Samstag, 13. Juni 2020: irgendwo zwischen Martinique und Aruba würde ich gerne schreiben, aber dem ist nicht so, wir sind noch in Martinique, im Augenblick einmal mehr in der Anse Chaudière, am Anker. Tatsächlich, es war der Plan in diesen Tagen nach Aruba zu segeln. Vorgestern, morgens am 11. Juni, haben wir in Le Marin ausklariert. Dies im festen Glauben, dass Aruba die Quarantäne am 15. Juni fallen lässt. Schon am Nachmittag wars mit dem Glauben fertig. Über WhatsApp erfahren wir von Paul aus Aruba, dass die Quarantäne nun doch erst am 1. Juli aufgehoben wird. Nach Mail Verkehr mit der Marina Varadero in Aruba und bordinterner Diskussion, entschliessen wir uns für weitere 14 Tage Martinique und klarieren anderntags, also am 12. Juni, wieder in Frankreich ein. Die französische Flagge am Mast muss also noch zwei Wochen ausharren.
Vor uns wollte auch schon einer von Martinique lossegeln. Als wir am 2. Juni mit der Dopo vom Einkaufen zurückkehren macht uns ein Schwede, der auf seiner Yacht die Quarantäne absitzt, auf ein kleines Boot ziemlich weit draussen im Meer aufmerksam. Wir fahren raus, treffen bald auf ein kleines, maximal 3 Meter langes Plastikboot. Darin sitzt ein Mann mit einer grossen Kartonschachtel und einem Sixpack Cola. Der Mann versucht gerade mit einem Paddel und einem Fetzen Stoff Mast und Segel zu setzten. Er wolle nach Saint Lucia, gibt er uns zu verstehen. Nicht schlecht, sind es doch bis zur Insel rund 20 Seemeilen offenes Meer und die Wahrscheinlichkeit, dass er daran vorbei in Richtung des 1200 sm entfernten Panama driftet, liegt annähernd bei 100 Prozent. Wir können ihn schliesslich von der abenteuerlichen Überfahrt abhalten, nehmen die Nussschale samt verwirrtem Inhalt an die Leine und erreichen bald die sicheren Ufer Martiniques.
Sonntag, 14 Juni 2020: grossartig, erstmals dieses Jahr, mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen, haben wir eine kleine Makrele am Angelhaken. So langsam macht also die teure, anfangs Jahr erworbene Fischerrute Freude. Nehmen wir an, unsere Makrele wird auf dem lokalen Markt für einen Euro gehandelt, so müssen wir nur noch 200 Jahre fischen und die Rute ist amortisiert. Dies immer vorausgesetzt die Fischbestände bleiben auf dem heutigen Niveau, was sie ja, wie man weiss, nicht tun.
Dienstag, 16. Juni 2020: wie beinahe immer, also frühmorgens, verlassen wir die Anse Chaudière und segeln nordwärts in Richtung St-Pierre, wo wir um die Mittagszeit ankern. Nach unserem ersten Erfolg mit dem kleinen Fisch, sind wir natürlich zuversichtlich hier in St-Pierre grösseres zu fangen, ist doch bekannterweise der heilige Petrus der Patron des Pecheurs oder der Chef der Fischer. Und tatsächlich, schon am ersten Abend beisst wieder eine Makrele an. Sie ist etwa doppelt so schwer wie die erste was folglich bedeutet, dass wir in ca. 67 Jahre den roten Bereich unserer Aufwendungen verlassen werden. Dies immer vorausgesetzt …..
Donnerstag, 25. Juni 2020: heute regnet es den ganzen Tag. Langsam, aber sicher geht es in die Regen – und Hurrikan Zeit über. Die letzten Tage brachte auch den unangenehmen «brume de sable», den Sandnebel aus Nordafrika. Dieses Phänomen tritt offenbar immer dann auf, wenn über der Sahara starke Sturmwinde wehen und der aufgewirbelte Staub durch die Passatwinde über 5000 und mehr km bis in die Karibik verfrachtet wird. Nur das feinste Material, eben der Sandnebel, kommt hier an und bewirkt, dass die Sonne als schale Scheibe schwach am Himmel sichtbar ist. Die Stimmung ist eigenartig, beinahe bedrohlich.
Nun es ist auch an der Zeit die Gewässer von Martinique definitiv zu verlassen und das trockenere Aruba anzusteuern. Morgen wollen wir hier in St-Pierre ein zweites Mal ausklarieren und Übermorgen die 550 sm in Angriff nehmen. Hoffentlich wartet Aruba nicht mit einer neuen Überraschung.
Ein halbes Jahr Martinique mit einigen Ausflügen nach Guadeloupe, Les Saintes, Marie Galante und natürlich Dominica ist schon eine lange Zeit. Seit dem 22. März, also seit gut drei Monaten sind wir Corona bedingt ununterbrochen in Martinique. Wäre nicht die aufkommende Hurrikan Saison bedrohlich am Horizont, wir könnten es auch noch länger auf der sympathischen, sehr abwechslungsreichen Insel aushalten.
Samstag, 27. Juni 2020: tatsächlich, von Aruba sind keine Einreiseveränderungen angekündigt, das Wetter ist günstig, wir lichten den Anker mal nicht in aller Frühe, sondern gemütlich im Laufe des Morgens und nehmen Kurs auf unser nächstes Ziel. Adieu Martinique.
Samstag, 16. Mai 2020: seit dem 11. Mai dürfen wir wieder umhersegeln, wenigstens in den Gewässern von Martinique. Wir hören von Cruisers Net Martinique, dass es wichtig ist, die jeweils beabsichtigten Schiffs Bewegungen der CROSS AG (Centre Régional Opérationnel de Surveillance et de Sauvetageaux Antilles et en Guyane) per Funk, Telefon oder Mail mitzuteilen. Wir tun dies helvetisch korrekt und starten in Richtung Anse des Salinas. Dort besuchen wir Barbara und Ralph, ein sympathisches Paar aus der Schweiz und werden gleich zu einem wunderbaren Nachtessen auf deren Cat Lille Venn eingeladen. Was will man noch mehr am eigenen Hochzeitstag. Von ihnen erfahren wir auch, dass bei der Einreise in Aruba eine Quarantäne auf dem Schiff möglich ist. Da Curacao, die Nachbarinsel von Aruba, noch immer stur bei der Hotel Quarantäne bleibt, entschliessen wir uns kurzerhand für Aruba und melden uns in der Marina Varadero an.
Dienstag, 19. Mai 2020: seit gestern segeln wir entlang der Ostküste in Richtung Norden. Natürlich melden wir unsere Bewegungen der COSS AG. Heute nun, nach einer verpatzen Wanderung, erreicht uns ein Mail von genau dieser CROSS AG mit der Mitteilung, dass wir eben doch nicht frei herumsegeln dürfen wie es uns gefällt und wir gefälligst dort bleiben sollen wo wir gerade sind, andernfalls gibt’s Bussen.
Mittwoch, 20. Mai 2020: dort wo wir gerade sind, beim Städtchen Havre du Robert, gefällt es uns aber gar nicht, stinkendes, vergammelndes Sargassum und beissender Rauch vom Ufer her, bewegen uns heute in aller Früh und bei strömendem Regen einen besseren Platz zu suchen. Den finden wir vermeintlich beim Inselchen Ragot, wunderbar, idyllisch, wir sind das einzige Boot, wir wissen auch bald weshalb, denn Natur pur, vertreten durch eine Schar respektlos scheissender Finken in und um die Vengo, sogar auch im Schlafzimmer, veranlasst uns, trotz aller Liebe zu den Viechern, den nächsten Ankerplatz aufzusuchen und bald ankern wir bei der Ilet Madame mit deutlich weniger Finken. Hier ist es wunderschön.
Donnerstag, 21. Mai 2020: das gestern Gültige gilt heute nicht mehr. Das Gouvernement kündet es über Facebook an, es darf wieder innerhalb der 12 Meilen Zone um Martinique gesegelt werden und auch an vielen Stränden ist nunmehr baden und Wassersport jeglicher Art erlaubt. Wenn wir an die Mails mit der CROSS AG denken ist bei diesem Hin und Her wahrscheinlich französisches «je mon fou» besser als helvetisches «ja mer mached das». Also so ganz nach dem Motto „wecke keine schlafenden Hunde“. Aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer.
Freitga, 22. Mai 2020: das Leben am Anker während dem Lockdown ohne diesen Verkehr hatte auch seine Qualität.
Montag, 11. Mai 2020, Anse Caritan: 50 Tage am selben Ankerplatz sind vollbracht und der Lockdown wird nach Vorgaben von Paris etwas gelockert. Wir dürfen uns nun ohne QR-Code in einem Radius von 100 km frei bewegen, das reicht für ganz Martinique, wir dürfen überall wo geöffnet ist wieder einkaufen, mal mit mal ohne Maske, je nach Laden, wir dürfen, nachdem wir eine Bewilligung eingeholt haben, in den Gewässern von Martinique umher segeln und anderswo ankern, wir dürfen uns mit acht weiteren Personen unter Einhaltung der social distance treffen, wir dürfen zwischen 21.00 und 05.00 nicht ausser Haus (Schiff) und wir dürfen, wenn mehr als 20 Neuinfektionen pro Tag auftreten, alles nicht mehr ausser letzteres. Toll, ist das die neue Normalität? Noch ist nicht entschieden, ob die gelb beschilderten Wanderwege sowie die Strände benutzt werden dürfen.
Aufenthalt am Strand verboten, wir werden wieder mal daran erinnert, dass wir doch Mitglieder des tierischen Vereins sind.
Wie sieht es sonst aus bei unseren weiteren in Betracht gezogenen Zielen? Grenada, Trinidad and Tobago sind noch immer geschlossen. Curacao hat mit 14 tägiger Quarantäne in einem Luxushotel, 150 $ je Person und Nacht, geöffnet. Zwischen Einreisenden mit Flugzeug oder mit Segelboot wird bislang nicht unterschieden, man hat dort offenbar nicht bemerkt, dass sich Schiffe ausgezeichnet für eine Quarantäne eignen. Immerhin, nach Gerüchteküche, scheint es, dass diesbezüglich die Interessengemeinschaft der Segler mit der Regierung verhandelt und Ergebnisse bis Ende Woche zu erwarten sind. Unser Freund Nano, ein Argentinier, Optimist auf Dauer und mit Familie in Panama schreibt: Rolf! Claudia! How are you? No news here. The cases are growing in kuna yala (San Blas). And its quite expensive here. The food nowdays. Thinking to go to bocas del toro (Panama) or even to Guatemala when the lock down opens there …….. Panama ist momentan wohl nicht der richtige Ort zum Anlaufen. Und zurück nach Europa? Nach etlichem Abwägen haben wir uns entschlossen noch ein Jahr hier, also in der Karibik, zu warten, um dann für Pazifik oder Europa zu entscheiden. Der Pazifik lockt natürlich unglaublich, aber so wie dort die Bedingungen wegen Corona momentan sind, geht jede Lust danach verloren, also besser zuwarten. In der gegenwärtigen Situation ist es sicher auch nicht schlecht hier in Martinique zu bleiben, um erst mal abzuwarten wie sich alles weiterentwickelt. Wirklich gefährlich wird die Hurrikan Saison erst ab Mitte Juli und wir haben immer die Option nach Süden auszuweichen.
Mittwoch, 13. Mai 2020: gestern erfahren wir es von Annie aus dem Nachbarschiff, wir dürfen wieder wandern. Als Mitarbeitende bei «Cruisers Net, Martinique» und fleissige face book Nutzerin, ist sie so ziemlich auf dem Laufenden über die aktuellen Regeln.
So besteigen wir heute in aller Früh einen Berg, vor dem Lockdown wäre es ein Hügel gewesen, aber mit unserer «Lochdownkondition» besteigen wir eben doch einen Berg, den genau 200 Meter hohen «Piton Crève Coeur» und geniessen die wunderbare Aussicht auf die Buchten von Sainte Anne und Le Marin.
Bucht von Le Marin
Die Meldung, oder besser das Gerücht aus Curacao, hat sich nach unserer Rückfrage als nicht ganz richtig erwiesen. Wir erhalten folgendes Mail:
„the entering procedure changes by the week. Right now it is arrival Monday/Tuesday, spend a few hours to put the boat to a ‘sleep’(Curacao marine helps), move to a special quarantine hotel (80 dollars pro room and 40 dollars for food each), and then fly out on Wednesday(KLM)“. So if you can wait, pls wait…..in 2-3 weeks, it will be better!!!
Wir können warten!
Freitag, 15. Mai 2020: über Facebook erfahren wir von OCC Caribbean Net+, dass Französisch Guiana, Suriname und Grenada nun mit 14 tägiger Quarantäne öffnen. Cuaracao tut sich noch etwas schwer, jedoch neue Entscheidungen werden bis Montag erwartet. Wir sind zuversichtlich, dass es bald weiter gehen wird, weg aus der Hurrikan Zone.
Tag 33 bis Tag 44 verbringen wir wie Tag 1 bis Tag 33: wir baden, lesen, misten Fotos, bearbeiten Fotos, putzen, baden nochmals, gehen einkaufen, spazieren die erlaubte Stunde und steigern auf marschieren, tauchen, ….. was man halt so macht am Anker.
Bei der Fahrt mit dem Dinghy zu einem Sundowner am Heck der Yacht von Margrit und Heinz, sehen wir die Madgic, den Katamaran von Vincent und Nathalie, einem Paar aus Frankreich. Wir haben die beiden bei den Cayman Inseln kennengelernt, sie haben uns damals zu einem karibischen Punsch, Rum mit Zitronensaft, eingeladen und wir haben uns bald sehr gut verstanden. Vielleicht waren auch mehrere Punsche im Spiel. Später, in der Panamarina, Panama, treffen wir die beiden wieder und verbringen einige gute Abende zusammen. Sie sind jede Saison in der Karibik und reisen während der Hurrikan Zeit nach Frankreich zur Arbeit, Nathalie ist Krankenschwester und Vincent Narkosearzt. So sind sie auch jetzt am Packen und fliegen morgen zurück nach Frankreich. Sie hatten Pech. Als überall wegen Corona die Grenzen schliessen, sind sie gerade in Kuba, werden dort rausgeschmissen, dürfen in der Folge Jamaika, Guatemala und Curacao nicht anlaufen, so dass die beiden schliesslich nach 18 Tagen und 2600 zurückgelegten Seemeilen in Martinique ankommen. Während der Hurrikan Saison kann ein Schiff nicht unbeaufsichtigt hier in Martinique vor Anker liegen und Platz im Hafen oder an einer unsicheren Boje hat es ohnehin nicht. So entschliessen sie einen Skipper mit Team zur Rückführung ihrer Madgic nach Frankreich zu engagieren.
Mittlerweile sieht es so aus, dass hier in Martinique ab Montag 11. Mai die Restriktionen etwas gelockert werden sollen, wie das konkret aussehen soll wissen wir allerdings noch nicht. Aus der Werft in Curacao erfahren wir, dass dort wieder gearbeitet wird und die Hoffnung besteht, dass auch bald wieder Yachten die Insel anlaufen können, daumendrücken.
Samstag 21. März 2020, plage des Trois Ilets, Insel Marie Galante bei Guadeloupe, frühmorgens: wir sehen es im Internet, Frankreich will bis Montag 23. März entscheiden ob nicht EU Segler auf den französischen Inseln Saint Martin, Guadeloupe mit Les Saintes und Marie Galante, sowie Martinique bleiben dürfen oder ausgewiesen werden. Eine unangenehme Situation, zumal wir auch vernehmen, dass auf Les Saintes bereits die ersten nicht EU-Segler aufgefordert wurden den Anker zu lichten und das Gebiet zu verlassen. Die Schweiz gehört zwar zum Schengenraum, aber nicht zur EU, wir sind verunsichert. So beschliessen wir so schnell wie möglich südwärts nach Martinique zu segeln, der Insel von welcher wir das jüngste, aktuelle Klarierungsdatum haben. So rasch geht es allerdings nicht, die Leine einer Fischerboje verheddert sich im Propeller, eigentlich ist diese ja nicht schuld, wir ankern ein zweites Mal und Claudia, ganz glücklich, kommt noch zu ihrem Morgenbad. Mit raumem Wind, Genua und gutem Speed segeln wir schliesslich zügig in Richtung Dominica. Am frühen Mittag sind wir bereits auf der Höhe der Ankerbucht von Porthmouth, Dominica. Schon dreimal dieses Jahr lagen wir hier vor Anker und es fällt uns schwer am sympathischen Ort vorbei zu segeln zumal auch der Wind abnimmt. Zwischen Guadeloupe und Martinique, also im Sandwich zweier europäischer, Inseln tickt Dominica ganz anders, vielleicht auch wohltuend anders. Beim Eindunkeln erreichen wir die Südspitze des kleinen Inselstaates, der Wind aus ost-nord-ost kommend frischt auf und wir rauschen im zweiten Reff durch die mondlose, aber sternenklare Nacht in Richtung Martinique. Herrlich wie die Vengo mit bis 11 kn Geschwindigkeit durch die Wellen geht. Sonntag 22. März 2020, Anse Caritan: im Laufe der Nacht erreichen wir die Nordspitze von Martinique, sind am Morgen in aller Früh im Süden der Insel, wo wir bei Saint Anne, genauer in der Anse Caritan, ankern und erst mal eine Runde schlafen. Im Internet, www.noonsite.com, lesen wir später über Curacao und Panama, zwei unserer Ziele für dieses Jahr:
Curacao
“All airports and seaports are closed in the ABC Islands.
No entry for yachts – you will be turned away by the Coastguard.
Efforts are being made to assist Dutch yachts around the Caribbean to Curacao for hurricane season, but this is in the hands of the Gov. and won’t be made for a month/6 weeks at least.”
Panama
“The situation is becoming critical in Panama. The Aeronaval Police are getting more severe every day and turning boats away and out of anchorages. In the Las Perlas Islands just this morning 20 boats were told to leave Panama, with nowhere to go. In Shelter Bay Marina it has been reported that the Aeronaval are not allowing boats to enter and all are armed. San Carlos/Vista Mar, La Playita and Flamenco marinas are not allowing any boats in (cruising permit or not).
The situation is developing fast and it is recommended that cruising boats do not head for Panama at the current time.”
Beides nicht erfreulich und in Martinique? Auf www.noonsite.com lesen wir weiter:
“Martinique will not be allowing non-EU flags into the country as of Monday 23 March.”
Eigentlich dürfte es keine Probleme geben, wir sind zwar nicht in der EU jedoch schon seit Februar in Martinique einklariert. Trotzdem bleibt uns eine gespannte Ungewissheit und Nervosität. Schnell ändern die Bestimmungen und diese werden zunehmend restriktiver. Montag 23. März 2020: über Cruisers Net Martinique erfahren wir, dass alle Boote, die vor dem heutigen Tag in Martinique einklariert haben, auch auf unbestimmte Zeit bleiben dürfen. Super, fürs erste haben wir eine Bleibe, allerdings nur auf Zeit, im Nacken sitzt uns die kommende Hurrikan-Saison.
Donnerstag 16. April 2020: seit bald vier Wochen hängen wir wegen des Coronavirus bei Martinique am Anker. Wir sind nicht allein. Nach offiziellen Schätzungen ankern noch weitere 700 Boote hier bei Saint Anne und Le Marin. Dabei sind die Yachten im Hafen und an den Bojen von Le Marin nicht einmal mitgezählt. Monos, Katamarane, Trimarane, alte oder neue Boote mit alter Besatzung, neue oder alte Boot mit junger Besatzung, davon die meisten ohne aber doch auch einige mit Kindern, hängen in gleicher Weise hier herum, indem sie alle einigermassen synchron mit dem Heck zwischen 230 und 310 Grad West hin und her schwoien. Glücklicherweise sind wir ganz am südlichen Ende der Bucht von Saint Anne, so dass wenigstens der Blick nach Süden uns den Traum der grossen Seglerfreiheit einigermassen vorgaukelt und wir auch von der kollektiven Kacke der versammelten Yachten besser verschont bleiben als mitten drin. Die meisten Crews halten sich an die französischen Corona-Regeln. Diese sind streng und die Bussen beträchtlich. Trotzdem, einige wenige tun das nicht, schwimmen weiter als die erlaubten 50 m um ihr Schiff, gehen an den Strand spazieren oder joggen, entfernen sich weiter als den erlaubten Kilometer von ihrem Beiboot Parkplatz, wandern gar auf den Wanderwegen und besuchen einander gegenseitig während der Ausgangssperre in der Nacht auf ihren Schiffen. Da kann es dann doch mal sein, dass die Küstenwache mit Boot, Helikopter oder sprechender Drohne die Ungehorsamen zurechtweist. Da kommt auch grosses Unbehagen auf, ist das der demokratische Staat der Zukunft?
Wie verbringt also die Crew der Vengo ihre Tage im schwimmenden, gut überwachten Knast? Bisher ganz gut: an der Vengo putzen, basteln, flicken, turnen (man nennts auch Pilates), gut essen, zuviel essen, Dinge erledigen die schon lange erledigt sein sollten, Fotos misten, Fotoalben kreieren, Sonnenuntergänge und Wolken fotografieren, um die Vengo herumschwimmen, unter der Vengo tauchen -ob das wohl erlaubt ist- und ganz wichtig immer auch die coronamässg etwas verlängerte Siesta halten. Einmal die Woche schippern wir mit dem Dinghy nach Le Marin, stehen in die Warteschlange, kaufen ein und fahren dann wieder heim. Ab und zu pflegen wir auch den Social Contact indem wir uns mit dem Dinghy ans Heck eines anderen Schiffes hängen und so, bei Social Distancing, mit der befreundeten Crew bei einem Bierchen plaudern.
Leben unter der Vengo
Donnerstag 23. April 2020: Grossartig, heute entdeckt der Bordelektriker welche Schalter zu bedienen sind, um die Motoren auch mit den Service Batterien zu starten. Beim absolut ungenügenden Manual von Catana keine einfache Sache, zumal die beiden Schalter ganz unten hinten im Motorenraum montiert sind. Die Corona-Zeit ermöglicht eben ausgedehnte Expeditionen durch die Vengo.
Wir machen uns in den letzten Tagen auch vermehrt Gedanken wie und wo wir die näher rückende Hurrikan Saison bewältigen sollen. Diese beginnt offiziell Anfangs Juni und dauert bis Ende November. Am gefährlichsten ist es von Mitte August bis Mitte Oktober. Es gibt verschiedene Optionen und hängt davon ab, ob und wie die einzelnen Staaten die Corona Bestimmungen ändern:
• Wir bleiben in Martinique und verziehen uns erst bei einer Ankündigung eines aufziehenden Hurrikans 150 bis 250 sm in Richtung Süden in die Gegend von Grenada, Trinidad and Tobago oder etwas weiter nach Curacao, also immer 12 Grad nördliche Breite oder südlicher. Bei einem solchen Ausweichmanöver garantiert Martinique mittlerweile mit einer Erlaubnis zur Rückkehr unabhängig der Flaggenherkunft, grossartig, chapeau.
• Öffnet eines der oben erwähnten Länder die Grenzen mit oder ohne Quarantäne bestünde auch die Möglichkeit Ende Mai einen dieser Orte anzusteuern. Dabei wäre uns Curacao am liebsten, da wir dort bereits vor dem Lockout einen Platz am Trockenen reserviert haben. Wir wollen dort das Unterwasserschiff mit einem neuen Antifouling beschichten.
• Nach einer eher chaotischen Grenzschliessung in Panama hat sich dort die Situation beruhigt. Drei Marinas an der Karibikküste sind, mit einer vorgängigen Quarantäne von 14 Tagen, offen. Ansonsten herrschen sehr strenge Lockdown Regeln, so dass ein Anlaufen des Kanalstaates noch wenig Sinn macht.
• Zurück nach Europa segeln könnte eine weitere Option sein, aber wohin mit einem Schiff mit Schweizer Flagge. Bisher darf man auf den Azoren und ganz Portugal Proviant und Treibstoff aufnehmen aber nicht bleiben. Das gleiche gilt für Spanien. Einzig einige Häfen Italiens lassen sich mit 14 Tagen Quarantäne anlaufen, es wird jedoch dringend von einem solchen Unterfangen abgeraten. Wetterbedingt müssten wir bis spätestens Ende Mai die Segel in Richtung Europa setzen.
Bis Ende Mai haben wir noch alle vier Optionen offen. Das Problem: welche Staaten ausser Panama öffnen bis dann ihre Grenzen ……. Geduld, Geduld.
Freitag 24. April 2020, 16.00: am Dinghy Steg in Saint Anne: gehorsam füllen wir das Formular «attestation de déplacement dérogatoire» im App auf unseren Handys aus, tippen auf die Taste «générer mon attestation» und schon erhalten wir den QR-Code zum Vorzeigen bei einer polizeilichen Kontrolle. Schöne neue Welt, wir sind glücklich und haben jetzt die Erlaubnis für einen Spaziergang von maximal einer Stunde und mit maximal einem km Distanz vom Dinghy, grossartig.
Der Fairnesshalber muss doch erwähnt sein, dass man in Paris die Départements d‘outre-mere nicht vergessen hat und es mit der Versorgung der Insel, Pflegematerial, Lebensmittel etc., bis anhin gut funktioniert, so dass wir letztlich ganz froh sind, dass wir hier vor Anker liegen können.
Nach unserer Ankunft in der Anse Salinas verschieben wir uns anderntags in die Anse Caritan. Hier sind wir näher bei Sainte Anne, wo wir wie schon vor vier Jahren, am ordinateur in der Bar BouBou einklarieren, drei Euro bezahlen und damit in Frankreich sind.
Abgesehen davon, dass die Vengo beim Segeln wirklich begeistern kann, hat sich auf der Überfahrt klar gezeigt, welche Mängel, beziehungsweise welche Probleme noch dringend behoben werden müssen. Das sind der Kühlschrank und Tiefkühler, mittlerweile schafft es auch dieser nur noch bis minus fünf Grad, die lausige Strombilanz, der Kühlwasserverlust am Generator und natürlich das lästige Quietschen und Knarren im Bachbordrumpf. Für solche Problemlösungen ist die Marina von Le Marin der ideale Ort. Sie liegt tief in einer Bucht nordöstlich von Sainte Anne und ist mit dem Dinghy gut erreichbar. Viele Läden und Werkstätten befriedigen die Wunschlisten flickender und bastelnder Yachties mit Ersatzteilen und Knowhow. Dieses Spektrum an Wünschen ist bekanntlich immens. Da natürlich bis nach Neujahr kaum ein Laden offen hat, beschliessen wir diese Zeit an der Ostküste von Martinique zu verbringen. Dort gibt es einige geschützte, abgelegene und sehr schöne Buchten. Danach sind wir für die Arbeiten an der Vengo bis zum 24. Januar in der Bucht von Le Marin am Anker oder an einer Boje. Zwischendurch versetzen wir uns auch wieder mal nach Sainte Anne. Es gefällt uns da besser, es ist badefreundlicher.
Lausige Strombilanz: Steven, ein junger, sehr kompetent wirkender Elektriker kontrolliert die Kapazitäten der Haushalts Batterien, 40%, 40%, 40% und 0% so das ernüchternde Ergebnis, wir besorgen vier neue Batterien à je 120 Ah und bauen dies noch am selben Tag ein. Was beim jungen Elektriker erhebliches Kopfschütteln auslöst sind die an den Kabelschuhen lediglich gesteckten und nicht gepressten Verbindungen zwischen den Batterien und er meint, dass mit solchen Verbindungen Batterien ruiniert werden. Steven kontrolliert auch die Bilgen Pumpe im steuerbord Motorraum, dazu windet er sich neben dem Motor nach vorne und findet ganz unten auch dort eine ungenügend montierte Steckverbindung. Nach einigem Hantieren läuft die Pumpe wieder.
Erfreuliche Strombilanz: das Ersetzen der Batterien bringt natürlich enorm viel. Um die Strombilanz nochmals erfreulich zu steigern, montiere ich später noch zwei zusätzliche Solarpanels mit je 110 Watt. Wir können nun den gesamten täglichen Stromverbrauch, inklusive Kühlschränke und Entsalzungsanlage, schon bei ca. 50% direkter Sonneneinstrahlung mit Solarstrom abdecken.
miserable Strombilanz, lausige Kabelverbindungen, wechseln der Batterien, und weitere Solarpanels
Kühlschrank und Tiefkühler: der lokale Händler kann uns überzeugen, dass beide nichts mehr taugen und am besten zu ersetzen sind. Wir tun dies indem wir neu den Tiefkühler ersatzlos streichen und zwei Kühlschränke mit je einem Gefrierfach einbauen.
Kühlwasserverlust am Generator: Seit Gibraltar beobachten wir einen Kühlwasserverlust am Generator. Bei genauerer Betrachtung des Expertenberichtes verraten Rostspuren auf einem Foto, dass das Problem bereits in Canet bestand, wir den Mangel jedoch mit «blödem Catanavertrauen» nicht bemerkt haben. Wie auch immer, Manuel, Mechaniker, Vater und auch sehr jung, richtet die Angelegenheit im zweiten Anlauf und macht auch die notwendigen Revisionsarbeiten am Gerät.
Quietschen und Knarren: das ist nun definitiv Sache eines alten Bootsbauers. Durch Beobachten, Lauschen und Drücken wird die Ursache gefunden und nach einer Behandlung mit einem Sägeblatt verstummt die Nervensäge.
neue Kühlschränke, Revision des Generators und beenden des Quietschen und Knarrens
Zusätzlich lassen wir noch je einen kleinen Service an den beiden Motoren durchführen, ersetzen das zu dicke Grossfall durch ein dünneres und bestellen den auf dem Atlantik herbeigesehnten Gennaker bei Incidence Sail.
Allgemein muss erwähnt werden, dass hier in Le Marin bezüglich Qualität und Pünktlichkeit ausgezeichnet gearbeitet wird. In Canet en Roussillon könnte man etwas lernen.
Wir sind während dieser Zeit aber nicht nur am Schuften, ein erster Versuch die Haare zu schneiden gelingt dank Muriel, ein erster Versuch den Montagne Pélée zu besteigen misslingt wegen schlechtem Wetter, dafür bekommen wir bei der Rundfahrt mit unserem Mietauto einen schönen Eindruck von Martinique und auch eine Wanderung entlang der Küste bei Sainte Anne bringt eine erfreuliche Abwechslung.