für den perfekten Tauchgang. Immerhin verbirgt sich zwischen den Korallen ein mittelgrosser Ammen Hai. Für das Festessen mit Barrakuda* und das Übernachten dislozieren wir an eine einigermassen geschützte Boje an der Westküste von Little Cayman.
Little Cayman und Cayman Brack stehen aus seefahrerischer Sicht ungünstig im Wasser. Beide Inseln sind sehr schmal und in ihrer Länge von West nach Ostnordost ausgerichtet was zu Folge hat, dass bei den vorherrschenden Wind- und Wellenrichtungen aus Osten oder Nordosten nur wenige Orte guten Schutz bieten. Dies erfahren wir auch an unserem Bojenplatz wo es im Laufe der Nacht doch stetig unruhiger wird. Bei den Wetteraussichten der folgenden Tage mit zunehmenden Winden aus Nordosten entschliessen wir uns am folgenden Morgen zurück nach Grand Cayman zu segeln. Die Rückfahrt bei relativ hohen Wellen und noch wenig Wind wird etwas zur Geduldsprobe und Claudia hat genügend Zeit um drei Mängel zu entdecken. So verkürzen wir unterwegs eine angerissene Reff Leine und ersetzen eine Leine am Code Zero, sowie ein Schäkel am Grossbaum.
Leider fanden wir auf die Frage von meiner Schwester Christine, ob die Briefkästen auf Little Cayman kleiner sind als auf Great Cayman, keine schlüssige Antwort. Zu kurz war unser Aufenthalt dort.
Im Laufe des nächsten Morgen werden wir von den beiden stets gut gelaunten Beamten der Port Control per Boot von der Gallina geholt und zu unserem Erstaunen zur Zoll und Immigrationsbehörde gebracht um dort von Neuem und im Schnellverfahren einzuklarieren. Im Schnellverfahren wohl deshalb weil wir zwischen den zahlreichen Kreuzfahrern abgefertigt werden müssen, was auch der gestressten Zollbeamtin anzumerken ist. Diese folgt uns nämlich bis zum Boot der Port Control und beklagt sich bei unseren Begleitern wahrscheinlich, so genau verstehen wir das Kreol Englisch nicht, über unser Erscheinen ausserhalb des Abfertigungsprotokolls. Wie auch immer, die beiden Offiziere geben charmant lachend Antwort und beginnen beim Ablegen fröhlich eine karibische Melodie anzustimmen. Sie erklären uns, dass auf diese Weise das Einklarieren für uns viel rascher ginge da wir ansonsten bis abends wegen den zahlreichen Kreuzfahrtschiffen hätten warten müssen. Etwas später wollen die beiden wissen was der Name „Santa Gallina“ bedeutet. So erzähle ich die Entstehungsgeschichte vom „Holly Chicken“ auf einem sardischen Bauernhof inmitten von Hühnern. Alles klar, aber weshalb ich dann einen „Squid“, einen Kalmar, aufgemalt hätte. Darauf weiss ich eigentlich keine so genaue Antwort. Möglicherweise die „künstlerische“ Freiheit des Biologen und weil das Viech einfach gefällt.
Manaia, Rosetta und Tomaso
Eines Tages nach der Abreise von Paul, wir entladen gerade die Titanic von unseren Einkäufen, nähert sich uns ein Dingy und wir werden überraschend mit unseren Namen gerufen. Es sind Tomaso und Rosetta, ein baselzürcherisches Paar die mit ihrem Schiff Manaia von Kuba kommend hier eine Boje entfernt liegen. Über Doris und Hans haben sie erfahren, dass wir hier auf den Caymans sind. Spontan gibt es ein Gespräch von Dingy zu Dingy und wir vereinbaren für den nächsten Abend ein Nachtessen auf der Gallina. Drei Tage später sind wir auf der Manaia zum Nachtessen und zwei Tage darauf verlässt die Manaia Georg Town in Richtung Roatan. Es ist schon erstaunlich wie „klein“ die Welt der Fahrtensegler ist. Mit der Zeit eröffnet sich ein Geflecht von Bekanntschaften. „Ah, kennt ihr diese Crew, ja doch kennen wir, haben sie in …… getroffen und sind Bekannte von …..“. Gute Bekanntschaften: man geht spontan aufeinander zu, hat natürlich ähnliche Interessen, hilft sich gegenseitig mit Rat und Tat, macht ab und zu auch einen gemeinsamen Ausflug, verabschiedet sich irgendwann, bleibt per Mail im Kontakt und trifft sich vielleicht irgendwo wieder.