Von Providencia nach Grand Cayman

4. Jan. bis 7. Jan 2017

Gegen den Urzeigersinn: Grand Cayman ist das Ziel

Nach dem Verlassen der schützenden Riffe nördlich von Providencia werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Die Wellen sind noch immer zwei bis drei Meter hoch und treffen uns aus Nordost, so dass manche Gischt und Wellenspitzen über das Brückendeck schlagen. Die Besatzung muss sich für einmal mit „Schaukeltabletten“ handlungsfähig halten. Immerhin stimmt der Wind mit etwa 20 kn aus Ostnordost. So können wir den Kurs Nord halten und den wollen wir unbedingt halten um nicht allzu nahe in das Grenzgebiet von Nicaragua und Honduras zu gelangen. Die Gegend ist ein berüchtigter Hot Spot der Piraterie und der letzte Überfall war am 20. Dezember gut 50 sm weg von der Küste.

Später in Grand Cayman lesen wir von drei weiteren Überfällen in denselben Gewässern zwischen dem 13. und 20. Januar.

Gegen Mittag drehen dann auch die Wellen zu unseren Gunsten auf Ostnordost. Wir laufen nun wesentlich angenehmer und sehen der ersten Nacht ruhig entgegen. Am nächsten Morgen stimmt uns der Wetterbericht zuversichtlich und wir entscheiden uns für Grand Cayman, also für die Route gegen den Uhrzeigersinn und weg von Honduras. Unser Entscheid wird durch angenehme 4-5 Bf Wind aus Osten und wenig Wellen aus derselben Richtung belohnt. Als der Wind mal kurzzeitig auffrischt beginnt unser Windgenerator hörbar und spürbar zu rattern. Ich riskiere es nicht den Rotor aus dem Wind zu drehen und bin einmal mehr von meiner vorsichtigen Seite gut beraten, denn kaum gedacht, tut‘s auch schon einen Knall und der Rotor verabschiedet sich nach oben weg – zum Glück nach oben -. Einen Moment sind wir sprachlos. Die Blätter des Rotors sind Messerscharf und wir reimen uns nach dem ersten Schreck zusammen was alles hätte passieren können ………….. und verabschieden endgültig jeden Gedanken einen Windgenerator jemals wieder an Bord zu haben.

Ohne Grossegel und mit gereffter Genua segeln wir durch die dritte Nacht und erreichen beim ersten Morgenrauen genau nach „Fahrplan“ Grand Cayman. So eine durchgebummelte Nacht hat zwei Vorteile: erstens sind wir im Ziel bestens ausgeruht und zweitens stimmt auch der Zeitplan für die Hafen- Zoll und Immigrationsbehörden.

Über Funk melden wir uns bei der Port Control an und es wird uns geheissen eine Boje vor dem Hafen zu belegen und zu warten. Um zehn Uhr legt das Boot der Port Control längsseits an und bittet uns mit allen Papieren an Bord zu kommen. Normalerweise muss man mit dem eigenen Schiff in den Hafen fahren, jedoch heute werden wir gefahren. Es eilt. Wegen dem angekündigten schlechten Wetter will man offenbar einlaufende Schiffe möglichst rasch abfertigen. Tatsächlich dauert der ganze Papierkram nicht lange und wir werden bald auf die Gallina zurückgefahren. Es wird uns geraten die andere Seite der Insel aufzusuchen. Wir tun dies, umfahren die Westseite der Insel und gelangen durch den Main Channel, eine schmale Durchfahrt zwischen den Riffen, in den North Sound. Im Governor`s Creek, einer geschlossenen Bucht umgeben von Mangroven und Villen finden wir eine Boje wo wir festmachen können. Das stürmische Wetter hält sich in Grenzen und erreicht Grand Cayman, entsprechend unseren Wetterprognosen, erst gegen den Morgen. Man ist hier offenbar sehr, sehr vorsichtig.