Zwischen Martinique und Aruba

Sonntag, 28. Juni 2020: wir haben es geschafft, sind von Martinique losgefahren und laufen mit gemächlichen 5-6 kn vor dem Wind in Richtung Aruba. Der Sandnebel verschleiert noch immer den Himmel und zieht mit uns in Richtung Westsüdwest, genau wie auch das Sargassum, das als mehr oder weniger grosse Teppiche durch die See treibt. Grössere Teppiche sind so dicht gepackt, dass Vögel darauf spazieren und nach Futter suchen können (Bild oben), dass Plastikabfälle gut sichtbar darin mittreiben und die Vengo nur langsam und ohne das übliche Rauschen durch das dichte Grün voran schleicht. Über uns der schale Himmel, unter uns das grüne Sargassum, hinter uns Corona und auch vor uns Corona, verleiht der Fahrt eine annähernd surrealistische Stimmung. Dazu passend rattert ab und zu die Rolle der Angelrute, meterweise rollt der Silk ab, bis Claudia die Rolle stoppt, den Köder einholt, schliesslich das erbeutete Sargassum vom Haken löst und ins Meer wirft. Das Prozedere wiederholt sich, mit wiederkehrend gleichem Erfolg. Das Sargassum ist eindeutig der Hauptgrund für unserer unbefriedigende Fangquote. Was machen wohl all die Sportfischer mit ihren vielen Ruten am Heck ihrer Motoryachten? Bleibt zu hoffen, dass das Sargassum für die Hochseefischbestände weniger Schaden verursacht, als es die Sportfischer aus dem Norden tun.

 

Montag/Dienstag, 29./30. Juni 2020: fantastisch, der Halbmond scheint zwischen den beiden in butterfly style gesetzten Vorsegeln durch und weist uns den Weg. Der Wind ist mit etwa 14 kn genau richtig, die Wellen sind sanft, die beiden Segel, backbord die Genua und steuerbord der Code 0, stehen ruhig und die Vengo läuft mit 7-8 kn platt vor dem Wind unserem Ziel entgegen. Solche Nächte alleine in der ozeanischen Provinz gehören zum Schönsten, was das Segeln auf hoher See bringen kann. Es scheint, als wäre man auf einem anderen Planeten.

Dienstag/Mittwoch, 30. Juni/1. Juli 2020: Der Wind hat nun massiv aufgefrischt und erreicht in Böen bis 30 kn. Dazu schiebt auch eine Strömung von hinten mit 1-2 kn. Ohne Grosssegel und mit einer auf ein Drittel gereffter Genua reduzieren wir die Geschwindigkeit auf gemütliche 6 kn. Schneller zu segeln macht wenig Sinn. Wir wollen nicht vor der Morgendämmerung Aruba erreichen, da die Hafeneinfahrt von Barcadera durch die Riffe hindurch als etwas heikel beschrieben wird.